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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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ging mit ihr zur Tür.
    »Ja, ich glaube auch, das Geld, von dem Sie sprachen, verdienen wir uns wohl besser ein andermal«, meinte Kalle. »Jetzt müssen wir rennen.«
    Wenn sie aber dachten, der große Klaus hätte nichts dagegen, so irrten sie sich. Plötzlich stand er vor der Tür und hinderte sie.
    »Moment mal«, sagte er. »So eilig habt ihr es doch nicht!«
    Er fühlte mit der Hand in seine Gesäßtasche. Ja, er war dort.
    Seit dem Mittwoch im Juli trug er ihn immer bei sich – für alle Fälle. Die Gedanken jagten sich in seinem Kopf. Es gab kein Zurück mehr. Er hatte ein hohes Spiel begonnen und mußte es zu Ende spielen, auch wenn es noch ein paar Menschenleben kosten sollte.
    Als er die drei Kinder vor sich ansah, haßte er sie für das, was zu tun er gezwungen war. Aber er konnte keine drei Zeugen brauchen, die hingingen, um auszusagen, wie der Mann aussah, der ihnen den Schuldschein weggenommen hatte. Nein, sie sollten niemals Gelegenheit bekommen, etwas darüber zu erzählen.
    Dafür wollte er sorgen, wenn es ihm auch fast übel war vor Schreck. Zuerst mußte er jetzt wissen, wer von ihnen das Papier hatte, damit er nicht noch lange in ihren Taschen herumzusu-chen brauchte – nachher.
    »Hört mal«, sagte er, und seine Stimme war heiser und unklar, »gebt das Papier her, das ihr da vorhin gefunden habt. Ich will es haben – aber schnell.«
    Die drei vor ihm gafften vor Erstaunen. Sie hätten nicht erstaunter sein können, wenn er gesagt hätte: »Los, singt: ›Bäh, bäh, weißes Lamm‹!« Man hatte ja schon von wahnsinnigen Mördern gehört; aber nicht einmal ein Wahnsinniger konnte doch Spaß an der Landkarte der Roten Rosen mit dem Hinweis »Grabt hier«
    haben.
    Natürlich, eigentlich konnte er die Landkarte getrost bekommen, wenn er so wild danach war, dachte Anders, der die Karte in seiner Hosentasche fühlte. Man konnte sie ihm ja geben.
    In wirklich kritischen Situationen aber war es trotz allem der Meisterdetektiv Blomquist, der am schnellsten dachte. Im Laufe einer kurzen Sekunde ging ihm auf, was für ein Papier es war, von dem der Mann dachte, daß sie es hätten. Und noch mehr stand im selben Moment ganz klar vor Kalle. Dieser Mann hatte kaltblütig einen Menschen niedergeschossen, und gewiß war er auch jetzt bewaffnet. Die Zeugin Eva-Lotte hatte er durch vergiftete Schokolade aus dem Weg räumen wollen. Kalle begriff, wie gering ihre Chancen waren, lebend von hier wegzukommen.
    Wenn Anders jetzt die Karte aus der Tasche nehmen würde und wenn es ihnen auch glücken würde, den Mörder davon zu überzeugen, daß sie nie im Leben seinen Revers gesehen hatten, so waren sie doch verloren. Der Mörder wußte sicher, daß er sich durch seine heftigen Fragen verraten hatte, und Kalle begriff, daß, wenn er damals versucht hatte,
einen
Zeugen loszuwerden, er noch weniger zulassen würde, daß es drei gab, die lebend umherliefen und ihn identifizieren konnten. Darüber dachte Kalle nicht in klaren, deutlichen Worten; aber es befand sich als Bewußtsein innen in seinem Gehirn. Und diese Bewußtheit machte ihn ohnmachtsreif vor Angst. Aber er sagte wütend zu sich selbst: Du hast nachher Zeit, Angst zu haben – wenn es ein Nachher noch gibt!
    Es galt, Zeit zu gewinnen, oh, nur Zeit mußte gewonnen werden!
    Anders wollte gerade die Karte aus seiner Taschen ziehen, als er plötzlich einen Puff von Kalle bekam.
    »Non ei non«, zischte Kalle. »Lol a ßoß sos ei non!«
    »Hört ihr nicht, was ich sage?« fragte der große Klaus böse.
    »Wer von euch hat das Papier?«
    »Wir haben es nicht hier«, sagte Kalle ruhig.
    Anders fand wohl, es wäre besser gewesen, dem Mann das Papier zu geben. Dann hätten sie vielleicht gehen dürfen. Aber er wußte auch, daß Kalle es besser gewohnt war, mit kriminellen Personen umzugehen, und deshalb schwieg er.
    Der Mann an der Tür wurde vollkommen wild über Kalles Worte. »Wo habt ihr es?« schrie er. »Her damit! Schnell! Sofort!«
    Kalle überlegte, so schnell er konnte. Wenn er jetzt sagte, das Papier sei auf dem Polizeirevier oder zu Hause bei Eva-Lotte oder weit draußen irgendwo auf der Prärie, so war wahrscheinlich sofort alles aus. Er begriff, daß sie sich so lange sicher fühlen konnten, wie der Mörder noch Hoffnung hatte, das Papier rechtzeitig zu bekommen.
    »Wir haben es im oberen Stockwerk«, sagte er zögernd.
    Der große Klaus zitterte vor Erregung am ganzen Körper. Er zog den Revolver aus der Tasche. Eva-Lotte schloß die

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