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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Guter!«
    Und so geschah es jetzt wohl auch? Nein, so geschah es nicht.
    In voller Panik nahm er das häßliche schwarze Ding und warf es aus dem Fenster, so daß die Glassplitter flogen. Das war es, was er tat. Und das war doch wohl schlecht bedacht von einem Meisterdetektiv. Einen Revolver zur Hand zu haben, wäre doch sicher gut gewesen. Die Wahrheit war aber, daß dem Meisterdetektiv jetzt himmelangst war vor allem, was sich Schußwaffe nannte, sein Katapult ausgenommen. Vielleicht tat er auch ganz recht. Ein Revolver in der Hand eines zitternden Jungen ist wohl doch nicht die geeignete Drohung einem Mörder gegen-
    über. Die Rollen wären sicher sofort wieder getauscht worden.
    Und darum war es besser, der Revolver lag für beide außer Reichweite. Der große Klaus war inzwischen aufgesprungen und starrte verwirrt und mit wildem Blick aus dem Fenster, seine Waffe suchend. Das war sein größter und schlimmster Fehler, und die drei Ritter der Weißen Rose zögerten nicht, ihn auszunutzen. Sie sausten zur Tür. Der einzigen Tür im Haus, die wirklich zu verschließen war – das wußten sie ja aus eigener bitterer Erfahrung.
    Der große Klaus war ihnen auf den Fersen. Aber sie schafften es im letzten Augen blick und preßten die Tür zu und setzten ihre Füße dagegen, so daß Kalle den Schlüssel umdrehen konnte. Sie hörten Gebrüll hinter der Tür und wildes Klopfen. Kalle nahm sicherheitshalber den Schlüssel heraus für den Fall, daß zufällig der Mörder auch wußte, wie man eine von außen abgeschlosse-ne Tür von innen öffnen konnte.
    Sie rasten die zierliche Treppe hinunter, immer noch angst-gehetzt und am ganzen Körper zitternd. Zugleich quetschten sie sich durch die Außentür. Sie rannten besinnungslos. Aber Kalle sagte beinahe weinend: »Wir müssen den Revolver holen.«
    Die Mordwaffe mußte sichergestellt werden, das war klar. Im selben Augenblick aber, als sie sich umwandten, geschah es. Etwas kam aus dem geöffneten Fenster gesaust und landete genau vor ihnen. Der große Klaus war gesprungen. Es war ein Sprung aus sieben Meter Höhe; aber in seiner Raserei hatte er diese Kleinigkeit nicht bedacht. Jetzt würde er ohne viel Lamento handeln.
    Da hörte er eine Stimme, in der Tränen und Jubel miteinander um den Vorrang kämpften. Es war das Mädchen, das schrie: »Die Polizei! Da kommen sie! Schnell, beeilt euch! Kommt! Onkel Björk! Schnell, hierher!«
    Er sah über die Prärie. Tatsächlich, bei allen schwarzen Mächten, da kamen sie, in ganzen Scharen!
    Zu spät, die Kinder zum Schweigen zu bringen. Aber vielleicht noch nicht zu spät zum Fliehen. Er schnaufte vor Angst.
    Zu seinem Auto! Sich hineinwerfen! Aufdrehen und losrasen!
    Weit weg, in ein anderes Land!
    Er lief in der Richtung zu seinem Wagen. Er holte das Letzte aus seinen Beinen heraus. Denn dort kamen sie hinter ihm her, die Polizisten, genau wie in seinen schrecklichen Träumen.
    Aber sein Vorsprung war gut. Wenn er nur erst am Auto war …
    Da, da stand seine Rettung! Er fühlte einen wilden Triumph in der Brust, als er die letzten Meter in langen Sprüngen nahm. Er würde durchkommen …
    Er drehte den Zündschlüssel, und der Motor lief an. Adieu alle, die ihn halten wollten!
    Aber das Auto bewegte sich mit dumpfem Gepolter mühevoll wie eine Schnecke vorwärts. Er stieß einen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Als er sich aus dem Wagen beugte, sah er es: Seine Reifen waren platt!
    Die Verfolger näherten sich immer mehr. Er sprang aus dem Auto. Er hätte schießen können, aber er tat es nicht. Sie würden ihn trotzdem fassen, das wußte er. In seiner Nähe standen einige Büsche, und dicht dahinter war ein Pfuhl, der trotz der Dürre des Sommers mit schlammigem Wasser gefüllt war. Dorthin lief er. Und in die morastige Tiefe versenkte er den Revolver. Die Mordwaffe sollten sie nicht finden. Dieses Beweisstück sollte nicht gegen ihn zeugen.
    Dann lief er in einem großen Bogen zum Weg zurück. Dort blieb er stehen und wartete. Er war jetzt bereit. Nun konnten sie ihn haben.

SECHZEHNTES KAPITEL
    Der verhaftete junge Mann, der nach Eva-Lottes Aussagen der Mörder war, leugnete hartnäckig und geschickt, jemals etwas mit Gren zu tun gehabt, ja, ihn überhaupt gekannt zu haben.
    Seine Spielerei mit den Kindern sei nicht böse gemeint gewesen
    – ja, sicherlich etwas dumm, und er habe sie wohl erschreckt, das gebe er zu. Wo sein Revolver sei? Ja, das würde er selbst gern wissen … eine gute Waffe, von seinem Vater geerbt …

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