Kalix - Die Werwölfin von London
frustriert auf, dann drohte sie ihrer Nichte wieder mit dem sofortigen Tod.
»Kalix ist schuld«, sagte Vex. »Sie hat mich dazu gebracht.«
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»Lüg mich nicht an, elende Nichte. Das hat die Werwölfin nicht getan.«
Moonglow kam hereingelaufen und wollte wissen, was vor sich ging-
»Meine niemals-adoptierte Nichte wird gleich sterben!«, rief Malveria.
Gleichzeitig fiel Vex etwas aus der Tasche. Die Feuerkönigin schnappte es sich sofort, dann taumelte sie entsetzt zurück.
»Ein Ohrring? Du hast meine neuen Ohrringe gestohlen?«
»Siehst du, den Fehler machst du immer, Tante Malvie. Beim ersten verdächtigen Anzeichen ziehst du sofort falsche Schlüsse. Ich habe deine Ohrringe nicht gestohlen. Nur geliehen.«
»Warum?«
»Weil ich sehen wollte, wie sie zu den Schuhen aussehen. Du sagst schließlich immer, man könne Accessoires nicht für sich genommen beurteilen.«
Thrix lachte. Sie konnte nicht anders. Selten hatte sie eine so unpassende Zusammenstellung gesehen wie den zerlumpten Pilotenanzug und die pinkfarbenen Sandalen.
»Außerdem ist es nicht meine Schuld«, fuhr Vex fort. »Hier liegen alle nur herum und sind traurig. Mir war langweilig. Deshalb dachte ich, ich schaue mir mal ein paar von deinen neuen Sachen an. Nur um zu sehen, ob sie zueinander passen. Außerdem hat Kalix mich dazu gebracht.«
»Bringt mir denn niemand ein Messer?«, klagte Malveria. »Daniel, hol mir sofort dein bestes Opferwerkzeug.«
Moonglow fürchtete, Malveria könne es wirklich ernst meinen, und beeilte sich, sie von ihrer Wut abzulenken.
»Könnte ich sie mal angezogen sehen?«
»Wen?«
»Die Schuhe. Sie sind so zierlich. Einfach wunderhübsch.« »Ich trage keine Schuhe, die meine idiotische Nichte beschmutzt hat!«, sagte Malveria äußerst verärgert.
»Sie sieht damit auch lächerlich aus«, sagte Moonglow clever.
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»Man muss sie richtig zur Geltung bringen. Zieh sie doch bitte mal an.«
»Ich würde sie auch gerne sehen«, fügte Daniel hinzu, der sich eigentlich nicht für Damenschuhe interessierte, aber er fürchtete, er müsse alles saubermachen, wenn Malveria Agrivex auf ihrem Wohnzimmerteppich opfern würde.
Malveria schnaubte abfällig, reckte die Nase in die Luft und weigerte sich mitzuspielen. Die Zauberin nahm Vex die Schuhe ab und stellte sie neben Malveria. Dann murmelte sie zu Moonglows und Daniels Überraschung einen Zauber, der einen Spiegel vor der Feuerkönigin erscheinen ließ, und stellte das Licht im Zimmer so ein, dass es ihr besonders schmeichelte.
»Ich weigere mich, sie anzuziehen«, sagte Malveria. »Sie wurden befleckt.«
»Zieh sie doch an«, sagte Moonglow. »Sie stehen dir sicher großartig.«
Malveria konnte nicht länger widerstehen. Sie schlüpfte in die pinkfarbenen Schuhe. Auf ein Wort von ihr hin schlossen sich die Riemchen um ihre Knöchel, dann betrachtete sie sich im Spiegel. Ein tiefer Seufzer der Freude kam über ihre Lippen. Von allen zierlichen, erlesenen hochhackigen Sandalen in dieser und der nächsten Welt waren diese die schönsten. Malveria vergaß ihren Ärger.
Tränen des Glücks traten ihr in die Augen. Sie umarmte die Zauberin.
»Ich liebe diese Schuhe«, sagte sie.
Daniel und Moonglow waren erleichtert.
»Nachdem das geklärt ist, wie wäre es mit etwas Wein?«, schlug Vex vor.
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i77
Dominil war ratlos. Als sie nach London gekommen war, hatte sie Beauty und Delicious als ein Paar zugedröhnte Verliererinnen kennengelernt, die nichts hinbekamen. Dank ihrer Charakterstärke hatte sie die beiden wieder auf Kurs bringen können. Während dieser ganzen Zeit hatten sie sich nicht unbedingt gemäßigt, aber immerhin angestrengt. Sie hatten weniger getrunken, waren zu den Proben erschienen und hatten an ihren Songs gearbeitet. Alles schien gut zu laufen. Weder der brutale Zwischenfall im Studio noch der einschüchternde Besuch der Douglas-MacPhees hatte ihre Begeisterung für Musik dämpfen können. Deshalb verstand Dominil nicht, warum jetzt, nachdem sie ihnen den heißersehnten Gig beschafft hatte, wieder alles schiefging.
Ihr Benehmen war schlimmer als je zuvor. Sie waren kaum mal in der Lage, ihre Gitarren in die Hand zu nehmen. Dominil konnte es sich einfach nicht erklären.
Wie sehr sie auch mit den beiden schimpfte, sie gaben sich einfach keine Mühe.
»Wir sind Musikerinnen«, war alles, was Beauty sagte. »Wir müssen nicht üben.
Beim Auftritt läuft schon alles.«
Daran glaubte Dominil nicht. Wenn es so weiterging, würde beim
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