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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Leben. Habt ihr gelogen, dann kommen wir nach einer Weile wieder, und dann wird es unangenehm, sehr unangenehm!«
    »Wir haben nicht gelogen«, sagte Kalle und blickte ihn wütend von der Seite an.
    Jetzt kam Onkel Einar zu ihm hin. Kalle weigerte sich, seine ausgestreckte Hand zu sehen.
    »Lebwohl, Herr Meisterdetektiv«, sagte er. »Ich glaube, es wäre am klügsten, die Kriminalistik in Zukunft an den Nagel zu hängen. Übrigens: Kann ich meinen Dietrich wiederbekommen? Denn das warst doch du, der ihn mir weggenommen hat?«
    Kalle steckte die Hand in die Hosentasche und holte den Dietrich hervor. »Es gibt wohl allerlei, was du auch besser an den Nagel hängen solltest, Onkel Einar«, sagte er mürrisch.
    Onkel Einar lachte. »Lebwohl, Anders, und danke für die schöne Zeit hier. Lebwohl, Eva-Lotte! Du bist ein liebes Kind, das habe ich immer gefunden. Grüß deine Mutter, falls ich keine Zeit mehr haben sollte, mich von ihr zu verabschieden.« Er ging mit seinen zwei Kumpanen die Treppe hinauf. An der Tür drehte er sich um und winkte. »Ich verspreche euch, daß ich bestimmt schreiben und berichten werde, wo ihr seid. Wenn ich es nur nicht vergesse!« Die schwere Tür schlug mit einem Krach zu.

VIERZEHNTES KAPITEL
    »Es ist meine Schuld«, sagte Kalle nach einem, wie es schien, endlosen Schweigen. »Es ist absolut meine Schuld. Ich hätte euch nicht in diese Geschichte mit hineinziehen sollen. Und vielleicht auch nicht mich selbst.«
    »Ach was, Schuld«, sagte Eva-Lotte. »Du konntest doch nicht ahnen, daß die Sache so laufen würde.«
    Es wurde wieder still – unheimlich still. Es war, als ob die Außenwelt nicht mehr existierte. Es gab nur diesen Keller hier mit der unerbittlich verschlossenen Tür.
    »Es ist ein Jammer, daß Björk gestern nicht da war«, sagte Anders schließlich.
    »Sprich nicht davon«, sagte Kalle.
    Dann sagte eine Zeitlang niemand mehr etwas. Man dachte.
    Und alle dachten wohl ungefähr das gleiche. Alles war fehlge-schlagen. Die Juwelen waren verloren, die Diebe würden ins Ausland entkommen.
    Aber in diesem Augenblick wog alles das leicht gegen die Tatsache, daß sie hier eingesperrt waren und nicht herauskommen konnten und daß sie nicht wußten, ob sie überhaupt jemals wieder herauskommen würden. Dieser furchtbare Gedanke war nicht zu Ende zu denken. Wenn nun Onkel Einar nichts daran gelegen war zu schreiben? Im übrigen – wie lange braucht ein Brief vom Ausland? Und wie lange kann man ohne Essen und Trinken leben? Und war es nicht so, daß es für diese Banditen am besten war, wenn die Kinder für immer hier unten im Keller blieben? Es gab ja auch im Ausland Polizei, und wenn die Kinder erzählten, wer die Diebe waren, konnten Onkel Einar und seine Kumpane sich nicht so sicher fühlen, wie es der Fall wäre, wenn Kalle und Anders und Eva-Lotte niemals Gelegenheit haben würden, ihre Namen zu verraten.
    »Ich werde schreiben, wenn ich es nur nicht vergesse« – das war das letzte, was Onkel Einar gesagt hatte, und das klang unheilverkündend.
    »Ich habe drei Brötchen«, sagte Eva-Lotte und steckte die Hand in ihre Kleidertasche. Das war immerhin ein kleiner Trost.
    »Dann werden wir bis zum Nachmittag nicht den Hungertod erleiden«, sagte Anders. »Wir haben auch noch eine halbe Kelle Wasser übrig.«
    Drei Brötchen und eine halbe Kelle Wasser! Und dann?
    »Wir müssen um Hilfe schreien«, sagte Kalle. »Vielleicht kommt ein Tourist, um sich die Ruine anzusehen.«
    »Ich erinnere mich, daß im vorigen Sommer zwei Touristen hier waren«, sagte Anders. »Warum sollte da nicht heute einer kommen?«
    Sie stellten sich an die kleine Luke, durch die ein Sonnenstrahl hereinfiel.
    »Eins, zwei drei – jetzt!« kommandierte Anders.
    »Hilfe – – H-i-l-f-e!«
    Die Stille hinterher war fühlbarer als vorher.
    »Nach Gripsholm und Alvastra und wer weiß wohin, da können sie fahren«, sagte Anders bitter. »Aber um die Ruine hier kümmert sich kein Mensch.«
    Nein, kein Tourist hörte ihren Notruf und auch sonst niemand. Die Minuten gingen und wurden zu Stunden.
    »Wenn ich wenigstens zu Hause gesagt hätte, daß ich zur Ruine gehe«, sagte Eva-Lotte. »Dann wären sie wohl schließlich hergekommen, um uns zu suchen.«
    Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. Kalle schluckte ein paarmal und stand vom Fußboden auf. Es war nicht auszuhalten, still dazusitzen und Eva-Lotte anzusehen. Die Tür – gab es keine Möglichkeit, sie kaputtzuschlagen? Man brauchte sie nur anzusehen, um

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