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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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glückliche, unschuldige Spiele es ab und zu erforderlich machten, hier und dort in der Nachbarschaft auf Leitern und auf Dächern herumzuklettern. Kalle und Eva-Lotte verabschiedeten sich hastig und liefen davon, so schnell sie konnten. Aber Gren schien es nicht zu bemerken. Er seufzte nur still in sich hinein und ließ die Jalousie herunter.
    In der dunklen Gasse hinter Grens Haus vereinigten sich die drei Streiter der Weißen Rose. Sie drückten sich die Hände, und der Chef sagte: »Gut gemacht, ihr Tapferen!«
    Dann aber galt es zu fliehen. Schon hörte man am andern Ende der Gasse einen Lärm, der ständig an Stärke zunahm. Das waren die Roten, die endlich zur Besinnung gekommen waren und nun nach Rache schrien.
    Um diese Zeit waren die Bewohner des Rackerberges schon zu Bett gegangen und schliefen. Nun schossen sie schlaftrunken und aufgescheucht in ihren Betten hoch. War es die Wilde Jagd, die dort draußen vorüberraste? Ach, es waren nur drei edle Ritter der Weißen Rose, die mit gewaltigen Sprüngen über das Kopfsteinpflaster der Gasse setzten. Und fünfzig Meter hinter ihnen taten drei gleich edle Ritter der Roten Rose dasselbe. Deren Sprünge waren nicht minder gewaltig, und deren gellende und giftige Schreie hatten eine Tragweite, die kaum von der modernsten Feuerwehrsirene erreicht wurde.
    Kalle fühlte ein wildes Entzücken in der Brust, als er so durch das Dunkel lief. Das war ein Leben – oh, fast so spannend wie Verbrecher fangen. Verbrecher fangen konnte man nur in der Phantasie. In Wirklichkeit gab es sicher keine, so wie es zur Zeit hier aussah. Aber das hier war Wirklichkeit: das Dröhnen der Fü-
    ße der Verfolger hinter ihm, Anders’ und Eva-Lottes keuchende Atemzüge, das holprige Straßenpflaster unter seinen Sohlen, die dunklen kleinen Gassen und die düster lockenden Höfe und Schlupfwinkel, wo man sich verstecken konnte – ja, das alles zusammen war herrlich, und es würde eine spannende Jagd werden.
    Das Allerschönste aber war, zu spüren, wie genau sein Körper ihm gehorchte, wie schnell seine Beine sich bewegten und wie leicht sein Atem ging. So hätte er die ganze Nacht laufen können. Er fühlte sich kräftig genug, einer ganzen Koppel von Bluthunden zu entlaufen, wenn es nötig sein sollte. Es fiel ihm ein, daß es noch spannender wäre, allein gejagt zu werden.
    Dann könnte man seine Verfolger noch mehr reizen und auf die eine oder andere Weise noch kühner manövrieren.
    »Versteckt euch«, sagte er schnell zu Anders und Eva-Lotte.
    Anders fand diesen Vorschlag großartig. Alle Möglichkeiten, die Roten anzuführen, waren herzlich willkommen. Als sie die nächste Ecke erreicht hatten, tauchten deshalb Anders und Eva-Lotte blitzschnell in einem Torweg unter und blieben dort still, wenn auch heftig atmend, stehen. Es brauchte einige Sekunden, bevor die Roten um die Ecke kamen. Sie liefen so nahe an Anders und Eva-Lotte vorbei, daß man sie beinahe hätte anfassen können.
    »Anzuführen wie Kleinkinder«, stellte Anders fest. »Waren wohl noch nie im Kino, um zu sehen, wie man so was macht.«
    »Aber für Kalle wird es schwer werden«, sagte Eva-Lotte und horchte nachdenklich auf das Geräusch der springenden Füße, das jetzt in der Dunkelheit davonlief. Drei böse rote Wölfe, die ein armes, zartes weißes Kaninchen hetzen, dachte sie und war ganz erfüllt von plötzlichem Mitleid.
    Eine Weile dauerte es, bis die Roten bemerkten, daß ihnen ein Teil ihrer Beute entging. Aber da war es bereits zu spät. Das einzige, was sie tun konnten, war, ihre Jagd auf Kalle fortzusetzen.
    Keiner kann sagen, daß sie nicht das Äußerste leisteten. Sixtus lief wie ein Besessener, und während er lief, schwor er sich hoch und heilig, daß, wenn Kalle diesmal seinem Schicksal entsprin-gen sollte, er, Sixtus, sich einen knallroten Vollbart stehen lassen würde als äußeres Zeichen seiner erbärmlichen Niederlage.
    Er dachte allerdings nicht weiter darüber nach, wie er es anstellen sollte, den Bart auf seinem kahlen Jungengesicht zum Sprie-
    ßen zu bringen, – er lief und lief.
    Das tat Kalle auch. Hin und her in den Gassen des ganzen Rackerberges und immer in wohlüberlegten Winkelsprüngen.
    Nie war sein Vorsprung so groß, daß er seine Verfolger abschütteln konnte. Vielleicht wollte er es auch nicht. Sie folgten ihm dicht auf den Fersen, und die ganze Zeit hatte er seine Freude daran, sie sich so nahe zu halten, daß es gefährlich schien.
    Es war überall still. Aber durch diese

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