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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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seinen Worten bäumte sich der Körper meiner Mutter im Krampf so heftig auf, dass die Männer sie nicht festhalten konnten. Eine merkwürdige Stille folgte; verblüfft stellten der Priester und Savonarola ihre Gebete ein. Als
    Reaktion darauf stieß Domenico seine massiven Handballen mit voller Wucht auf das Herz meiner Mutter.
    »Geh, im Namen des Heiligen Geistes!«
    In der unerwarteten Stille vernahm ich ein leises, aber entsetzliches Geräusch: ein Knacken, gedämpft von einer Schicht aus Fleisch - das Brustbein meiner Mutter war gebrochen. Ich schrie; Zalummas Kreischen und das wütende Gebrüll meines Vaters nahm ich kaum wahr.
    Die Augen meiner Mutter traten hervor. Blut tief aus ihrem Innern quoll über die Lippen und rann aus den Mundwinkeln über ihre Wangen in die Ohren. Sie versuchte zu husten und atmete stattdessen Blut ein; es folgte das herzzerreißende Gurgeln eines Menschen, der verzweifelt nach Luft ringt und nur Flüssigkeit findet. Sie ertrank.
    Mein Vater riss Domenico von meiner Mutter weg und trat wieder an ihre Seite. Ohne nachzudenken, warf ich mich auf den tumben Mönch und bearbeitete ihn mit den Fäusten. Vage erkannte ich, dass auch Zalumma auf ihn einschlug.
    Als ich wieder zu mir kam, eilte ich zu meiner Mutter, beugte mich tief zu ihr hinunter, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, und hielt mein Gesicht nah an das ihre, ähnlich wie mein Vater. Schon war auch Zalumma neben mir und presste ihre Schulter an meine.
    Die Mönche hatten sie alle im Stich gelassen. Fra Girolamo hatte die Hände von ihr genommen und schaute mit einem Ausdruck der Verwirrung und Bestürzung auf sie hinunter; der Priester hatte sich ängstlich zurückgezogen und bekreuzigte sich wiederholt. Auch Pico stand in einiger Entfernung und versuchte, der schrecklichen Wende der Ereignisse einen Sinn zu geben.
    Nur mein Vater blieb an der Seite meiner Mutter. »Luc-rezia!«, rief er. »O Gott, Lucrezia, sag doch etwas!«
    Doch meine Mutter konnte nicht. Die Bewegungen ihrer Gliedmaßen wurden immer schwächer, bis sie schließlich reglos liegen blieb. Ihr Gesicht hatte die Farbe einer Taubenbrust angenommen; Blut sprudelte blasig von ihren Lippen, während sie darum kämpfte, Luft zu bekommen. Ich versuchte, ihr auf die einzige mir bekannte Weise zu helfen: Ich drückte mein Gesicht an das ihre und sagte, dass ich sie liebe und alles gut werde.
    Ich sah zu, wie der Funke des Entsetzens zusammen mit dem Leben selbst in ihren Augen erlosch, und ich erlebte den Moment, in dem ihr Blick leer und starr wurde.

18
    Ohne mich um das Blut zu scheren, legte ich den Kopf auf die Brust meiner Mutter. Zalumma nahm ihre Hand und drückte sie an die Lippen; mein Vater presste seine Wange an die ihre. Eine Weile betrauerten wir sie zu dritt, dann allerdings packte mich der Zorn. Ich hob mein tränenfeuchtes Gesicht und wandte mich Domenico zu. Doch noch ehe ich den Mund aufmachen konnte, um ihn anzuklagen, schrie mein Vater mit herzzerreißender, rauer Stimme auf.
    »Ihr habt sie umgebracht!« Er stürzte sich auf Domenico, die Hände wie Krallen ausgefahren, die nach dem Hals des großen Mannes griffen. »Ihr habt sie umgebracht, und ich werde alles tun, dass Ihr dafür gehängt werdet!«
    Das Gesicht des Mönchs verfinsterte sich; er hob abwehrend einen Arm. Pico und der rothaarige Priester warfen sich auf meinen Vater und brachten es kaum fertig, ihn aufzuhalten.
    Ich schrie gemeinsam mit Zalumma, nur so konnten wir unserer Empörung Luft machen.
    »Mörder!«
    »Attentäter!«
    Savonarola hielt sich von der lautstarken Auseinandersetzung und dem Handgemenge wohlweislich fern. Sobald Pico und der Priester meinen Vater überwältigt hatten, stellte sich Fra Girolamo vor Domenico, der sich krümmte. »Der Herr möge mir verzeihen«, jammerte er. »Ich kann niemandem absichtlich etwas zuleide tun, es war ein Unfall, ein schrecklicher Unfall ... Oh, bitte glaube mir, Babbo!«
    Hinter mir vernahm ich die Stimme meines Vaters, leise und mit tödlichem Ernst. »Das war kein Unfall. Ihr hattet vor, sie umzubringen .«
    »Aber, aber«, stellte Pico mit Bestimmtheit fest. »Es war sehr wohl ein Unfall, und mehr nicht. Fra Girolamo und Fra Domenico kamen schließlich beide mit der frommen Absicht her, sie zu heilen.«
    Savonarola trat vor, wieder ganz der zuversichtliche Mann, der auf die Kanzel gestiegen war. »Das sind die Worte, die der Herr mir eingegeben hat: Madonna Lucre-zia ist von ihrer Krankheit befreit. In der Stunde ihres

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