Kalix - Die Werwölfin von London
Armeen um die Vorherrschaft gekämpft. Vulkane haben das ganze Land in Flammen gesetzt. Und mein kleiner Bruder, was war er doch für ein Krieger. Bevor ich ihn besiegen konnte, hatte er beinahe alle meine Leibwächter getötet, und jeder von ihnen war ein guter Kämpfer. Seit ich all meine Feinde ausgelöscht habe, ist es still geworden. Bis auf. .« Malverias Unterlippe zitterte.
»Bis auf ... Prinzessin Kabachetka ... sie stiehlt ständig ...«
Die Feuerkönigin konnte nicht weitersprechen.
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»Keine Sorge«, versuchte Moonglow sie zu beruhigen. »Wir schicken Thrix sofort eine Mail.«
»Du bist sehr freundlich«, sagte die Feuerkönigin und wischte sich tapfer die Tränen fort. Ihr fiel eine Postkarte auf, die an Moonglows großem Spiegel klemmte. Sie zeigte eine Fee, die auf einer Blume saß.
»Sie kommt mir bekannt vor. Kennst du Feen?«
»Es gibt wirklich Feen?«
Malveria sah sie erstaunt an. Was für seltsame Geschöpfe Menschen doch waren.
»Natürlich gibt es Feen. Warum sollte es sonst Bilder von ihnen geben?«
Malveria betrachtete die Karte.
»Sie sieht aus wie eine MacKenzie Wallace MacLouds. Wir Hiyastas sind gut mit ihnen bekannt. Ein bedauerlicher Zwischenfall bei der Hochzeit von Florazel MacLoud ist zum Teil schuld daran, dass die Hiyastas und die MacRinnalchs sich heute so schlecht verstehen.«
»Wirklich?« Moonglow war fasziniert. »Was ist passiert?«
»Der damalige Fürst Murdo MacRinnalch - Kalix' Urgroßvater, glaube ich - hat sich entsetzlich betrunken und die große Königin Malgravane, meine Großmutter, beleidigt - möge sie glücklich auf den Pfaden der ewigen Flamme wandeln.«
»Was hat er denn gesagt?«
»Es ging eher darum, was er nicht gesagt hat. Er hat sie übergangen, als er einen Toast auf die Schönheit der Damen am Tisch der Braut ausgesprochen hat.
Meine Großmutter war berühmt für ihre Schönheit, und es war eine schreckliche Beleidigung von Murdo MacRinnalch, sie zu ignorieren. Wären sie nicht bei einer Feenhochzeit gewesen, bei der gutes Benehmen unabdingbar ist, wenn einem das Vieh nicht wegsterben soll, hätte Malgravane sich sofort gerächt. Aber sie hat ihre Rache später bekommen.«
»Was hat sie getan?«
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»Sie hat gewartet, bis die Hochzeit vorüber war, und dann den ganzen Whisky in Burg MacRinnalch in Wasser verwandelt.« Die Feuerkönigin lachte. »Die armen Werwölfe! Was haben sie gelitten. Werwölfe sind nämlich sehr eigen, wenn es um ihren Whisky geht, und trinken nicht gerne fremden. Außerdem war das vor neunhundert Jahren, als die Lage rund um die Burg recht konfus war, weil sich die menschlichen Könige von Schottland und England bekriegten. Man konnte nicht einfach in den nächsten Laden gehen und seine Vorräte aufstocken. Malgravanes Rache war wirklich sehr komisch.«
Malveria runzelte die Stirn. »Allerdings hat sie später einige Leben gekostet, als Hiyastas und Werwölfe aufeinandertrafen und kämpften. Beide Seiten sind heißblütig und niemals befreundet.«
»Bis auf dich und Thrix?«
»Allerdings. Aber jetzt verstehst du, warum ein Bote von mir in der Burg nicht willkommen wäre.«
Moonglow klappte ihren Laptop auf und machte sich daran, Malverias Mail zu verfassen.
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Das anhaltende Klopfen und Klingeln an der Tür riss Beauty schließlich aus dem Schlaf. Es war kurz vor Mittag, und die Werwölfin war ungehalten, weil man sie so früh geweckt hatte. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Freunde würden sie vor zwölf Uhr nicht stören.
Trotz der frühen Stunde und der erstaunlichen Mengen Wein, die sie letzte Nacht konsumiert hatte, fühlte Beauty sich hervorragend. Letzte Nacht hatte sie sich in eine Werwölfin verwandelt, und das gab ihr immer Auftrieb. Egal, was Beauty und Delicious ihren Kör
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pern auch zumuteten, die monatliche Werwolfphase machte sie jedes Mal wieder gesund. Das war wirklich sehr praktisch.
Sie wickelte sich in ihren Morgenmantel und ging zur Tür. Es klingelte immer noch. Jemand wollte sich unbedingt bemerkbar machen.
Dieser Jemand war ein Lieferant, auf dessen Auftragsbogen unter anderem stand: So lange klingeln, bis jemand aufmacht. Darum hatte der Kunde ausdrücklich gebeten. Endlich wurde die Tür aufgerissen von einer jungen Frau mit wilden, blauen Haaren und einem Morgenmantel, der seine besten Zeiten hinter sich hatte.
»Was gibt's?«
»Eine Eillieferung.«
Misstrauisch sah Beauty sich den Auftragsbogen an. Ihrer Erfahrung nach ging es bei Sachen, die man an der Tür
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