Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
Vom Netzwerk:
Wir
müssen ihn fassen.«
    »Aber wenn ihr doch das Losungswort nicht
aussprechen könnt«, sagte der Salamander.
    »Dann muß es halt ohne Losungswort gehen«,
schrie Butz.
    »Wächter, mach auf!« befahl Dutz.
    Der Wächter richtete seine steingrauen Augen langsam
auf die Wilden Utze. »Sagt das Losungswort.«

    Da schlängelte sich der Salamander vor und rief
so laut er konnte: »Dreimal Wasser.«
    Über das Gesicht des Wächters lief ein
verächtliches Zucken. »Dir kann ich den Eintritt nicht verwehren«, sagte er, »wohl
aber den andern. Wer in den Rubinberg will, muß das Losungswort selbst
sprechen.«
    Gutz schüttelte seine roten Fäuste und schrie:
»Wir sind Feuermänner. Wir sind stark. Wir kennen keine Hindernisse. Mach uns
auf!«
    »Nicht ohne das Losungswort«, sagte der Wächter.
    »Hör gut zu«, sagte Butz, und seine Stimme bebte
vor Zorn. »Wir können Felsen sprengen und Erz schmelzen lassen. Du hast keine
Wahl. Zum letzten Mal: Mach auf!«
    »Nicht ohne das Losungswort«, wiederholte der
Wächter beharrlich.
    »Dann mit Gewalt!« brüllten die Wilden Utze und
stürmten auf das Felsentor zu.
    »Zurück!« rief der Wächter und hob sein Schwert.
    Aber die drei Utze hatten schon ihre Feuerfäuste
geballt. Sie packten das Schwert des Wächters und ließen es zu einem Klumpen
Eisen zusammenschmelzen. Dann trommelten sie auf das Felsentor ein. Unter ihren
glühenden Hieben barst das Gestein. Das schwere Tor brach polternd aus den
Angeln. Die große Rubinhalle lag offen vor ihnen.

    Mit wüstem Lachen traten die drei Utze ein. Der
Feuersalamander folgte ihnen zögernd. Er fürchtete Unheil, und er murrte leise
vor sich hin.
    Keiner von ihnen war je zuvor im Rubinberg
gewesen. Das Leuchten, das von allen Wänden strahlte, gefiel den Utzen. Der
rote Schimmer des Edelsteins erinnerte sie an Feuer. Sie ließen ihre Augen über
das Deckengewölbe schweifen: kleine und große Rubinzacken ragten unregelmäßig
daraus hervor. Der Boden aber war glatt geschliffen wie ein Spiegel.
    Die drei Utze schauten umher und achteten nicht
auf ihren Weg. Deshalb bemerkten sie die durchsichtigen Kugeln nicht gleich,
die über den Boden rollten. Erst als sie darüber stolperten, wurden sie darauf
aufmerksam.
    »Da rollt was«, stellte Butz fest.
    »Rollt was, tollt was, grollt was«, schallte es
ihm entgegen.
    Es waren klirrende kichernde Stimmen, die von
überallher zu kommen schienen.
    »Jemand hat gesprochen«, rief Butz.
    »Gerochen, gekrochen, gestochen«, kam ein
spöttisches Echo.
    »Wer redet denn hier?« fragte Gutz.
    »Wir, wir, wir«, kicherte es.
    »Psst«, flüsterte der Feuersalamander. »Ich
weiß, was das ist. Habt ihr noch nichts von den Echokugeln gehört? Vorsicht,
bleibt dicht beisammen. Sie locken euch sonst in die Irre.«
    »Klirre, schwirre, verwirre«, kicherten die
Echokugeln.
    »Blödes Gesindel«, schrie Gutz.
    Aber die Kugeln rollten immer dichter heran.
»Windel, Findel, Schwindel!«
    Gutz trat wild um sich und brüllte: »Weg, ich
will vorbei!«
    »Dreck, faules Ei«, lachten ihn die Echokugeln
aus.
    »Wir machen euch stumm«, drohte Butz.
    »Dumm, dideldumm, schrumm schrumm«, hallte es
zurück.
    »Macht Schluß mit ihnen«, flüsterte der
Salamander. »Ballt eure Fäuste. Laßt sie platzen!«
    »Dein erster guter Gedanke heut’«, sagte Gutz.
»Auf geht’s Brüder — Feuer!«
    Die Utze streckten ihre roten Fäuste aus, und
schon sprühte Feuer hervor.
    Als die Echokugeln die Gefahr erkannten, war die
Rubinhalle schon mit prasselndem Feuer erfüllt. Sie spürten die Hitze auf ihren
glatten Körpern. Sie fühlten, wie der Boden unter ihnen zu glühen begann. In
irrsinniger Flucht rollten sie umher, klirrten und wimmerten. Aber nur wenigen
gelang es, sich durch einen Seitengang zu retten. Die meisten wurden vom Feuer
der Wilden Utze vernichtet.
     
    Zerplatzt, in tausend Stücke zersprungen, lagen
die Echokugeln am Boden. Auch die Rubinhalle selbst war beschädigt. Rubinzacken
waren von den Wänden gebrochen, und ein Riß lief über den Boden.
    Die Wilden Utze blickten befriedigt auf die
Verwüstung und stapften über die zerborstenen Echokugeln hinweg. Nur der
Salamander kroch vorsichtig durch die Scherben, um sich seine empfindliche Haut
nicht aufzuritzen.
    Eine Weile noch irrten sie durch die verzweigten
Gänge, bis der Salamander den Ausgang gefunden hatte. Das Tor öffnete sich
ihnen von selbst, wie immer, wenn jemand den Rubinberg verließ.

6. Kapitel

Verfolgung
am See der

Weitere Kostenlose Bücher