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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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beinahe eine Weiße Rose?« fragte er neugierig zwischen dem Kauen.
    »Na, viel fehlt da nicht«, versicherte Kalle.
    Er selbst war in diesem Moment so zufrieden und glücklich, wie nur ein Mensch sein konnte. Unvorstellbar, wie sich alles eingerenkt hatte! Rasmus gerettet, die Papiere gerettet, bald sollte der ganze Alpdruck vorbei sein.
    »Morgen früh nehmen wir das Boot und rudern Rasmus zum Festland«, sagte er. »Dann rufen wir Onkel Björk an, damit die Polizei den Professor rettet. Dann bekommt der Professor seine Geheimpapiere …«
    »Und dann sollen die Roten davon zu hören bekommen, daß ihnen die Ohren abfallen«, ergänzte Anders.
    »Wo sind die Geheimpapiere übrigens?« fragte Eva-Lotte neugierig.
    »Ich habe sie versteckt«, sagte Kalle. »Und ich denke nicht daran zu erzählen, wo.«
    »Warum denn?«
    »Es ist besser, wenn nur
einer
das weiß«, sagte Kalle. »Noch sind wir nicht ganz in Sicherheit. Und solange wir das nicht sind, sage ich auch nichts.«
    »Ja, und das ist gut so«, sagte Anders. »Morgen werden wir es erfahren. Stellt euch vor, morgen sind wir zu Hause! Das wird sehr schön sein, tatsächlich!«
    Rasmus war anderer Meinung.
    »Es wäre viel schöner, hier in der Hütte zu sein«, sagte er.
    »Ich möchte immer, immer und immer hierbleiben. Einige Tage könnten wir doch noch hierbleiben.«
    »Nein, danke bestens«, sagte Eva-Lotte und entsann sich mit einem Schaudern der Minuten im Wald mit Nicke und Blom hinter sich. Es kam darauf an, sobald es hell wurde, schnellstens von der Insel fortzukommen. Jetzt waren sie noch durch die Dunkelheit geschützt. Kam erst der Tag, waren sie vogelfrei.
    Nicke hatte doch gesagt, daß er jeden Busch auf der Insel durchsuchen wollte, und Eva-Lotte hatte nicht die geringste Lust zu bleiben, bis er zu Ende gesucht hatte.
    Langsam hörte der Regen auf, und das kleine Stück Himmel, das durch die Öffnung in der Hütte sichtbar war, überzog sich mit Sternen.
    »Ich brauche noch etwas frische Luft, bevor ich einschlafe«, sagte Anders und kroch hinaus. Kurze Zeit danach rief er die anderen. »Kommt, dann könnt ihr etwas sehen!«
    »Du kannst doch wohl im Dunkeln nichts sehen«, rief Eva-Lotte.
    »Ich sehe die Sterne«, sagte Anders.
    Eva-Lotte und Kalle sahen sich an.
    »Er ist doch nicht etwa sentimental geworden?« fragte Kalle beunruhigt. »Es ist besser, wir kümmern uns um ihn.«
    Sie zwängten sich durch die enge Öffnung nach draußen.
    Rasmus zögerte. Hier in der Hütte war es hell. Kalle und Anders hatten ihre Taschenlampen an die Decke gehängt. Hier war es hell und warm, draußen war es dunkel, und vom Dunkel hatte er genug. Aber er zögerte nicht lange. Wo Eva-Lotte und Kalle waren, da wollte er auch sein. Auf allen vieren kroch er durch die Öffnung. Wie ein kleines Tierchen sah er aus, wie ein Tierchen, das in der Nacht vorsichtig seine Nase aus dem Nest steckt.
    Draußen standen sie dicht beieinander und ganz still. Still standen sie unter den Sternen, die dort oben auf einem tief-schwarzen Himmel brannten. Sie hatten kein Verlangen zu reden, standen nur beieinander und horchten in die Dunkelheit hinein. Das dumpfe Säuseln der schlafenden Wälder hatten sie nie zuvor gehört. Es war eine seltsame Melodie, und ihnen war wunderlich zumute.
    Rasmus schob seine Hand in Eva-Lottes Hand. Das hier war etwas, was er noch nie erlebt hatte, und es machte ihn froh und ängstlich zugleich. So ängstlich, daß er eine Hand in seiner Hand spüren wollte. Aber plötzlich fühlte er, wie ihm alles gefiel. Ihm gefielen die Wälder, auch wenn es dunkel war und so eigenartig in den Bäumen rauschte, ihm gefielen die kleinen Wellen, die an die Klippen schlugen, und ihm gefielen die Sterne. Die Sterne am allerbesten. Er bog seinen Kopf nach hinten und starrte gerade hinauf zu den freundlichen Sternen. Und er drückte Eva-Lottes Hand und sagte mit träumerischer Stimme:
    »Denk nur, wie schön es im Himmel sein muß, wenn er schon auf der Außenseite so schön ist!«
    Niemand antwortete. Niemand sagte ein einziges Wort. Nur Eva-Lotte beugte sich zu Rasmus und schlang die Arme um ihn.
    So standen sie still.
    »Jetzt, Rasmus, sollst du schlafen«, sagte Eva-Lotte endlich.
    »Du sollst in einer kleinen Hütte im großen Wald schlafen.
    Wird das nicht wunderbar sein?«
    »Klar!« sagte Rasmus aus tiefster Überzeugung.
    Und als er etwas später zu Eva-Lotte in den Schlafsack gekrochen war und dalag und sich erinnerte, daß er beinahe schon eine Weiße Rose

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