Kalix - Die Werwölfin von London
Die königliche Kutsche ist neu vergoldet, und die Räder wurden mit frischem Blut benetzt.«
Als es endlich Zeit wurde zu gehen, verabschiedete Thrix sich von Malveria.
Sobald sie den Dachboden verließ, spürte sie Gawain. Sie ging zu Kalix' Zimmer und blieb vor der Tür stehen. Sie wusste, dass Gawain zusammen mit Kalix dort drin war. Thrix starrte die Zimmertür lange an.
»Fahrt doch beide zur Hölle«, grummelte sie schließlich. Schlechtgelaunt kam sie zu Hause an, und obwohl sie so erschöpft gewesen war, brauchte sie einen großen Schluck des MacRinnalch-Whiskys, bevor sie schlafen konnte.
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Baron MacGregors Sohn Wallace erhielt eine Botschaft von Markus MacRinnalch darüber, dass sein Plan, sich durch Verrat Zugang zur Burg zu verschaffen, aufgedeckt war. Niemand würde heimlich über eine Strickleiter in Buvalis' Gemächer klettern. Aber
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wenn Wallace genug Mut für einen ehrenhaften Kampf aufbrächte, würde Markus ihn für die folgende Nacht zu einem Zweikampf vor den Burgtoren herausfordern. Wallace knurrte, beleidigt über die Unterstellung, er könne nicht genug Mut besitzen. Er würde dort sein. Er wünschte nur, es wäre jetzt schon so weit, nicht erst in vierundzwanzig Stunden.
Lachlan MacGregor staunte über diese Nachricht. Er konnte kaum glauben, dass die Herrin der Werwölfe ihrem Lieblingssohn erlaubt hatte, Wallace herauszufordern. Wallace war noch nie im Kampf besiegt worden. Er war ein mächtiger Werwolf, der stärkste seines Clans. Es war unbegreiflich, dass Markus gegen ihn kämpfen würde.
»Warum sollte er das tun?«, sagte Lachlan. »Nachdem Kertal und Buvalis entdeckt wurden, glaube ich nicht, dass wir es auch nur über die Burgmauern schaffen. Sie könnten einfach abwarten, bis wir weggehen. Warum sollte Verasa Markus so etwas erlauben?«
»Vielleicht weiß sie nichts davon«, gab Marwanis zu bedenken.
Lachlan tat das ab, weil er sicher war, dass auf Burg MacRinnalch nichts geschah, dem die Herrin der Werwölfe nicht zugestimmt hatte. Aber er irrte sich, und Marwanis hatte recht. Markus MacRinnalch hatte seine Mutter nicht um Rat gebeten, bevor er die Herausforderung ausgesprochen hatte. Er hatte niemanden um Rat gebeten. Er hatte einfach Kertal und Buvalis gesagt, er würde sie töten lassen, wenn sie Wallace seine Herausforderung nicht überbrachten. Markus wollte seiner Mutter und dem ganzen Clan beweisen, dass er zum Fürsten taugte.
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Beauty wachte um zwei Uhr nachmittags auf und ging zu Delicious, um sie zu wecken.
»Ich stehe nicht auf«, sagte Delicious.
»Warum nicht?«
»Ich kann mich nicht an die neuen Songs erinnern, und die alten habe ich vergessen. Sag Dominil, ich bin krank.«
»Dominil ist nicht da. Wir haben sie doch gebeten, uns heute in Ruhe zu lassen, damit wir uns fertig machen können.«
Das hatten sie für eine gute Idee gehalten. Obwohl die Zwillinge beinahe einen Waffenstillstand mit Dominil erreicht hatten, wollten die beiden sie nicht in der Nähe haben, wenn sie ihre letzten Vorbereitungen trafen. Wenn Dominil zu einem Vortrag ansetzte, während sie sich gerade schminken wollten, konnte sie das ordentlich aufhalten. Dominil hatte sie nur mit leichtem Zögern sich selbst überlassen, aber nach den Fortschritten der letzten Zeit hatte sie eingewilligt, sie den Großteil des Tages über alleinzulassen.
Beauty unternahm einen weiteren Versuch, Delicious zu wecken. Sie mussten abends gegen sieben zu ihrem Gig fahren, damit blieben ihnen nur noch fünf Stunden, um sich fertig zu machen. Das war im Grunde nicht viel Zeit, weil sie sich immer noch nicht für Outfits entschieden hatten und sich noch ausgiebig um ihre Haare kümmern mussten.
»Das bringt doch nichts«, sagte Delicious. »Wir können nicht spielen und wir können nicht singen und unsere Songs sind total schlecht. Ich gehe nie wieder auf eine Bühne, und zwar ab heute.«
Beauty fand den Pessimismus ihrer Schwester deprimierend. Entmutigt legte sie sich wieder ins Bett. Als ihr Drummer anrief, um nachzuhören, ob für den Abend alles bereit war, gingen sie nicht ans Telefon.
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Die Cousinen, von denen die Familie früher nicht gesprochen hatte, waren nicht die einzigen MacRinnalchs, die an diesem Tag nicht aus dem Bett kamen.
Kalix lag in Gawains Armen und wollte nie wieder aufstehen. Schläfrig und glücklich schmiegte sie sich zwischen Wachen und Träumen eng an den schlafenden Gawain. Ihr war egal, dass Gawain für einige Zeit eine andere Geliebte hatte. Jetzt
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