Kalle Blomquist
gefangen haben!«
Kalle schüttelte den Kopf. Ach, wie viele Male hatte nicht der Meisterdetektiv Blomquist auf eigene Faust Dutzende von groben Verbrechern unschädlich gemacht! Aber Meisterdetektiv Blomquist war die eine Person und Kalle die andere. Und mitunter war Kalle ein praktischer und verständiger junger Mann.
»Wie du willst!« Anders beugte sich widerwillig der Sach-kenntnis, die Kalle immerhin auf kriminalistischem Gebiet repräsentierte.
»Aber dann«, sagte Eva-Lotte, »wollen wir mit Björk sprechen. Er und niemand anders soll uns helfen. Dann wird er danach vielleicht Wachtmeister!«
Anders betrachtete das Resultat der Ausgrabungen. »Was wollen wir damit machen? Kartoffeln setzen oder alles wieder zuschaufeln?«
Kalle meinte, daß es wohl am klügsten wäre, die Spuren ihres Besuches im Keller notdürftig zu verwischen.
»Aber beeile dich«, sagte er. »Es macht einen ganz nervös, hier zu stehen und einen Blechkasten mit hunderttausend Kronen in den Händen zu halten. Ich will so schnell wie möglich fort von hier.«
»Wie wollen wir es mit dem Kasten machen?« fragte Eva-Lotte.
»Wir können doch nicht ohne weiteres mit ihm angeschleppt kommen. Wo wollen wir ihn verstecken, bis wir mit Björk gesprochen haben?«
Nachdem man eine Weile beratschlagt hatte, wurde bestimmt, daß Anders den kostbaren Kasten ins Hauptquartier der Weißen Rose auf dem Bäckereiboden bringen sollte, während Kalle und Eva-Lotte losgingen, um Schutzmann Björk aufzusuchen.
Anders zog sein Hemd aus und wickelte es um den Kasten.
Nur in Hosen, mit dem Spaten in der Hand und dem in das Hemd eingewickelten Kasten in der anderen, trat er den Rückzug an. »Die glauben sicher, daß ich Regenwürmer ausgegraben habe, wenn ich jemand treffe«, sagte er hoffnungsvoll.
Kalle schlug die Tür zu. »Etwas ist schade«, sagte er.
»Was denn?« fragte Eva-Lotte.
»Daß man nicht sehen kann, was Onkel Einar für ein Gesicht macht, wenn er kommt, um den Kasten zu holen.«
»Ja, das wäre fünfundzwanzig Öre wert!«
Auf der Polizeiwache herrschte Ruhe und Frieden. Ein Schutzmann saß da und löste Kreuzworträtsel, als ob es keine Verbrechen in der Welt gäbe. Aber es war nicht Björk.
»Ist Schutzmann Björk zu sprechen?« Kalle verbeugte sich höflich.
»Er ist auf Dienstreise und kommt morgen zurück. Aber weißt du ein mythologisches Wunder mit acht Buchstaben?«
Der Schutzmann biß in den Bleistift und sah Kalle an.
»Nein, ich komme in einer ganz anderen Angelegenheit«, sagte Kalle.
»Ja, wie gesagt, Björk kommt morgen wieder. Aber einen weiblichen Krieger mit sieben Buchstaben?«
»Eva-Lotte«, sagte Kalle. »Natürlich, das sind acht Buchstaben! Danke, wir kommen morgen wieder!«
Kalle zog Eva-Lotte mit sich hinaus. »Man kann über solche Sachen nicht mit einem Hanswurst reden, der sich nur für mythologische Wunder interessiert«, sagte er.
Eva-Lotte war derselben Meinung. Sie einigten sich dahin, daß es wohl kein Risiko wäre, mit der polizeilichen Anzeige bis zum nächsten Tag zu warten. Onkel Einar lag ja in sicherem Gewahrsam in seinem Bett.
»Und da steht Krok vor dem Uhrengeschäft«, flüsterte Kalle Eva-Lotte zu. »Hast du je im Leben so eine Visage gesehen?«
»Das ist fein, daß die Schurken sich gegenseitig bewachen«, sagte Eva-Lotte. »Das ist genauso, wie das Sprichwort sagt: Wenn die Unschuld schläft, halten Engel Wache!«
Kalle befühlte seine Armmuskeln. »Aber morgen, Eva-Lotte!
Da gibt es Kampf auf Leben und Tod!«
ZWÖLFTES KAPITEL
Der Tag versprach, ungewöhnlich heiß zu werden. Die Levkojen auf dem Beet in Bäckers Garten ließen schon am Morgen die Köpfe hängen. Nicht ein Lüftchen bewegte sich, und sogar Tusse zog es vor, im Schatten auf der Veranda zu bleiben, wo Frida vollauf damit beschäftigt war, den Frühstückstisch zu dek-ken. Eva-Lotte kam, nur mit dem Nachthemd bekleidet, angelaufen, noch mit dem Muster des Kopfkissens auf der Wange.
»Wissen Sie, Frida, ob Onkel Einar schon wach ist?«
Frida sah geheimnisvoll aus.
»Frag lieber, ob er geschlafen hat! Gerade das hat er eben nicht! Ich will dir was sagen, Eva-Lotte: Herr Lindeberg hat heute nacht gar nicht in seinem Bett gelegen.«
Eva-Lotte sperrte die Augen auf. »Wie meinen Sie das, Frida? Wie können Sie das denn wissen?«
»Ja, ich war drin und wollte ihm Rasierwasser bringen. Und da war das Zimmer leer, und das Bett war genauso, wie ich es gestern abend zurechtgemacht hatte, nachdem er fortgegangen
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