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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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geizig. Jetzt haben wir so viel zu essen, daß es den ganzen Tag reicht, da brauchen wir nicht nach Hause zu gehen.«
    Da fluchte Onkel Einar einen noch längeren Fluch still vor sich hin und ging mit langen Schritten davon.
    Und die Roten sahen Bilderserien an und spielten Ping-Pong und aßen Schnecken und rutschten das Seil runter und kletterten wieder rauf, und es machte ihnen gar nichts aus, daß die Weißen durch Abwesenheit glänzten.
    »Glaubt ihr, daß der Kerl da ganz richtig im Kopf ist?« fragte Sixtus, als Onkel Einar zum viertenmal vor der Bäckerei auftauchte. »Was läuft er hier rum wie ein ängstliches Huhn? Kann er sich nicht eine nützlichere Beschäftigung suchen?«
    Die Stunden vergingen. Und die Roten spielten Ping-Pong und besahen Bilder und rutschten das Seil runter und kletterten wieder rauf und aßen noch mehr Schnecken und machten sich nicht eine Spur daraus, daß die Weißen durch Abwesenheit glänzten.
    Dunkel, Dunkel überall! Hier und da findet ein Lichtstreifen den Weg durch eine Luke. Noch leuchtet die Taschenlampe, und das ist auch nötig! Es ist schwer, vorwärts zu kommen. Mitunter liegen große Steine da und versperren den Weg. Es ist feucht und glatt und kalt. Nicht auszudenken, daß man die Nacht hier verbringen soll! Viele Nächte!
    Anders und Kalle und Eva-Lotte haben sich gegenseitig an den Händen gefaßt. Kalle leuchtet an den Steinwänden entlang, wo die Feuchtigkeit hervorsickert.
    »Die Ärmsten, die früher mal hier eingesperrt waren!« sagt Eva-Lotte. »Viele Jahre vielleicht!«
    »Aber die bekamen wenigstens was zu essen«,knurrt Anders.
    Ein kleines Brötchen hält nicht lange vor, und er ist schon wieder sehr hungrig. Um diese Zeit essen sie zu Hause Mittagbrot!

    »Heute sollte es bei uns Fleischklopse geben«, seufzt Eva-Lotte.
    Kalle sagt nichts. Er ist wütend auf sich selbst, daß er sich jemals auf diese Detektivarbeit eingelassen hat. Sie hätten jetzt zu Hause auf dem Bäckereiboden sitzen können, sie hätten mit den Roten Krieg führen können, sie hätten radfahren und baden und Fleischklopse zu Mittag essen können und alles mögliche andere. Anstatt hier in Dunkel und Elend herumzulaufen.
    Und man kann nicht einmal wagen, daran zu denken, wie das enden soll!
    »Das beste ist, wir gehen wieder zum Ausgangspunkt zurück«, sagt Eva-Lotte. »Jetzt haben wir sicher alles gesehen, was zu sehen ist, und es ist überall das gleiche, den ganzen Weg lang. Dunkel und unheimlich überall.«
    »Wir wollen bloß noch diesen Gang hier zu Ende gehen«, schlägt Anders vor. »Dann können wir wieder umkehren.«
    Eva-Lotte hatte unrecht. Es ist nicht überall das gleiche. Dieser Gang hier endet mit einer Treppe. Und eine Treppe bedeutet eine Verbindung zwischen zwei Stockwerken. Es ist eine kleine, schmale Wendeltreppe, deren Steinstufen durch viele Füße abgenutzt sind.
    Anders und Kalle und Eva-Lotte stehen ganz still. Sie können ihren Augen nicht trauen. Kalle leuchtet mit der Taschenlampe.
    Dann rennt er die Treppe hinauf. Aber die Treppe ist oben zu-genagelt. Es soll niemand in den Keller hinunterkommen. Und offenbar auch nicht hinauf. Kalle wünscht, daß er mit dem Kopf durch das Holz könnte, so daß die Splitter herumflögen.
    »Wir müssen raus! Wir
müssen
raus, sage ich!« Anders ist vollkommen wild. »Ich halte es nicht eine Minute länger aus!«
    Er hebt einen großen Stein auf. Kalle hilft ihm.
    »Eins, zwei, drei – jetzt!« kommandiert Anders. Das Holz kracht. Noch einmal! »Du wirst sehen, es geht, Kalle!« Anders keucht förmlich vor Aufregung.
    Ein Glück, daß das Holz nicht so dick ist. Ein letztes Mal mit voller Kraft! Peng – die Holzsplitter fliegen nach allen Seiten.
    Es macht keine Mühe, das Zeug wegzuräumen. Anders reckt den Kopf hoch und stößt ein Freudengeheul aus. Die Treppe führt zum Erdgeschoß der Ruine.
    »Kalle und Eva-Lotte, kommt!« ruft er.
    Aber Kalle und Eva-Lotte sind bereits gekommen. Sie stehen da und starren zum Licht, zur Sonne hinauf, als ob es ein großes Wunder wäre.
    Eva-Lotte rennt zur Fensteröffnung. Da unten liegt die stille Stadt. Sie kann den Fluß sehen und den Wasserturm und die Kirche. Und dort, weit weg, sieht sie das rote Dach der Bäckerei. Da lehnt sie sich gegen die steinerne Wand und bricht in lautes Weinen aus.
    »Mädels sind schon komisch«, denken Anders und Kalle.
    Vorhin, im Keller unten, da hat sie nicht geweint, aber jetzt, da alle Gefahr vorüber ist, da läuft ihr das Wasser raus wie

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