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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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unheimlich war es dort unter einem dunklen Himmel ohne freundliche Sterne, die den gefährlichen Weg etwas auf-hellten. Nichts zum Festhalten als den Schornstein, und der bot nur einen kurzen Halt, als sie die Hälfte des Weges hinter sich hatten. Aber sie gingen weiter auf ihrem gefahrvollen Ba-lancegang, und ihr Mut wurde belohnt durch den Anblick, der sich ihnen in Jontes Kammer bot. Da saß ihr Chef auf einem Stuhl, umringt von den Roten Rosen, die mit den Armen fuch-telten und ihn anschrien. Er aber schüttelte nur stolz den Kopf.
    Eva-Lotte und Kalle legten sich platt auf den Bauch und bereiteten sich auf eine genußreiche Stunde vor. Sie konnten alles, was dort drüben vor sich ging, hören und sehen. Welch ein Triumph! Welch ein Erfolg! Ihr Chef sollte nur wissen, daß die Rettung so nahe war. Nur zwei Meter von ihm entfernt lagen seine Getreuen, bereit, Blut und Leben für ihn zu opfern.
    Eine Kleinigkeit nur war noch zu klären. Wie sollte die Be-freiung vor sich gehen? Es war sicher gut und schön, Blut und Leben opfern zu wollen, aber wie sollte das geschehen? Über zwei Meter Abstand mit nur Luft dazwischen …
    »Irgend etwas wird uns schon einfallen«, meinte Kalle voller Zuversicht und legte sich, den Umständen entsprechend, so bequem wie möglich zurecht.
    Bei Jonte wurde das Verhör fortgesetzt. »Gefangener, ich gebe dir eine letzte Chance, dein widerliches Leben zu retten«, sagte Sixtus und riß unbarmherzig an Anders’ Arm. »Wo habt ihr den Großmummrich verborgen?«
    »Vergeblich erkundigst du dich!« antwortete Anders. »Seit undenklichen Zeiten halten die Weißen Rosen ihre mächtige Hand über den Großmummrich. Nie werdet ihr ihn finden, darauf kannst du springen und dir eins husten«, setzte er weniger hochtrabend hinzu.
    Kalle und Eva-Lotte nickten draußen auf ihrem Aussichtspo-sten stumm Beifall. Sixtus, Benka und Jonte aber sahen aufrichtig verärgert aus.
    »Wir werden ihn über Nacht in meine Garage setzen müssen, damit er weich wird«, meinte Sixtus.
    »Hahaha«, lachte Anders. »Wie Kalle und Eva-Lotte, wie?
    Die sind auch in fünf Minuten geflohen, wie ich gehört habe.
    Genauso werde ich fliehen.«
    Die Roten Rosen wurden etwas nachdenklich. Es blieb ein Rätsel, wie es Kalle und Eva-Lotte geglückt war, aus ihrem Gefängnis zu entkommen. Es wirkte beinahe unnatürlich. Anders gegenüber aber tat man ungerührt.
    »Bilde dir nur nicht ein, daß du ein Ausbrecherkönig bist«, sagte Sixtus. »Wo wir dich einsperren, da bleibst du auch. Zuerst aber möchten wir von dir noch etwas über diese Geheimsprache wissen. Du bekommst Strafnachlaß, wenn du uns die Lösung gibst.«
    »Kaum«, sagte Anders.
    »Sei nun nicht halsstarrig«, versuchte Sixtus. »Du kannst doch wohl
etwas
sagen. Meinen Namen zum Beispiel. Wie heiße ich in eurer Sprache?«
    »Kok non a lol lol kok o pop pop«, sagte Anders bereitwillig und lächelte ironisch vor sich hin, um Sixtus fühlen zu lassen, daß es sich um eine Verunglimpfung handelte. So schwer es ihm auch wurde, zu übersetzen wagte er nicht – sonst hätte er den Schlüssel zur Räubersprache preisgegeben. Daher lächelte er nur noch einmal ironisch, und draußen auf dem Dach stimmten seine Bundesgenossen herzlich und etwas lauter in das Lächeln ein. Es hätte dem Chef Freude gemacht, wenn er es gewußt hätte. So aber waren er und die Roten vorläufig noch ohne Wissen um die unsichtbaren Zuschauer.
    Sixtus knirschte in ohnmächtiger Wut mit den Zähnen. Es fing an für die Roten peinlich zu werden, und dieses Lolen und Koken, das sie nicht begriffen, konnte bei jedem von ihnen krampfartige Zustände hervorrufen. Den Chef der Weißen Rosen hatten sie zwar gefangen; aber sie wußten kaum, was sie mit ihm machen sollten. Geheimnisse wollte er nicht ausplaudern, und die Roten Rosen ließen sich unter keinen Umständen dazu herab, körperliche Gewalt anzuwenden, um Geständnisse zu er-zwingen. Gewiß prügelten sie sich oft, daß es nur so rauchte; aber das war in ehrlichem Kampf draußen auf dem Schlachtfeld.
    Sich aber drei gegen einen über einen wehrlosen Gefangenen werfen, das gab es einfach nicht.
    »Übrigens – wo habt ihr den Großmummrich gelassen?«
    fragte Sixtus plötzlich wieder in der Hoffnung, Anders zu überrumpeln.
    »Ja, wo habt ihr den Großmummrich gelassen?« fragte auch Jonte und piekte Anders auffordernd in die Seite. Anders kicherte auf und krümmte sich wie ein Wurm. Er war nämlich äußerst kitzlig.
    Als Sixtus das sah,

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