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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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nichts davon wissen würde.«
    Eva-Lotte zog den sich sträubenden Rasmus hinter einige dichte Büsche. In fliegender Hast zog sie sich an. Dann kniete sie neben Rasmus nieder, um ihm zu helfen. Seine kleinen Finger hatten so große Schwierigkeiten mit den Knöpfen.
    »Das ist auch gar nicht so leicht, glaub es mir«, sagte Rasmus. »Es ist schwer, wo die Knöpfe doch hinten sitzen, und ich bin hier vorn.«
    »Ich werde sie zuknöpfen«, sagte Eva-Lotte. Mit leiser Stimme fuhr sie fort: »Rasmus, du willst doch gern eine Weiße Rose werden?«
    »Ist doch klar«, sagte Rasmus. »Und Kalle hat gesagt, daß …«
    »Ja, aber du mußt dann auch jetzt genau machen, was ich dir sage«, unterbrach ihn Eva-Lotte.
    »Was soll ich denn machen?«
    »Du sollst mir deine Hand geben, und dann laufen wir hier weg, so schnell wir überhaupt können.«
    »Da wird sich aber Nicke ärgern«, wandte Rasmus bekümmert ein.
    »Jetzt kümmern wir uns einmal nicht um Nicke«, flüsterte Eva-Lotte. »Wir wollen rasch fort und die Hütte suchen, die Kalle und Anders gebaut …«
    »Kommt ihr bald oder muß ich euch holen?« rief Nicke von der Anlegestelle herüber.
    »Immer ruhig!« schrie Eva-Lotte. »Wir kommen – wann wir kommen!« Dann nahm sie Rasmus’ Hand und flüsterte aufgeregt: »Lauf, Rasmus, lauf!«
    Und Rasmus lief, so schnell ihn seine fünfjährigen Beinchen tragen konnten. Mitten zwischen die Tannen liefen sie. Rasmus strengte sich sehr an, mit Eva-Lotte gleichen Schritt zu halten.
    Sie sollte doch sehen, welch eine gute Weiße Rose er war. Und er keuchte, während er rannte:
    »Na, jedenfalls war es gut, daß Nicke gesehen hat, daß ich fünf Stöße schwimmen kann!«

ELFTES KAPITEL
    Die Sonne begann zu sinken, und Rasmus war müde. Seit mehreren Stunden tat er nun schon etwas, was ihm gar nicht gefiel.
    »Es sind viel zu viele Bäume in diesem Wald«, sagte er mißmutig. »Und wann kommen wir bloß zu der Hütte?«
    Eva-Lotte wünschte nichts mehr, als ihm darauf antworten zu können. Sie war einer Meinung mit Rasmus: Es gab zu viele Bäume in diesem Wald. Und zu viele kleine Felsen, über die man klettern mußte, zu viele Kuhlen, in die man hineinstolper-te, und allen möglichen anderen Kram, der einem den Weg versperrte, zu viele Zweige und Äste und Büsche, die einem die Beine zerkratzten. Und dann viel zuwenig kleine selbstgebaute Hütten. Zwar war es nur eine einzige kleine Hütte, nach der sie sich sehnte, aber die war ja nicht zu finden. Eva-Lotte fühlte den Mißmut in sich aufsteigen. Sie hatte es sich so einfach vorgestellt, die Hütte zu finden, aber jetzt zweifelte sie daran, ob sie sie jemals finden würde. Und wenn sie sie fand – waren Anders und Kalle überhaupt da? Waren sie zur Insel zurückgekommen, nachdem sie die Geheimdokumente gefunden hatten? Tausend Dinge konnten inzwischen passiert sein, tausend Dinge konnten sie an der Rückkehr gehindert haben. War es nicht möglich, daß sie ganz allein auf der Insel waren, Rasmus und sie – und die Kidnapper? Eva-Lotte fror bei dem Gedanken. Lieber, lieber Anders, bester guter Kalle, seid doch bitte in der Hütte, betete sie leise und verzweifelt. Und laß sie mich endlich finden, endlich.
    »Nur Blaubeeren und Blaubeeren«, sagte Rasmus und sah böse auf das Blaubeerenkraut, das ihm weit über die Knie reichte. »Ich möchte etwas gebratenen Speck haben.«
    »Ich begreife dich«, sagte Eva-Lotte, »aber in den Wäldern wächst noch kein gebratener Speck.«
    »Sssss«, machte Rasmus und drückte damit sein Mißfallen an der jetzigen Ordnung der Dinge aus. »Und dann möchte ich meine Borkenboote haben.« Und damit war er bei einem Thema, das ihn bereits den ganzen Weg beschäftigt hatte. Warum hatte er nicht seine Borkenboote mitnehmen dürfen?
    »Kleines Untier«, dachte Eva-Lotte. Hatte sie sich deswegen in wilde Gefahren gestürzt, wollte sie ihn unter furchtbaren Abenteuern retten, nur damit er hier neben ihr hertrabte und nach gebratenem Speck und seinen Borkenbooten jammerte?
    Aber schon bevor sie diese Gedanken zu Ende gedacht hatte, tat es ihr leid, und impulsiv nahm sie Rasmus in die Arme. Er war doch noch so klein … und so müde und hungrig – ganz natürlich, daß er da quengelte.
    »Versteh doch bitte, Rasmus«, sagte sie zärtlich. »Deine Borkenboote habe ich wirklich vergessen.«
    »Dann finde ich, daß du blöd bist!« sagte Rasmus unbarmherzig.
    Und dann setzte er sich einfach zwischen die Blaubeersträucher. Er wollte nicht mehr

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