Kalix - Die Werwölfin von London
hinauf.
»Du kannst sie doch nicht einfach verbrennen. Ich habe dich in dem neuen orangefarbenen Kleid gesehen. Du hast ... ahm ... fabelhaft ausgesehen.«
Daniel wand sich regelrecht, weil es ihm peinlich war, das zu sagen, aber es brachte Malveria dazu, stehen zu bleiben. Sie wandte langsam den Kopf. Durch die Flammen in ihren Augen stiegen ihre Tränen als zischender Dampf auf.
»Wirklich?«
»Absolut«, antwortete Daniel mit heftigem Nicken. »Fabelhaft. Glaub mir, das habe ich noch nie über ein Kleid gesagt.«
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Die Flammen aus Malverias Augen und Nase wurden kleiner. Sie ging einen Schritt auf Daniel zu. »Das Kleid ist wirklich schön.«
»Es ist wunderbar«, stimmte Daniel zu, während er hektisch nach einem weiteren Kompliment suchte. Ihm fiel etwas ein, das Moonglow einmal voll Bewunderung zu einer Freundin gesagt hatte. »Und natürlich könnte nicht jede Frau so etwas tragen.«
Malveria nickte.
»Das stimmt. Dieser Orangeton ist gewagt. Nur wenige Elementargeister kämen damit durch. Und doch wusste ich auf den ersten Blick, dass ich darin strahlen würde wie die Sonne am Mittagshimmel.«
»Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.«
Die Flammen erloschen. Malveria kam die Treppe herunter. Dann brach sie plötzlich in Tränen aus.
»Na, na, schon gut«, sagte Daniel, führte sie zurück ins Wohnzimmer und half ihr auf das Sofa. »Willst du mir nicht sagen, was los ist?«
Daniel brauchte einige Zeit, um herauszubekommen, was genau zwischen Malveria und Thrix vorgefallen war. Als ihre Tränen getrocknet waren, versank Malveria in tiefe Depression. Daniel holte ihr Wein und durchsuchte die Fernsehzeitschrift nach einer Modesendung, die sie vielleicht aufmuntern würde. Leider wurde Malveria nur noch trauriger, als er eine Vorher-Nachher-Show fand.
»Mich macht niemand mehr schöner«, sagte Malveria ergriffen von Rührseligkeit. »Du hast so ein Glück, dass du mit Freunden zusammenwohnst, die dich niemals verraten würden.«
Daniel nickte.
»Aber so gut verstehen wir uns auch nicht«, gab er zu. Die Feuerkönigin horchte auf, deshalb erzählte Daniel ihr davon, wie unglücklich er wegen Moonglow und Markus war.
»Moonglow ist nach Markus richtig verrückt, viel mehr als nach Jay.«
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Daniel hatte angefangen zu erzählen, um Malveria von ihrer Traurigkeit abzulenken, aber es dauerte nicht lange, bis er Malverias Probleme vergaß und sich auf seine eigenen konzentrierte. Die Feuerkönigin stellte sich als gute Zuhörerin heraus. Sie war an allem interessiert, was er über sich und Moonglow zu sagen hatte.
»Verzweifle nicht, junger Daniel. Ich habe viel Erfahrung mit Liebenden. Gib die Hoffnung nicht auf. Eines Tages wird Moonglow dich wollen.«
Daniel schöpfte Hoffnung. Immerhin kannte Malveria sich in diesen Dingen aus. Aus lauter Dankbarkeit schenkte er Malveria Wein nach, obwohl er weniger dankbar gewesen wäre, wenn er vom Handel zwischen der Feuerkönigin und Moonglow gewusst hätte. Daniel wurde nervös, als die Haustür geöffnet wurde, aber Malveria beruhigte ihn.
»Das ist nur Moonglow. Markus ist nicht bei ihr.«
»Vielleicht haben sie ja Schluss gemacht«, sagte Daniel hoffnungsvoll.
Strahlend platzte Moonglow in das Zimmer. »Ich liebe Markus!«, rief sie. Daniel und Malveria sahen sie finster an. »Wieder macht ein MacRinnalch Ärger«, dachte Malveria und verwünschte die ganze Familie. »Wo ist Kalix?«, fragte Moonglow. »Sitzt schmollend in ihrem Zimmer.«
»Ach je.« Moonglow bemerkte, dass auch Daniel und Malveria nicht besonders glücklich wirkten. »Was ist los?«
»Malveria hat sich mit Thrix gestritten«, erklärte Daniel, weil er nicht von seinen eigenen Problemen anfangen wollte. Moonglow war besorgt. In ihrem Zustand mochte sie niemanden unglücklich sehen. Sie hörte sich Malverias traurige Geschichte an. Anschließend nickte sie.
»So was kann einen schon mitnehmen«, stimmte sie zu. »Aber du glaubst doch nicht wirklich, Thrix würde dich betrügen, oder?«
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»Doch, natürlich!«, rief Malveria. »Genau dieses hinterhältige Verhalten bin ich von der Zauberin gewohnt.«
»Nein, im Ernst«, sagte Moonglow und sah Malveria unverwandt an. »Das glaubst du nicht wirklich, oder?«
Malveria starrte zurück. Es gefiel ihr nicht, wenn man ihr widersprach. Dann zuckte sie mit den Schultern.
»Vielleicht tut sie es nicht.«
»Natürlich nicht«, sagte Moonglow auf ihre freundliche Art. »Das würde Thrix dir nie antun. Wahrscheinlich ist sie nur
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