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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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konnte man sich ebensogut ins Moos legen und sofort sterben.
    Es schnitt ihr ins Herz, als sie Rasmus sah. Er war vollkommen wild und machte verzweifelte Anstrengungen, einen Stoff-lappen, der ihn am Schreien hinderte, aus seinem Mund herauszubekommen. Nicke sprang hinzu, um ihm zu helfen, aber er fand keinen Dank dafür bei Rasmus. Sobald er den Mund frei hatte, spuckte er wütend nach Nicke und schrie:
    »Du bist blöd, Nicke! Pfui Blase, wie bist du doch blöd! Pfui Blase!«
    Es wurde eine bittere Rückkehr. So mußten sich geflohene Kettensträflinge im Dschungel fühlen, wenn sie zur Teufelsinsel zurückgeschleppt wurden, dachte Kalle und ballte die Fäuste. Es war auch ein richtiger Gefangenentransport. Sie waren alle mit einem Strick aneinandergebunden, er und Eva-Lotte und Anders.
    Neben ihnen ging Blom, ein Gefangenenaufseher von der aller-
    übelsten Sorte, und hinter ihnen Nicke. Er trug Rasmus, der nicht aufhörte zu versichern, daß er Nicke entsetzlich blöd fände.
    Svanberg hatte ihre Sachen aus dem Boot genommen, und nun waren sie auf dem Weg zurück in das Lager der Kidnapper.
    Nicke schien bei sehr schlechter Laune zu sein. Dabei hätte er doch eigentlich zufrieden sein müssen, mit seinem Fang zu Peters zurückzukommen. Aber er ging hinter ihnen und schimpfte und fluchte vor sich hin.

    »Verflixtes Görenzeug! Warum habt ihr das Boot genommen? Habt wohl gedacht, wir merken es nicht, wie? Und wenn ihr nun schon das Boot hattet, warum seid ihr auf der Insel geblieben, ihr Idioten?«
    Ja,
warum
hatten sie das getan? dachte Kalle bitter. Warum waren sie nicht schon gestern abend, obschon Rasmus müde war und es regnete und dunkel war, zum Festland hinübergerudert?
    Warum waren sie nicht rechtzeitig von dieser Insel verschwunden? Nicke hatte recht – sie waren schon Idioten. Aber es war doch seltsam, daß ausgerechnet er sich darüber ärgerte und es ihnen vorhielt. Er schien wirklich nicht besonders erfreut davon, sie wieder eingefangen zu haben.
    »Ich finde, Kidnapper sind überhaupt nicht nett«, sagte Rasmus.
    Nicke antwortete nicht, guckte nur böse und schimpfte weiter.
    »Und warum habt ihr die Papiere genommen, wie? Ihr beiden Schafsköpfe da vorne, warum habt ihr die Papiere gestohlen?«
    Die beiden Schafsköpfe antworteten nicht. Und sie schwiegen auch später, als Peters sie dasselbe fragte.
    Sie saßen jeder auf einer Bank in Eva-Lottes Häuschen und waren so niedergeschlagen, daß sie nicht einmal mehr Angst vor Peters hatten, obwohl er alles versuchte, um sie zu ängstigen.
    »Das sind Sachen, von denen ihr nichts versteht«, sagte er,
    »und ihr hättet euch niemals einmischen dürfen. Es wird euch sehr schlechtgehen, wenn ihr nicht erzählt, wo ihr die Papiere gestern abend gelassen habt.« Seine schwarzen Augen sahen sie kalt an, und er zischte: »Na, wird’s bald! Heraus damit! Wo habt ihr die Dokumente gelassen?«
    Sie antworteten nicht. Das schien gerade die richtige Art und Weise zu sein, um Peters zur Raserei zu bringen, denn er stürzte sich auf Anders, als ob er ihn ermorden wollte. Mit beiden Händen faßte er ihn am Kopf und schüttelte ihn wild. »Wo sind die Papiere?« schrie er. »Antworte, sonst drehe ich dir das Genick um!«
    Da griff Rasmus ein. »Jetzt bist du doch aber reichlich blöde«, sagte er. »Anders weiß ja gar nicht, wo die Papiere sind. Das weiß nur Kalle. Es ist nämlich besser, sagt Kalle, wenn es nur einer weiß.«
    Peters ließ Anders los und sah Rasmus an.
    »Soso, meinst du«, sagte er. Dann wandte er sich an Kalle.
    »Kalle, glaube ich, bist ja wohl du! Und nun hör mal zu, mein lieber Kalle! Du bekommst eine Stunde Bedenkzeit. Eine Stunde und keinen Fatz mehr. Danach wird etwas überaus Unangenehmes mit dir geschehen. Schlimmer als alles, was du jemals vorher erlebt hast, verstehst du das?«
    Kalle sah so überlegen aus, wie Meisterdetektiv Blomquist immer in derartigen Situationen auszusehen pflegte. »Versu-chen Sie nur nicht, mich zu erschrecken, denn das können Sie gar nicht«, sagte er. In Gedanken sprach er für sich selbst weiter: »Denn ich bin bereits so erschrocken, wie man nur sein kann.«
    Peters zündete sich eine Zigarette an, und seine Hände zitterten dabei. Prüfend sah er Kalle an, bevor er weitersprach:
    »Ich weiß nicht, ob du intelligent genug bist, mir zu folgen.
    Solltest du es sein, dann wende von mir aus deine Intelligenz an.
    Vielleicht begreifst du dann, worum es geht. Es handelt sich um folgendes: Aus gewissen

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