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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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Eyeliner hatte den brennenden Tränen einer hysterischen Feuerkönigin nicht standhalten können.
    »Schickt mir Diener mit einem Spiegel.«
    »Ich fürchte, wir haben keine Diener«, sagte Moonglow.
    »Wie könnt ihr nur in einer solchen Hölle leben?«, rief die Königin und setzte erneut zum Weinen an. Moonglow bot rasch an, sie ins Bad zu bringen und ihr dabei zu helfen, sich das Gesicht zu waschen.
    »Danke«, sagte Malveria mit zittriger Stimme. »Aber kein Waschen kann die unglaubliche Schmach hinwegspülen, die ich gerade erleiden musste.«
    »Geht es wieder um ein modisches Missgeschick?«, erkundigte Moonglow sich mitfühlend.
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    »Um eine Katastrophe. Hast du Mascara?«
    »Jede Menge«, versicherte Moonglow und half Malveria auf. Sie führte sie aus dem Zimmer wie eine Rettungssanitäterin, die ein Unglücksopfer vom Katastrophenort wegführt, und lenkte sie sanft, aber bestimmt Richtung Badezimmer. Kalix und Daniel sahen ihnen nach.
    »Eine seltsame Frau«, sagte Daniel.
    Kalix zuckte mit den Schultern.
    »Können wir Kate Bush wieder ausmachen?«, fragte sie. »Ich will die Runaways hören.«
    »Du bist ja ganz versessen auf die Runaways.«
    »Das ist die beste Band aller Zeiten«, sagte Kalix.
    Daniel legte andere Musik auf und drehte den Kaminofen herunter, weil das Zimmer langsam überheizt war.
    »Hast du die Feuerkönigin schon oft gesehen?«, fragte Daniel.
    »Ein paar Mal. Als ich jünger war.«
    »Besitzt sie wirklich Macht?«, fragte Daniel neugierig.
    »Sie hat mich zurückgeholt, als ich beinahe tot war«, erinnerte Kalix ihn.
    »Stimmt. Aber jedes Mal, wenn wir sie sehen, weint sie wegen irgendeiner albernen Sache. Genauer gesagt wegen der gleichen albernen Sache. Wenn sie so mächtig ist, warum regt sie sich dann wegen Kleidern derart auf?«
    Kalix zuckte mit den Schultern.
    »Weiß ich nicht. Aber sie hat Macht. Als ich einmal Thrix besucht habe, war Malveria da und hat gerade einen Jahrestag gefeiert, von einem Sieg über die Armee eines benachbarten Königreichs. Sie hat Schuhe und einen Mantel gekauft.«

    Daniel grübelte darüber nach. Offenbar musste sie wirklich mächtig sein, wenn sie benachbarte Königreiche besiegen konnte. Ihm kam das alles seltsam vor.
    Nach einer ganzen Weile tauchten Moonglow und Malveria wieder aus dem Badezimmer auf. Die Feuerkönigin hatte sich das 117
    Gesicht gewaschen und neues Make-up aufgelegt. Dank Moonglows guter neuer Mascara hatte sich ihre Stimmung etwas gebessert. Weil sie die Wimpern gleichzeitig dicker und länger erscheinen ließ, war sie laut Malveria ein viel besseres Produkt als ihr altes. Trotzdem war sie noch unglücklich und murmelte wieder, Thrix hätte sie verraten.
    »Aber vielleicht hat die Tochter von Kaiserin Asaratanti nur zufällig einen ähnlichen Geschmack«, sagte Moonglow.
    Malveria ließ sich auf das Sofa plumpsen. Ihre Absätze waren so dünn, dass sie nicht lange stehen konnte.
    »Unmöglich. Prinzessin Kabachetka hat keinen Geschmack. Jemand kleidet sie ein, und das muss Thrix sein. Die Werwolfzauberin verkauft mir Kleider und bietet der verfluchten Prinzessin dann die gleichen Sachen an. Das ist ein schändliches Verhalten ohne Anstand und Sitte, und jetzt werde ich die Zauberin vernichten.«
    Daniel warf Kalix einen Blick zu, aber falls die junge Werwölfin von der Aussicht beunruhigt war, dass ihre ältere Schwester vernichtet wurde, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Was ist denn los?«, fragte Daniel.
    »Was los ist?«, fragte Malveria; ihre Stimme schwoll an. »Ich werde dir sagen, was los ist, junger Daniel. Ich bin einem infamen Verrat zum Opfer gefallen.
    Ganze Königreiche wurden durch weniger hinterhältige Treulosigkeiten gestürzt, als ich sie erdulden musste. Hast du dir in letzter Zeit die Haare gewaschen? Dachte ich auch nicht. Sie sind in einem schlechten Zustand. Du solltest dich wirklich von Moonglow in diesen Dingen beraten lassen. Sie ist sehr bewandert in allem, was die Haarpflege betrifft.«
    Daniel hatte ihrer Erklärung nicht ganz folgen können. Hilfesuchend sah er Moonglow an.
    »Jedes Mal, wenn die Königin bei irgendeinem Anlass in einem neuen Outfit erscheint, ist Prinzessin Kabachetka schon in den gleichen Sachen da«, erklärte Moonglow, die sich die ganze Geschichte oben im Bad hatte anhören dürfen.
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    »Wer ist Prinzessin Kabachetka?«
    »Ein Flittchen aus dem Königreich der Hainustas, die uns in jeder Hinsicht unterlegen sind«, erklärte die Feuerkönigin. »Sie ist die

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