Kalle Blomquist
schwärmte Eva-Lotte, als Anders endlich fertig war.
»Ja, es ist gar kein Wunder, wenn man vorzeitig altert«, sagte Anders. »Aber die Hauptsache ist doch, daß der Großmummrich dort liegt, wo er liegen soll.«
Kalle planschte wild mit den Füßen im Wasser. »Ja, der Großmummrich liegt bei Sixtus im Globus«, triumphierte er.
»Könntet ihr euch etwas ausdenken, was so raffiniert ist wie gerade das?«
Nein, das konnten weder Anders noch Eva-Lotte. Und ihr Entzücken wurde noch größer, als sie sahen, wie Sixtus, Benka und Jonte am Fluß auf sie zutrabten.
»Sieh mal einer an, was sitzen denn da für niedliche Weiße Rosen auf dem Ast?« sagte Sixtus, als sie den Steg erreicht hatten.
Benka versuchte sofort, die Weißen Rosen in den Fluß zu wälzen, aber Sixtus hinderte ihn daran. Die Roten waren nicht gekommen, um zu streiten, sondern um zu klagen. Nach den Gesetzen, die im Krieg der Rosen herrschten, war doch der, der im Augenblick den Großmummrich besaß, verpflichtet, zumindest einen Fingerzeig darüber zu geben, wo das Heiligtum eventuell zu finden sei. Hatten die Weißen das getan? Gewiß hatte der Chef der Weißen, als er gekitzelt wurde, etwas von dem kleinen Pfad hinter dem Herrenhof hervorgestoßen, und der Sicherheit wegen hatten die Roten gestern die ganze Nachbarschaft dort draußen noch einmal durchsucht. Jetzt aber waren sie überzeugt davon, daß die Weißen den Großmummrich an einen neuen Platz gebracht hatten, und verlangten nun höflich, aber bestimmt den schuldigen Hinweis.
Anders kletterte ins Wasser. Es reichte ihm nicht weiter als bis an die Knie. Breitbeinig stand er dort, die Hände in die Seiten gestemmt, und seine dunklen Augen glänzten munter und voller Freude.
»Gut, ihr sollt einen Fingerzeig haben«, sagte er. »Sucht im Innern der Erde!«
»Danke, das ist ja sehr freundlich«, meinte Sixtus sarkastisch.
»Sollen wir hier anfangen oder auf der Königstraße in Stockholm?«
»Wirklich ein feiner Fingerzeig«, sagte Jonte. »Ihr sollt sehen, sicher finden unsere Kindeskinder den Großmummrich, bevor sie ins Grab steigen.«
»Ja, aber dann haben sie schon Schwielen an den Händen«, meinte Benka.
»Benutzt euren Verstand, rote Zwerge, falls ihr so etwas überhaupt besitzt«, sagte Anders lachend. Und dramatisch setzte er hinzu: »Wenn der Rote Chef zu sich nach Hause geht und im Innern der Erde sucht, wird alles offenbar werden.«
Kalle und Eva-Lotte zappelten übermütig mit den Füßen im Wasser herum und kicherten heftig. »Sehr wahr! Sucht im Innern der Erde«, sagten sie und sahen sehr geheimnisvoll aus.
»Läusepudel!« sagte Sixtus.
Dann gingen die Roten zu Sixtus und begannen umfangrei-che Ausgrabungen im Garten des Postdirektors. Den ganzen Vormittag gruben und wühlten sie an allen Stellen, die nur im geringsten verdächtig aussahen.
Endlich kam der Postdirektor und fragte, ob es notwendig sei, seinen Rasen völlig zu zerstören, oder ob sie freundlicherweise auch mal einen anderen Garten heimsuchen wollten.
»Übrigens finde ich, Sixtus, du solltest lieber Beppo suchen«, sagte er.
»Ist Beppo noch immer nicht da?« fragte Sixtus und ließ den Spaten fallen. »Wo kann er denn nur sein?«
»Das, glaubte ich ja, solltest du herausbekommen«, meinte sein Vater.
Sixtus sprang auf. »Kommt ihr mit?« fragte er Benka und Jonte.
Ohne Frage wollten Benka und Jonte mit. Und es gab noch andere, die helfen wollten, Beppo zu suchen. Kalle, Eva-Lotte und Anders, die die letzte Stunde über hinter der Hecke gelegen und die beharrliche Graberei der Roten bewundert hatten, kamen hervor und boten ihre Hilfe an. Sixtus nahm das Angebot dankbar an. In der Stunde der Not gab es keine Feinde. Voll inneren Einverständnisses zog die Gemeinde von dannen.
»Er geht sonst nie weg«, sagte Sixtus bekümmert, »jedenfalls niemals mehr als ein paar Stunden. Aber jetzt ist er ja seit gestern abend elf Uhr weg!«
»Nein, seit zwölf ungefähr«, sagte Anders, »denn …«
Er unterbrach sich und wurde knallrot.
»Na ja, meinetwegen seit zwölf dann«, sprach Sixtus gedankenlos nach. Dann aber sah er plötzlich Anders mißtrauisch an:
»Na, bei allen Katzen, woher weißt du das übrigens?«
»Ich bin so ein Hellseher, weißt du«, sagte Anders hastig.
Er hoffte, daß Sixtus nicht näher auf das Thema eingehen würde. Denn er konnte doch unmöglich erzählen, daß er Beppo ungefähr um zwölf Uhr, als er mit dem Großmummrich unterwegs war, in der Küche gesehen hatte, daß
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