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Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Titel: Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fuhljahn
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kindlichen, die »alten« Gefühle haben sehr häufig mit einem frühen Verlust zu tun, mit Enttäuschung, mit Kränkungen, mit Defiziten bei der Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit und in den zwischenmenschlichen Beziehungen, vor allem zu den Eltern. Als ein Kernpunkt wird in der TP dabei folgender, ebenfalls unbewusster Konflikt gesehen: Jeder Mensch möchte autonom sein, ist aber auch abhängig von anderen. Aus diesem Grund ist die tiefenpsychologische Sicht auf Menschen, ihre Probleme und ihre Heilung immer auf innere Prozesse gerichtet, auf das, was sich »psychodynamisch« da ereignet. Das äußere Erleben und das innere Empfinden bedingen einander, genauso wie die Beziehung zu sich selbst und zu anderen. Die Technik der TP besteht darin, die unbewussten Emotionen, Gedanken, Erlebnisse und verdrängten Konflikte gemeinsam aufzudecken, um dann die heutigen, damit in Verbindung stehenden Schwierigkeiten mit diesem Wissen besser bewältigen zu können.
    Eine Freundin von mir hat zwei Jahre lang eine TP gemacht. Ihre Symptome waren Angst (bezogen auf die Arbeit) und eine leichte, aber jahrelang andauernde depressive Verstimmung. Ihre Therapeutin fand schnell heraus, was sie schon wusste: dass sie besonders im Job sehr perfektionistisch war. Es gelang ihr nicht, Aufgaben zu delegieren und insgesamt einen weniger hohen Anspruch zu haben, auch wenn ihr einleuchtete, dass sie eigentlich nicht alles hundertprozentig machen musste. Doch warum war sie so? Es stellte sich heraus, dass ihr unbewusstes Vorbild ihr Vater war, ein extrem engagierter Lehrer, Oberstudiendirektor, der – wie ihr erst in der Therapie klar wurde – allerdings oft auch überfordert war. Unbewusst hatte sie seinen Leistungsgedanken ebenso verinnerlicht wie die Panik vor dem Versagen. Doch von selbst wäre sie nie darauf gekommen, denn ihr Vater verhielt sich seiner Tochter gegenüber, wenn er da war, äußerst liebevoll und war ja auch beruflich erfolgreich. Ihr Verhalten (perfektionistisch) und ihre Symptome (Angst) spiegelten ihren seelischen Konflikt wider. Auf der einen Seite wollte sie so sein wie ihr Vater und hätte sich nie getraut, den herzensguten Papa zu kritisieren (abhängig). Auf der anderen hatte sie erlebt, dass er besonders viel Wert auf gute Schulnoten legte, nur in den Ferien nicht angespannt und gestresst war und an Bluthochdruck litt. In diese Fußstapfen wollte sie nicht treten (Autonomie-Bestreben). Das Unbewusste bewusst zu machen, war der erste Schritt. Dann konnte sie sich eingestehen, dass es weder ihr noch ihrem Vater gut ging mit der Ambition, immer alles fehlerlos zu machen. Die Therapeutin bestärkte sie darin, sich zu erlauben, menschlich zu sein, und zollte ihr große Anerkennung, wenn ihr das gelang.
    Gestützt durch diese Erfahrungen, probierte sie das mehr und mehr aus: Der Behandlerin offenbarte sie, dass sie lieber das Magazin Landlust las als die Frankfurter Allgemeine Zeitung , gern mehr Urlaub haben wollte als mehr Geld – und dass sie Schuldgefühle gegenüber ihrer Schwester hatte, weil sie erkannte, dass sie immer das Lieblingskind ihres Vaters gewesen war. Schließlich konnte sie den neu gewonnenen Mut umsetzen und ihm sagen, dass sie die ihr angebotene Führungsposition nicht annehmen würde, weil sie die Arbeit zu sehr belaste und sie sich außerdem ein Baby wünsche. Ihr Vater konnte ihre Entscheidung akzeptieren. Und siehe da: Erst verschwand der Druck und recht schnell auch die Angst. Zwar fand sie es anfangs schwer, auszuhalten, dass sie doch keine der modernen Powerfrauen war, die Kind und Karriere spielend unter einen Hut bekommen. Doch die Erleichterung darüber, keine Panikattacken mehr zu haben, zu spüren, dass sowohl sie als auch ihr Vater positive wie auch negative Eigenschaften haben dürfen, dass sie authentisch sein kann und trotzdem gemocht und geliebt wird, war größer.
    Die Tiefenpsychologie will also durch die Aufdeckung von unbewussten Konflikten und die stützende Hilfe der therapeutischen Beziehung die Symptome der Erkrankung lindern und ihre Ursachen beseitigen.
    Die Behandlung findet im Sitzen statt, bei ein bis zwei Terminen à fünfzig Minuten in der Woche. Bei einer TP werden von der Krankenkasse in der Regel maximal hundert Sitzungen bezahlt.
    Analytische Psychotherapie ( PA )
    Diese Behandlung konzentriert sich ganz auf die Beziehung zwischen Therapeut und Patient. Hier

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