Kalogridis, Jeanne - Die Seherin von Avignon
nur, ihn willkommen heißend, die Arme aus. Brüllend vor Wut warf sich Chretien auf seinen früheren Sohn, stieß wieder und wieder den Dolch in Lucs Brust ...
Doch die Klinge hinterließ kein Wundmal, und schließlich fiel Chretien schluchzend auf die Knie. Da wandte Luc sich ab und trat ohne Furcht in die auflodernden Flammen. Mit einem Lächeln beugte er sich vor und löste Sybilles Fesseln. Die Hitze des Feuers aber konnte ihm nichts anhaben.
Sybille fiel in seine Arme, die Augen geschlossen, und Luc trug sie in Sicherheit. Ihre Haut an Beinen und Armen war verletzt, Brandwunden leuchteten rot in ihrem Gesicht. Das goldene Siegel Salomos lag heiß auf ihrem Herzen.
Ein verirrter Regentropfen, der darauf fiel, zischte. Doch Luc weinte nicht. Zu groß war seine Freude, die Geliebte endlich in den Armen zu halten, die Wonne, dass der Feind besiegt und das Böse geschwächt war, und dass ihn weder Zeit noch Macht von ihr trennen konnte, von Sybille, seiner Geliebten ...
Und unter seinen Händen kühlte das Gold allmählich ab. Die Blasen schwanden, Sybilles Haut heilte. Liebevoll bedeckte Luc sie mit seinem zerfetzten Hemd. Und als er sie lächelnd ansah, begann es zu regnen, zart und zaghaft zunächst, dann immer stärker ... Da rührte Sybille sich, ergriff seine Hände und richtete sich lachend auf, wischte sich die Regentropfen vom Gesicht, und mit ihnen schwand all ihr Schmerz und Kummer. Der nun herabprasselnde Regen löschte das Feuer.
Doch Luc und Sybille spürten ihn nicht, sie umarmten sich in der Dunkelheit und küssten sich, einen Moment lang, eine Zeit lang, für immer ...
EPILOG - SYBILLE
XXI
Wir reiten nach Osten, mein Geliebter und ich, reiten an der Seite jener, die uns jahrelang mit ihrer Magie auch unter Lebensgefahr treu gedient haben -selbst im Lager des Feindes, wie unser Diener Thomas -, um uns schließlich und endlich zusammenzubringen zur Rettung des Geschlechts. Geraldine ist bei uns, in Männerkleidung, ebenso wie Lucs Mutter, die edle Beatrice, und der erstaunlich stämmige, alterslos scheinende Bischof Rigaud. Auch Lucs Onkel begleitet uns, sein Gesicht ein einziger Freudenstrahl. Edouard, der so viele Jahre Kummer litt, ist jetzt vereint mit seinem Neffen und seiner Schwester.
Nach harten Jahren ist nun endlich die Zeit der Freude für uns alle gekommen.
Trotzdem gibt es viel zu tun. Chretien ist noch lange nicht besiegt, und auch in anderen Städten und Ländern werden die Unsrigen mit Vernichtung bedroht. Noch sind die Seelen unserer armen Verstorbenen im Papstpalast in Avignon gefangen.
Der Gedanke verstört mich, und ich drehe mich um, schaue über die Schulter meinen Geliebten an. Sein Gesicht ist vom Wind gerötet, und seine Augen, erfüllt von der Kraft der Göttin, strahlen mich mit inniger Liebe an ... und mit Erkenntnis. Gemeinsam lachen wir vor Glück. Er kennt mich, mein Geliebter, er kennt mich. Unter den Hufen der Pferde steigt der Duft von Rosmarin auf. Rosmarin ruft Erinnerungen wach. Die erste Bedrohung ist abgewendet. Doch es gibt noch so viel zu tun ...
Dank
Für jemanden, der mit Worten Geld verdient, ist es erstaunlich, wie sehr sie mir jetzt fehlen: Dieses Buch hat mich lange Jahre verfolgt, zunächst als Idee, dann als Rohmanuskript. Wie soll ich da meinen tief empfundenen Dank all denen übermitteln, die während der gesamten Entstehungsphase mit mir gelitten und/oder mir bei den unzähligen Neubearbeitungen mit Rat und Tat zur Seite standen?
Rechtmäßig gebührt der erste Dank dem Mann, der sich meine dürftige Idee anhörte und vorschlug, ich solle sie zu Papier bringen: meinem Agenten Russell Galen. Ohne seinen Zuspruch und seinen Glauben an mein Können wäre dieses Buch nicht entstanden. Das Gleiche gilt für meinen Auslandsagenten Danny Barror. Die beiden sind absolute Profis und mit einer Engelsgeduld gesegnet (denn sie haben sogar mich ertragen).
Ebenso bin ich meiner Lektorin bei Harper Collins UK zu Dank verpflichtet, der hoch begabten Jane Johnson, die von »Die Seherin von Avignon« so begeistert war, dass sie es nicht nur einmal, sondern gleich zweimal einkaufte; meiner amerikanischen Lektorin bei Simon & Schuster, Denise Roy, die dem Werk mit ihren hervorragenden historischen Kenntnissen zur Seite stand; Doris Janhsen, der Verlagsleiterin von List, meinem deutschen Verlag, und meiner deutschen Lektorin Caroline Draeger, die beide große Geduld, Verständnis und Zuversicht bewiesen haben. Ein besonderer Dank geht an meine Leserinnen und
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