Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
möchtet ihr wohl wissen«, höhnte Sixtus. »Die Tür war offen. Ganz einfach, nicht?«
    Der Herrenhof war lange Jahre unbewohnt gewesen und sehr verfallen. Es war beabsichtigt, ihn zu restaurieren und ein Hei-matmuseum daraus zu machen. Jetzt quietschten die alten Dielen angstvoll unter den lebenslustigen Füßen, die unbeherrscht in rasenden Freudensprüngen durch das neue Hauptquartier tobten.
    »Wir werden die Läusepudel gefangennehmen und hier einsperren. Sollen sie doch verhungern!« schrie Sixtus entzückt.
    Seine solchermaßen bedachten Opfer liefen erwartungsvoll ihrem Schicksal entgegen. Die Roten versuchten nicht, sie zu hindern. Sixtus hatte nämlich beschlossen, das obere Stockwerk, das leichter zu verteidigen war, unter Einsatz von Blut und Leben zu halten. Auf der prunkvollen Treppe, die nach oben führte, standen die Roten und gaben mit kriegerischen Gebärden zu verstehen, daß nichts ihnen lieber sei, als sich auf den Feind zu stürzen. Die Weißen gingen ruhmvoll zum Angriff über. Die Stadtväter hätten sich die Haare ausgerissen, wenn sie den Krach und Donner hätten hören können, der entstand, als die beiden streitenden Heere aufeinanderprallten. Ihr angehendes Museum zitterte in allen Fugen, und die zierlichen Holzgeländer der Treppe bogen sich. Heulende Schreie stiegen zu der schönen Stuckdecke empor. Der Chef der Weißen Rose sauste, einem Unwetter gleich, rückwärts die Treppe hinunter.
    Das Kriegsglück wechselte. Entweder trieben die Weißen ihre Gegner fast die ganze Treppe hinauf, oder sie befanden sich selbst unter dem ungeheuren Druck von oben in ungeordnetem Rückzug zum Erdgeschoß. Als der Kampf so gut und gern eine halbe Stunde hin und her gewogt hatte, sehnten sich alle Parteien nach etwas Abwechslung. Die Weißen zogen sich einen Augenblick zurück, um den letzten rasenden Angriff vorzubereiten.
    Da gab Sixtus seinen Truppen schnell einen leisen Befehl. Sekunden später verließen die Roten ohne vorherige Warnung ihren Standort auf der Treppe und zogen sich blitzschnell in das obere Stockwerk zurück. Dort gab es viele Möglichkeiten, argli-stig in Zimmern und Wandschränken zu verschwinden. Das wußten Sixtus und seine Getreuen; denn sie hatten das Haus vorher gründlich untersucht. Als nun Anders, Kalle und Eva-Lotte die Treppe heraufgestürmt kamen, waren die Roten Rosen wie weg-geblasen. Sie hatten den Vorsprung von wenigen Sekunden aus-genutzt. Gerade jetzt waren sie hinter einer geschickt verborgenen Tapetentür verschanzt und beobachteten durch einen Spalt die hastige Beratung der Weißen, die ahnungslos genau davor-standen.
    »Schwärmt aus«, sagte der Weiße Chef. »Sucht den Feind, in welchem Loch er auch, um sein Leben zitternd, liegen mag.
    Macht kurzen Prozeß mit ihm, wenn ihr ihn findet.«

    Die Roten Rosen hinter der Tür hörten voller Befriedigung zu. »Schwärmt aus«, hatte der Chef der Weißen gesagt. Etwas Dümmeres hätte er sich nicht ausdenken können. Das besiegelte sein Schicksal. Er selbst setzte sich unmittelbar danach in Bewegung und schwärmte aus, das heißt er verschwand hinter einer Ecke. Kaum war er außer Sicht, schlichen Kalle und Eva-Lotte in der entgegengesetzten Richtung los. Dort befand sich eine Tür, die sie öffneten. Sie fanden ein schönes sonniges Zimmer, und obwohl sie deutlich sehen konnten, daß es von Feinden leer war, gingen sie auf jeden Fall hinein und gönnten sich eine kleine Kriegspause, um aus dem Fenster zu sehen. Das aber erwies sich als ein absoluter Fehlgriff. Sie kehrten gerade noch rechtzeitig zur Tür zurück, um zu hören, wie außen ein Schlüssel im Schloß umgedreht wurde. Sie hörten auch das rohe Lachen des Roten Chefs und seine greulichen Triumphworte:
    »Ha, ihr Läusepudel, nun habt ihr eure letzten Kartoffeln gesetzt! Hier kommt ihr lebend nicht mehr heraus!« Und dann Benkas gellende Stimme: »Nein, hier dürft ihr hocken, bis ihr Moos ansetzt. Aber wir können ja ab und zu mal vorbeikommen und guten Tag sagen. Heiligabend zum Beispiel.« Und Jonte:
    »Ja, macht euch keine Sorgen. Wir kommen am Heiligabend.
    Was wollt ihr zu Weihnachten haben?«
    »Eure Köpfe auf einer Schüssel!« schrie Eva-Lotte von innen.
    »Und garniert, wie man Schweinsköpfe immer garniert«, half Kalle nach.
    »Unverschämt bis zum letzten«, sagte der Rote Chef besorgt zu seinen Waffenbrüdern. Dann erhob er seine Stimme und rief: »Adieu, ihr Läusepudel. Schreit, wenn ihr Hunger habt.
    Dann kommen wir und rupfen etwas

Weitere Kostenlose Bücher