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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Gründen, die ich dir nicht näher erläu-tern will, habe ich mich auf eine Sache geworfen, die so unge-setzlich ist, wie etwas nur sein kann. Ich rechne mit lebensläng-lichem Gefängnis, wenn ich in Schweden bleibe, und deshalb gedenke ich nicht eine Sekunde länger, als nötig ist, hier zu bleiben. Ich werde mich ins Ausland begeben, und ich will diese Geheimdokumente mit mir nehmen. Begreifst du jetzt? Du bist doch wohl nicht zu dumm, um zu verstehen, daß ich alles, aber auch alles – sei es, was es sei – tun werde, um aus dir herauszu-pressen, wo die Papiere sind.«
    Kalle nickte. Er verstand sehr gut, daß Peters vor nichts zurückschrecken würde. Und er verstand auch, daß er selbst bald gezwungen sein würde, aufzugeben und das Geheimnis zu verraten. Wie sollte auch ein Junge wie er sich auf die Dauer gegen einen so vollkommen gewissenlosen Gegner wie Peters halten können? Aber eine Stunde Bedenkzeit hatte er bekommen, und die wollte er ausnutzen. Er wollte nicht aufgeben, bevor er alle Möglichkeiten erwogen hatte.
    »Ich will mir die Sache überlegen«, sagte er kurz, und Peters nickte.
    »Gut«, sagte er. »Überlege eine Stunde! Und wende deine Intelligenz an, wenn du welche hast!«
    Er ging, und Nicke, der die ganze Zeit mit bitterer Miene dagestanden und die Gespräche angehört hatte, folgte ihm zur Tür. Aber als Peters verschwunden war, drehte sich Nicke um und ging zu Kalle. Er sah nicht länger verbittert aus. Beinahe bittend sah er Kalle an und sagte mit leiser Stimme: »Erzähl doch dem Chef, wo die Papiere sind, ja. Damit endlich einmal Schluß wird mit diesem ganzen Elend hier. Kannste doch machen, wie? Schon wegen Rasmus, wie?«
    Kalle antwortete nicht, und Nicke ging. In der Tür drehte er sich um und sah betrübt zu Rasmus hinüber.
    »Ich will dir nachher ein neues Borkenboot schnitzen«, sagte er. »Ein viel, viel größeres …«
    »Ich will kein Borkenboot haben«, sagte Rasmus erbarmungslos. »Und ich finde auch nicht, daß Kidnapper nett sind.«
    Dann waren sie sich selbst überlassen. Sie hörten, wie Nicke den Schlüssel im Schloß umdrehte. Dann hörten sie nur noch von draußen her das Rauschen in den Kronen der Bäume.
    »Toll, wie der Wind stärker wird«, sagte Anders, als sie eine lange Zeit stumm dagesessen hatten.
    »Ja, ganz schöner Wind«, sagte Eva-Lotte und sah zu Kalle.
    »Eine Stunde«, sagte sie. »In einer Stunde wird er wieder hier sein. Was sollen wir tun, Kalle?«
    »Du wirst erzählen müssen, wo du sie versteckt hast«, sagte Anders. »Sonst bringt er dich um.«
    Kalle zog sich an den Haaren. »Wende deine Intelligenz an«, hatte Peters gesagt. Kalle war entschlossen, es zu tun. Möglich, daß man – wenn man den Verstand ordentlich anstrengte –doch etwas ausdenken konnte, um aus dieser Falle zu schlüpfen.
    »Wenn ich fliehen könnte«, sagte er nachdenklich. »Es wäre gut, wenn ich fliehen könnte …«
    »Ja, und wenn du den Mond herunterholen könntest, das wäre auch gut«, sagte Anders.
    Kalle antwortete nicht. Er dachte nach. »Hört mal«, sagte er schließlich. »So um diese Zeit kommt doch Nicke immer mit dem Essen!«
    »Gewiß«, sagte Eva-Lotte. »Zumindest bekamen wir immer Frühstück um diese Zeit. Kann aber auch sein, daß der Peters uns jetzt tothungern will.«
    »Uns vielleicht, aber Rasmus nicht«, sagte Anders. »Nicke läßt doch Rasmus nicht verhungern!«
    »Stellt euch vor, wenn wir uns alle auf Nicke stürzen – alle auf einmal«, sagte Kalle. »Wenn er mit dem Essen kommt.
    Glaubt ihr nicht, daß ihr euch so lange an ihn klammern könnt, bis ich geflohen bin?«
    Eva-Lottes Gesicht leuchtete auf. »Das geht«, sagte sie. »Ich bin sicher, daß es geht. Oh, ich werde endlich Nicke auf den Schädel schlagen! Wie habe ich mich danach gesehnt!«
    »Ich werde Nicke auch auf den Schädel schlagen«, sagte Rasmus entzückt. Als er sich aber an den Flitzbogen und an die Borkenboote erinnerte, setzte er nachdenklich hinzu: »Trotzdem, so doll werde ich ihn trotzdem nicht schlagen. Er ist ja doch nett …«
    Die anderen hörten nicht auf ihn. Nicke konnte jederzeit kommen, und es galt, bereit zu sein.
    »Was willst du nachher machen, Kalle?« fragte Eva-Lotte aufgeregt. »Ich meine, wenn du geflohen bist?«
    »Ich werde zum Festland schwimmen und die Polizei holen.
    Der Professor kann sagen, was er will. Wir müssen die Polizei zur Hilfe holen! Das hätten wir schon viel eher tun müssen!«
    Eva-Lotte schauderte zusammen. »Jaja«, sagte

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