Kalix - Die Werwölfin von London
Wenn sie hier einzieht, muss sie lernen, sich mit uns zu vertragen«, meinte Moonglow.
»Ich glaube fast, unsere Werwölfin wird nie richtig gesellig.«
»Doch, bestimmt. Sieh dir doch nur mal an, welche Fortschritte sie schon gemacht hat.«
Und sie hatte recht. Kalix benahm sich schon eher wie eine junge Mitbewohnerin als wie eine verrückte Werwölfin. Offenbar genoss sie ihre Gesellschaft. Sie hatte viel gegessen und zusammen mit ihnen Musik gehört. Sie hatte sogar eine neue Platte gefunden, die ihr gefiel, / Want Your Love von Transvision Vamp. Das spielte sie etwa dreißigmal hintereinander, bis Daniel sie mit einer Single von den Runaways ablenken konnte, die er ihr noch nicht vorgespielt hatte.
Moonglow hatte Kalix nach Einzelheiten über ihr Leben als Werwölfin ausfragen wollen, aber Kalix hatte sich völlig gesperrt. Auf Moonglows Frage, wie sie sich nach der Verwandlung in eine Werwölfin fühlte, hatte sie nur mit den Schultern gezuckt.
»Man sollte doch meinen, eine Werwölfin hätte mehr über ihr 161
Leben zu erzählen«, sagte Moonglow zu Daniel. »Du weißt schon, vom Leben im Einklang mit der Natur und so was.«
»Vielleicht läuft das nur in Büchern so«, antwortete Daniel. »Wenn man schon immer ein Werwolf war, ist es wohl einfach normal.«
»Ob Kalk sich irgendwann ganz in eine Wölfin verwandelt?«, überlegte Moonglow. »Das würde ich gerne mal sehen.«
Daniel warnte sie davor, Kalix darum zu bitten. »Wenn sie glaubt, wir würden sie wie einen Welpen behandeln, wird sie nur wütend und geht.«
»Da hast du recht.«
Das Telefon klingelte. Es war Jay, Moonglows Freund, der ihr nächstes Treffen ausmachen wollte. Daniel fing sofort an zu schmollen und gesellte sich zu Kalix in die Küche.
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Die Zauberin schaffte es gerade, ihr Hauptgericht anzuknabbern, bevor ihr Handy wieder klingelte. Verlegen nahm sie den Anruf an. Es war Malveria.
»Ich habe Fortschritte gemacht. Die verfluchte Prinzessin Cabanossi - haha, ich habe einen Witz über ihren Namen gemacht, hast du ihn verstanden? -, die widerwärtige Prinzessin hat gerade eine Kleiderlieferung aus London erhalten.
Das habe ich von der Tochter meines Botschafters bei Hofe erfahren. Diese Tochter will sich nun die Etiketten in den Kleidern ansehen, wenn die Prinzessin ihren unansehnlichen Wanst bei der Feier der Kaiserin Asaratanti zum tausendsten Jahrestag ihres Sieges über die Eiszwerge aus dem Norden präsentiert. Ich bin zu dieser Feier eingeladen, werde aber nicht hingehen, weil schließlich jeder weiß, dass Kai
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serin Asaratanti die Eiszwerge ohne die Hilfe meiner Mutter, der Königin Malgabar, niemals besiegt hätte, aber die undankbare Kaiserin will das nicht zugeben.«
Thrix interessierte durchaus, dass Malveria vorankam, aber auf die Geschichtsstunde hätte sie verzichten können.
»Als die Eiszwerge die Nordgletscher herunterströmten, hat meine Mutter -«
»Ich habe nicht viel Zeit, ich bin zum Essen ausgegangen«, unterbrach Thrix sie.
»Ausgegangen?« Die Feuerkönigin klang überrascht. »Aber du gehst so selten aus. Eine geschäftliche Sache?«
Thrix zögerte.
»Du hast eine Verabredung!«, sagte Malveria sofort. »Wie wunderbar! Es bereitet mir große Sorge, dass du so selten Beziehungen zum anderen Geschlecht pflegst. Dein Mangel an sexueller Betätigung ist wirklich erschreckend.«
Thrix dachte, wenn sie Malveria nicht bald abwimmeln konnte, wären ihre Chancen auf eine Beziehung zum anderen Geschlecht reichlich dürftig.
»Ich muss jetzt aufhören. Halt mich bitte auf dem Laufenden, wenn sich etwas Neues ergibt.«
Thrix beendete das Gespräch und warf Donald Carver, der höflich darauf wartete, dass Thrix mit ihrem Hauptgericht fertig wurde, einen entschuldigenden Blick zu.
»Tut mir leid, es ging wieder um die Arbeit.«
»Ihre Arbeit spannt Sie ja richtig ein«, sagte ihr Begleiter etwas unsicher.
»Erzählen Sie mehr über den Film, den Sie produzieren«, sagte Thrix, um Donalds Aufmerksamkeit von den Anrufen wieder auf ihr Gespräch zu lenken.
Er erzählte ihr von dem Treffen mit seinen Geldgebern, von dem er gerade kam, und über die Versuche, die nötigen Millionen Pfund aufzutreiben. In England einen Film zu finanzieren war immer heikel, und selbst einem erfahrenen Pro 162
duzenten wie ihm fiel es nicht leicht, das Geld zusammenzubringen.
»Ich konnte ihr Interesse wecken, weil ich eine amerikanische Schauspielerin -«
Thrix' Handy klingelte. Donald verzog verärgert das
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