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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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nur sehen, ob du einen Krankenbesuch machst«, sagte Benka endlich.
    »Ja, ich mache einen Krankenbesuch«, versicherte ihm sein Vater. »Du hast also tatsächlich, wie du sagtest, den Läusepudel auf frischer Tat ertappt. Aber jetzt ist er fertig, und du gehst mit ihm nach Hause.«
    »Nein … aber … Vater!« schrie Benka in höchster Verzweiflung.
    Doktor Forsberg schloß in aller Ruhe seine Tasche und griff sodann mild, aber fest in Benkas helles Kraushaar.
    »Komm nun, mein Kleiner«, sagte er. »Gute Nacht, Friedrichs-son. Vorläufig sterben Sie noch nicht. Das kann ich Ihnen versprechen.«
    Während des ganzen Gesprächs hatte Kalle abseits gestanden, und über sein Gesicht legte sich ein Lächeln, das langsam breiter und breiter wurde. Welch ein Pech für Benka, welch ein großartiges Pech! Genau in die Arme seines Vaters zu laufen!
    Nach Hause geführt zu werden wie ein Baby! Gerade jetzt, wo er Kalle schnappen wollte. Das sollte Benka noch oft im Krieg der Rosen schlucken müssen. »Komm nun, mein Kleiner« –mehr brauchte man gar nicht zu sagen.
    Und Benka, als er von starken Vaterarmen zur Tür geführt wurde, empfand dies in seiner ganzen Entsetzlichkeit. Oh, ganz bestimmt, diesmal würde er einen »Leserbrief« an die Ortszeitung senden: »Muß man Eltern haben?« Gewiß, er hatte nichts gegen Vater und Mutter. Er schätzte sie sehr. Aber diese un-wahrscheinliche Pünktlichkeit, mit der Eltern stets im unpas-sendsten Augenblick auftauchten, konnte ja das friedlichste Kind zur Raserei bringen.
    Sixtus und Jonte kamen schnaubend die Straße entlang, und Benka flüsterte ihnen zu: »Er ist dort drinnen.«
    Danach wurde Benka zu dem wartenden Auto geführt – warum, ach, warum hatte er es nicht vorher gesehen? –, und Sixtus und Jonte starrten ihm nach, die Augen angefüllt mit einem Mitleid ohnegleichen.
    »Armer Kerl«, sagte Jonte und seufzte tief.
    Dann aber war keine Zeit mehr für Mitleid und Seufzen.
    Dreifache Schmerzen über die Weißen Rosen, die sie andau-ernd foppten! Kalle mußte erwischt werden, und das sofort, auf der Stelle! Sixtus und Jonte flitzten hinein zu Friedrich. Dort aber war kein Kalle zu sehen.
    »Hallo, Sixtus! Hallo, kleiner Jonte«, sagte Friedrich schwach. »Ihr solltet nur hören, wie es in meinem Bauch rumort. Krank und schlechter als schlecht …«
    »Friedrich, hast du Kalle Blomquist gesehen?« unterbrach ihn Sixtus.
    »Den Kalle? Ja, der war eben noch hier. Er ist aus dem Fenster gesprungen«, sagte Friedrich und lächelte verschmitzt.
    So, der Schurke war aus dem Fenster gesprungen! Richtig, Friedrichs beide Fenster waren geöffnet, und die Gardinen flat-terten im Abendwind.
    »Komm, Jonte!« schrie Sixtus aufgeregt. »Hinterher! Es geht um Sekunden!« Und mit einem Hechtsprung sauste jeder aus einem Fenster. Es ging, wie gesagt, um Sekunden.
    Im selben Moment hörte man Geplansche und Gebrüll. Sogar Jonte, der doch auf dem Rackerberg geboren war, hatte vergessen, daß die Rückwand von Friedrichs Haus direkt am Fluß stand.
    »Kalle, komm jetzt raus«, sagte Friedrich matt, »damit du hören kannst, wie es in meinem Bauch rumort.« Und Kalle kletterte aus dem Wandschrank, vor Vergnügen zitternd. Er lief zum Fenster und beugte sich hinaus.
    »Seid ihr sicher, daß ihr schwimmen könnt?« rief er. »Oder soll ich euch Korkwesten holen?«
    »Es genügt, wenn du uns deinen Korkschädel herschmeißt!«
    Sixtus war wütend und spritzte einen kräftigen Wasserstrahl in Kalles lachendes Gesicht. Kalle wischte sich unbekümmert das Wasser ab und sagte:
    »Scheint mollig warm zu sein in der Brühe. Ich denke, ihr solltet eine nervenstärkende Schwimmstunde einlegen.«
    »Nee, kommt rein zu mir«, rief Friedrich matt und schwach.
    »Kommt rein. Dann könnt ihr hören, wie es bei mir im Bauch rumort.«
    »Hej, jetzt haue ich ab«, rief Kalle.
    »Ja, hau nur ab, ehe ich dich abhaue«, sagte Jonte bitter und nahm Kurs auf ein Waschhaus in der Nähe. Die Jagd war zu Ende. Sixtus und Jonte wußten das wohl.

    Kalle verabschiedete sich von Friedrich und begab sich auf frohen und leichten Füßen nach Hause und in den Nachbargar-ten zu Eva-Lotte. Auf dem Boden über der Bäckerei hatten die Weißen Rosen noch immer ihr Hauptquartier, und aus einer der Bodenluken am Giebel hing noch immer das Seil herab. Da sich ein Ritter der Weißen Rose nicht eines so simplen Weges, wie es die Treppe war, bedienen konnte, kletterte Kalle pflicht-gemäß am Seil hoch, und als Anders und Eva-Lotte

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