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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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war davon auszugehen, dass die Stimmung sehr schnell gereizt sein würde. Sarapen kam in den Saal getrampelt; er ging nicht aufrecht, sondern leicht gebeugt, als könnte er jederzeit jeden anspringen, der es wagte, sich ihm zu widersetzen. Ganz offensichtlich hatte Sarapen schon jetzt schlechte Laune. »Sei gegrüßt, Cousin«, sagte Dominil.
    Sarapen erwiderte ihren Gruß nicht. Dominil hatte ihn nur angesprochen, um ihn zu ärgern; sie war zum Teil für seine schlechte Laune verantwortlich, und das wusste sie sehr wohl. Sarapen hatte sie am Nachmittag besucht. Falls er gehofft hatte, er könne sie davon abbringen, Markus zu benennen, war seine Mission von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
    »Markus wird nie Fürst«, hatte Sarapen ihr wütend erklärt.
    »Dann müssen wir uns noch woanders umsehen, denn du wirst es auch nicht.«
    »Warum hast du ihn vorgeschlagen?«, fragte Sarapen. »Hat meine Mutter dich dazu angestiftet?«
    »Mich muss niemand dazu überreden, gegen dich zu arbeiten«, antwortete Dominil. Sie sprach mit blitzenden Augen. Wenn Sarapen ihr gegenüberstand, konnte nicht einmal Dominil sich völlig beherrschen. Sarapen und Dominil hatten vor einigen Jahren eine kurze Affäre gehabt. Sie hatte sehr übel geendet.
    Was zwischen ihnen geschehen war, blieb ihr Geheimnis, aber die Feindseligkeit zwischen den beiden hatte nicht nachgelassen.
    »Die Sitzung ist eröffnet«, sagte Rainal.
    »Wo ist Baron MacAllister?«, wollte Sarapen wissen.
    »Er ist in seinen eigenen Wohnturm zurückgekehrt«, antwortete Rainal.
    »Warum?«
    »Eine plötzliche Erkrankung.«
    »Was!« Sarapen sprang auf und hämmerte mit der Faust auf den Tisch.
    »Warum wurde ich darüber nicht informiert?«
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    »Er ist erst vor kurzem erkrankt«, erklärte Rainal. »Genau gesagt habe ich seine Entschuldigung gerade erst erhalten.«
    Sarapen starrte Verasa wütend an.
    »Und was weißt du davon, Herrin der Werwölfe?«
    Das flackernde Licht des Kaminfeuers glitzerte auf Sarapens langen Reißzähnen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Tafel zuckten die beiden verbliebenen Barone unwillkürlich zusammen; sie waren froh, sich nicht auch gegen Sarapen gestellt zu haben. Baron MacAllisters Wohnturm stand in einiger Entfernung zur Burg und war so befestigt, dass Angriffe erschwert wurden. Vielleicht würde er darüber noch froh sein, bevor diese ganze Sache vorüber war.
    »Ich bin genauso überrascht wie du«, antwortete Verasa gelassen. »Aber ich glaube, der gute Baron ist schon seit einiger Zeit nicht ganz gesund.«
    Sarapen betrachtete seine Mutter mit finsterem Blick. Ihm war eine Stimme abhanden gekommen, und er vermutete stark, dass sie dahintersteckte. Schon jetzt hatte Sarapen von dem Treffen eigentlich genug.
    »Bevor wir anfangen«, sagte Rainal. »Ich betrachte es als meine Pflicht als Clansekretär, den Rat darüber zu informieren, dass außerhalb dieser Mauern bereits Unzufriedenheit herrscht. Wenn morgen kein neuer Fürst das Begräbnis leitet, wird diese Unzufriedenheit zunehmen. Natürlich soll das kein Versuch sein, die Versammlung zu beeinflussen. Ich möchte euch lediglich über die Ge-fühle der Clanmitglieder informieren.«
    »Vielen Dank, Rainal«, sagte Verasa. »Wie immer wissen wir deine Worte zu schätzen.«
    Ungeschickt schob Rainal ein paar Blatt Papier mit seinen Werwolfpfoten zusammen.
    »Möchte jemand vor der Abstimmung noch etwas sagen?«
    »Ja, ich«, sagte Sarapen. Er stand auf. »Diese Angelegenheit muss heute Nacht entschieden werden. Und zwar zu meinen
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    Gunsten. Ich fordere diejenigen, die letzte Nacht anders gestimmt haben, dazu auf, ihre Meinung zu überdenken.«
    Während Sarapen das sagte, drehte er langsam den Kopf, so dass sein Blick jeden im Raum streifte, und noch nie hatte der Blick eines MacRinnalchs feindseliger oder bedrohlicher gewirkt. Dominil starrte ihm direkt in die Augen und zog die Lefzen zurück, bis sie die Zähne bleckte.
    »Danke für deine Ansprache, Sarapen.«
    Sarapen knurrte. Rainal rutschte nervös auf seinem Sitz hin und her. Es wäre wirklich untragbar, wenn es bei einer Sitzung des Großen Rats zu einem Kampf käme. Die Clanmitglieder rund um die Burg herum rechneten nicht damit, dass ihr Besuch in der Heimat der MacRinnalchs von Gewalt verdorben wurde. Doch Sarapen wirkte nicht als einziger Werwolf so, als könne er gleich die Beherrschung verlieren. Kertal hatte durchblicken lassen, dass er von den Ereignissen der letzten Nacht nicht gerade

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