Kalix - Die Werwölfin von London
einen Guerillakrieg geführt, Lumpen getragen und mit dem Schwert in der Hand in Höhlen geschlafen. Vex schlief in einem riesigen Bett unter einer rosafarbenen Decke und konnte hier vollkommen sorgenfrei tanzen. Morgen würde Malveria sie für ihr törichtes Verhalten gründlich ausschimpfen und dafür sorgen, dass sie immer zu ihrem Unterricht erschien. Aber es war schön, ihre Nichte glücklich zu sehen.
Thrix sah kurz zu Gawain hinüber. Fasziniert beobachtete er, wie Kalix sich bewegte. Mit finsterem Blick schnipste die Zauberin mit den Fingern, um ihr Glas mit Whisky zu füllen. Sie trank ihn schnell aus, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Schutzzaubern zu. Sie funktionierten. Kein Feind war in der Nähe.
»Ja, ich spüre, dass alles in Ordnung ist«, stimmte Malveria zu. »Und nun muss ich gehen. Bald wird die abscheuliche Prinzessin Kabachetka wissen, dass die majestätische Malveria Maladisia sie geschlagen hat.«
»Maladisia?«, fragte Thrix. Sie kannte viele Namen der Königin, aber diesen hatte sie noch nie gehört.
»Einer meiner geheimsten Namen«, sagte die Königin. »Ich mache ihn dir zum Geschenk, weil du so unermüdlich für mich gearbeitet hast. Mit diesem Namen kannst du mich jederzeit zu dir rufen.«
Als die Band ihr Set beendete, applaudierte und jubelte das Publikum. Dominil war sehr zufrieden. Sie konnte der Herrin der Werwölfe berichten, dass ihre Mission erfolgreich verlaufen war. Aber als Beauty und Delicious die Bühne verließen, wandte sie sich zum Eingang um und fragte sich, was mit Sarapen geschehen war. Sie war sicher gewesen, dass er herkommen würde.
Dieser Teil des Clubs wurde geschlossen. Während die Band noch bleiben und ihr Equipment zusammenpacken durfte, mussten alle anderen nach unten gehen. Weil Dominil nicht wollte, dass sie getrennt wurden, versammelte sie schnell alle Werwölfe im Raum um sich.
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»Wir gehören zur Band«, sagte sie, als der Türsteher sie aufforderte zu gehen.
Der Türsteher zuckte mit den Schultern, dann machte er sich wieder daran, die anderen Nachzügler nach unten zu schicken.
Sarapen fuhr mit seinen Werwölfen von King's Cross nach Camden. Der Kampf im Lagerhaus hatte nicht lange gedauert. Beim Betreten des Lagerhauses hatten die Jäger desorientiert gewirkt, und so waren sie aus dem Hinterhalt heraus niedergemetzelt worden. Malverias Eingreifen hatte der sorgfältigen Planung der Gilde einen tödlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Ihre Mitglieder hatten erwartet, eine kleine Gruppe unvorbereiteter Musiker anzugreifen.
Stattdessen waren sie auf einmal von einer überlegenen Gruppe erfahrener Krieger umstellt. Sarapens Wölfe hatten sie beinahe vollkommen vernichtet, nur wenige Jäger schafften es lebend aus dem Lagerhaus.
Bei dem kurzen Nahkampf hatte Sarapen fünf Werwölfe verloren. Die Jäger besaßen Waffen mit Silberkugeln und hatten trotz des blitzartigen Uberfalls eine Salve abfeuern können, viele von ihnen aus nächster Entfernung.
Unweigerlich hatten einige der Kugeln ihr Ziel getroffen. An Sarapens Plan änderte das nichts; ihm blieben noch genug Wölfe, um seine Aufgabe zu erledigen.
Die restlichen Musiker waren bereits nach unten gegangen, während Beauty und Delicious ihre Gitarren verstauten. Dominil warf Thrix einen fragenden Blick zu, aber Thrix schüttelte den Kopf. Es waren keine Feinde in der Nähe.
Dominil war enttäuscht. Vex war immer noch ganz aufgedreht.
»War die Band nicht klasse?«, schrie sie ihrer Tante zu.
Bevor Malveria eine ausreichend vernichtende Antwort formulieren konnte, erklang auf dem Flur draußen ein leises Knurren. Dann trottete ein riesiger Wolf in den Saal. Sarapen war gekommen.
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Markus hatte zahlreiche Fleischwunden und war mit Prellungen übersät, aber er befand sich in einer solchen Hochstimmung, dass er seine Schmerzen kaum zur Kenntnis nahm. Er wäre im Innenhof geblieben, um die Glückwünsche der MacRinnalchs entgegenzunehmen, hätte Verasa die Feier nicht abgebrochen und ihren Sohn in seine Gemächer geschickt, damit er sich behandeln ließ.
Ihren Lieblingssohn bluten zu sehen rührte sie beinahe zu Tränen. Unruhig wartete sie vor seinen Gemächern, während der Arzt ihn untersuchte.
»Warum dauert das so lange?«
»Dr. Angus ist sehr gründlich«, antwortete Rainal. »Keine Angst, Markus geht es gut.«
Verasa lief eine Träne über die Wange, und sie wischte sie wütend fort. Rainal gab vor, es nicht zu bemerken. Endlich kam der Arzt
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