Kalix - Die Werwölfin von London
zu treffen, aber genug, um der Gilde das Gefühl zu geben, erfolgreich zu sein.
Bis zu den toten Jägern in London. Das war ein harter Schlag.
Mr Mikulanec dachte immer noch, dass die Werwolfprinzessin sie vielleicht getötet hatte.
»Ich werde sie finden und auslöschen.«
Er legte auf. Mikulanec wusste sehr gut, wozu ein schmächtiger, unterernährter Werwolf fähig war. Vor zehn Jahren hatte ein einzelner junger Werwolf zahlreiche Kollegen von Mikulanec in Kroatien umgebracht. Sie waren alle erfahrene Werwolfjäger gewesen, aber der Wolf war bei Vollmond zur Welt gekommen, als Sohn einer der ältesten Werwolffamilien in Mitteleuropa. Selbst in menschlicher Gestalt hatte er einen brutalen Gegner abgegeben. »Und genauso«, überlegte Mikulanec, »genauso könnte es bei dieser Prinzessin sein, wenn sie auch bei Vollmond als Wölfin geboren wurde, wenn sie genauso reinblütig ist und vielleicht die gleiche Art von Wolfswahn hat, die ich in Kroatien gesehen habe.«
Mikulanec hatte den kroatischen Werwolf getötet, aber nicht mit einer Silberkugel. Er holte sein Messer hervor und betrachtete es liebevoll. Das Begravarmesser. Soweit er wusste, das Einzige
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seiner Art, das noch existierte. Es war ein großer Vorteil, wenn man Werwölfe töten wollte. Niemand kam dagegen an, wie stark oder brutal er auch sein mochte.
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»Ich will mehr Sabrina sehen«, sagte Kalix begierig. Daniel musste sie enttäuschen. »Erst nächste Woche wieder.«
»Nächste Woche?« Kalix war empört. »Aber das ist die beste Sendung überhaupt. Sie müssen noch mehr zeigen.«
Sie sah Daniel mit flehentlichem Blick an, als könne er irgendwie dafür sorgen, dass die Sendung weiterlief. Kalix kannte sich mit Fernsehprogrammen nicht aus und konnte kaum glauben, dass eine Sendung, die sie so sehr mochte, nur einmal pro Woche lief. Ratlos schaute sie zum Fernseher hinüber, der gerade eine gähnend langweilige Gartensendung zeigte.
»Ist sie auf einem anderen Sender?«, fragte sie und drückte auf die Fernbedienung.
»Erst wieder am Samstag«, wiederholte Daniel.
»Aber die Serie ist besser als das, was jetzt läuft«, beschwerte Kalix sich.
»Warum wird sie nicht wieder gezeigt?«
»Das ist halt Fernsehen«, sagte Daniel. »Da laufen viele schlechte Sendungen.«
»Können wir sie anrufen und bitten, mehr Sabrina zu bringen?«
Daniel lachte. Er schlug vor, Kalix könne dem Sender ihre Bitte per Mail schicken. Kalix stürmte die Treppe hinauf. Moonglow saß gerade an ihrem Computer und übersetzte sumerische Keilschrift.
»Daniel hat gesagt, wenn ich dem Fernsehen eine Mail schreibe, zeigen sie mehr Sabrina«, erzählte sie mit Feuereifer.
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»Eigentlich hab ich zu tun -«, setzte Moonglow an, aber dann unterbrach sie sich. Sie hatte Kalix noch nie so begeistert gesehen und dachte, das wäre wahrscheinlich ein gutes Zeichen, deshalb tat sie der jungen Werwölfin den Gefallen und suchte die Webseite des entsprechenden Senders heraus. Kalix sah ihr interessiert zu.
»Willst du die Mail schreiben?«, fragte Moonglow.
»Meine Pfoten sind für die Tastatur zu groß«, sagte Kalix.
Moonglow verfasste die Mail. Sie las sie Kalix laut vor, weil sie wusste, dass die Werwölfin sie nicht richtig lesen konnte, obwohl Kalix so tat, als könne sie es.
Als Kalix zufrieden damit war, schickte Moonglow ihre innige Bitte um mehr Sabrina ab. Kalix dankte ihr, dann sprang sie die Treppe nach unten, um Daniel zu berichten, dass im Fernsehen bald mehr Hexengeschichten kommen würden.
»Glaubst du, sie bringen heute Abend noch was?«, fragte sie.
»Wahrscheinlich dauert es etwas länger, bis deine Mail die Chefetage erreicht.«
Kalix nickte. Da könnte er recht haben. Daniel hatte eine Fernsehzeitung, die Kalix lesen wollte. Sie versuchte es, aber es fiel ihr schwer. Sie wollte Daniel bitten nachzusehen, nur, falls er sich mit Sabrina vertan hatte, aber sie hielt sich zurück. Die junge Werwölfin schämte sich, so wenig lesen zu können.
Außerdem musste Daniel noch arbeiten. Er sollte morgen in seinem Seminar über Timon von Athen ein Referat halten. Er beschloss, dass er wahrscheinlich später etwas dazu schreiben könnte, vergaß die Sache für den Moment und ging in die Küche, um Tee und Toast zu machen. Kalix folgte ihm.
»Fleisch?«, fragte sie.
Im Kühlschrank lag Fleisch für Kalix, obwohl sich Daniel und Moonglow Sorgen machten, was morgen passieren würde, wenn die Werwölfin sich heute Nacht wieder so vollstopfte. Würde sie
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