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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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als die meisten anderen in meinem Alter. Vater wäre eine strategischere Verbindung lieber, dessen bin ich mir sicher, aber wenn es ihm bessergeht, dann bezweifle ich nicht, dass ich ihm meinen Standpunkt darlegen kann. Wir müssten ein Jahr warten, vielleicht auch zwei, aber .« Schließlich ging ihm die Puste aus. Er holte tief Luft und sagte: »Nun, zuerst muss ich wissen, wie du fühlst.« Jetzt standen keine Tränen in seinen Augen, sondern blanke Furcht.
    Ich antwortete, ohne lange nachzudenken. »Nichts wünsche ich mir sehnsüchtiger.«
    Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Und deine Gefühle ...?«
    »Sind dieselben wie deine. Aber«, fügte ich leise hinzu, »mein Vater würde es nie zulassen. Er gehört nämlich zu den piagnoni.«
    Seine Begeisterung kannte keine Grenzen. »Wir könnten mit ihm verhandeln. Wenn wir keine Mitgift verlangten . Wenn wir ihm genügend bezahlten, sodass er nicht mehr arbeiten muss . Ich bin Ser Antonio schon einmal begegnet. Er war immer äußerst respektvoll und scheint ein vernünftiger Mann zu sein.« Er verstummte nachdenklich. »Vater ist zu krank, um sich damit auseinanderzusetzen ... aber ich werde es mit meinem Bruder Piero besprechen. Mit ihm kann ich reden. Bis Vater sich erholt hat, wird die Verlobung offiziell sein. Er hat mir immer nachgegeben, und das wird diesmal nicht anders sein.«
    Er sprach mit einem so ungezügelten Optimismus, dass ich mich mitreißen und überzeugen ließ. »Ist es denn möglich ...?«
    »Mehr noch«, sagte er. »Es ist so gut wie erledigt: Dafür werde ich schon sorgen. Ich lasse mich um nichts auf der Welt davon abbringen. Mit Piero werde ich gleich heute Abend sprechen und ihn morgen früh verfolgen, falls nötig. Und morgen werde ich dir meinen Erfolgsbericht zukommen lassen. Wo sollen wir uns treffen, und wann?«
    »Hier.« Einen besseren Ort als den Kirchgarten konnte ich mir nicht vorstellen. »Und zur selben Zeit.«
    »Dann bis morgen Abend.« Abrupt beugte er sich vor und gab mir einen Kuss auf den Mund; verblüfft wich ich zurück - doch ich wäre eine Lügnerin, würde ich nicht zugeben, dass ich seine Glut rasch erwiderte.
    Das war natürlich der Anlass für unsere jeweilige Begleitperson, einzuschreiten und uns zu trennen. Giuliano wurde zu einer wartenden Kutsche getrieben, während Zalumma mich wieder in die Kirche führte.
    Ich flüsterte Zalumma zu: »Bin ich nur töricht, oder kann es wirklich wahr sein?«
    Ihre Hand lag auf meiner Schulter und lenkte mich; ihr Blick war auf die Menschenmenge gerichtet. »Nichts ist unmöglich«, sagte sie.
    Diesmal musste ich meinen unsicheren Gang nicht vortäuschen.
30
    In jener Nacht tat ich kein Auge zu - wohl wissend, dass Giuliano auf der anderen Seite des Arno wahrscheinlich ebenfalls wach in seinem Bett liegen würde. Ich überwand meinen Kummer, dass Leonardo Männer bevorzugte, indem ich mir einredete, sein bewundernder Blick sei der eines Künstlers gewesen, der ein potenzielles Modell taxierte, und nichts weiter. Mit Freund hatte er unterschrieben, und genau so hatte er es auch gemeint.
    Giuliano hingegen - gut aussehend, jung, intelligent, Kunstliebhaber - mochte mich. Einen besseren Ehemann konnte ich mir nicht erträumen. Die Liebe, die er für mich empfand, fachte meine an. Dennoch konnte ich mir keine irdische Bestechung vorstellen - Gold, Juwelen, Liegenschaften -, die meinen Vater letztlich dazu bewegen würde, mich einem Medici zu überlassen.
    In jener Nacht betete ich zu Gott, Lorenzo möge wieder gesund werden und Giuliano die Erlaubnis erteilen, mich zu heiraten; ER möge das Herz meines Vaters erweichen und eine solche Verbindung ermöglichen. Ich betete auch darum, dass das von il Magnifico in Auftrag gegebene Porträt tatsächlich entstehen möge.
    Kurz vor Tagesanbruch, als die Dunkelheit gerade in ein Grau übergehen wollte, gelangte ich zu einer unerfreulichen Erkenntnis: Der Fremde, der mir zum Gruß in der Kirche zugenickt hatte, war ein und derselbe Mann, der in San Marco an dem Tag, als meine Mutter starb, hinter mir gestanden und mir auf die Beine geholfen hatte.
    An jenem Morgen war mein Vater hocherfreut, als er hörte, dass ich noch einmal die Messe in San Lorenzo besuchen wollte. Infolge des Schlafmangels war ich übermüdet, und meine Nerven ließen nicht zu, dass ich an jenem Tag viel aß; meine augenscheinliche Blässe würde mir die Ausrede liefern, die ich brauchte, um erneut aus der Kirche in den Garten zu schlüpfen.
    Es war der

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