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Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft

Titel: Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heide Fuhljahn
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entwickeln. Statt depressiv zu sein, stand ich immer mehr zu meinen Gefühlen, hielt sie aus und achtete auf meine Belastungsgrenzen, so banal das auch klingt. Mit diesen positiven Erfahrungen – und denen, die noch kommen werden, zum Beispiel, dass die Trennung von Dr. Weston sehr schwer, aber überlebbar sein wird – bin ich besser gerüstet für Freundschaften und Partnerschaften, aber auch für die Kränkungen, Verluste und Abschiede in der Zukunft.
    Die analytischen Psychotherapien sind ebenso wie die Tiefenpsychologie aus der von dem österreichischen Arzt Sigmund Freud (1856–1939) entwickelten klassischen Psychoanalyse entstanden. Viele seiner Erkenntnisse sind heute noch gültig, manche heftig umstritten, einige wurden eindeutig widerlegt. Früher lag man mehrere Stunden die Woche über Jahre auf der Couch und sprach unzensiert aus, was einem so einfiel (freie Assoziation). Der Therapeut, in der Funktion einer Projektionsfläche, einer »leeren Leinwand«, saß außerhalb des Blickfelds, schwieg überwiegend und äußerte nur selten eine Deutung, zum Beispiel zu einem Traum. Sein Fokus lag auf den unterdrückten sexuellen Trieben. Diese orthodoxe Form ist heute selten, dafür gibt es inzwischen etliche unterschiedliche Versionen von analytischen Therapien. Sie haben gemeinsam, dass es immer um die Aufdeckung von unbewussten Gefühlen, Gedanken und verdrängten Erinnerungen geht, meist aus den ersten Lebensjahren. Denn heute weiß man sicher, wie entscheidend jeder Mensch durch die schon im Säuglingsalter entstehenden Beziehungen geprägt wird, besonders durch die zur Mutter. Daher geht die PA davon aus, dass diese – oft existenziellen – Lebenserfahrungen psychische Erkrankungen wie Depressionen zu einem entscheidenden Teil mit verursachen. Dadurch, dass Unterbewusstes zugänglich wird, tauchen oft heftige Emotionen wie Ekel, Hass, Scham oder Schuldgefühle wieder auf. Der Behandler bekommt dann die Gefühle ab (Übertragung), die man früher nicht ausleben konnte. Kleine Kinder sind so abhängig von ihren Eltern, dass sie sich an unfähige, überforderte, gewalttätige oder kranke Bezugspersonen anpassen. Dadurch können sie entscheidende Entwicklungsschritte zur Entwicklung eines gesunden Ichs nicht machen. Diese Schritte gilt es, nun mit dem Analytiker zu erleben (Nachreifung). Der bietet außer der Übertragung und Gegenübertragung parallel auch eine authentische Beziehung an. Lässt es beispielsweise zu, dass der Patient ihm so wichtig wird, dass er persönlich betroffen wäre, wenn der sich umbringt.
    In der analytischen Therapie geht der Patient mit dem Behandler eine gleichermaßen persönliche wie professionelle therapeutische Beziehung ein. Daran, wie diese sich gestaltet, können beide die unbewussten Konflikte des Patienten erforschen. Durch das besondere Miteinander werden bisher fehlende seelische Entwicklungsschritte möglich. Das Erleben des Patienten ändert sich, weil er neue Beziehungserfahrungen macht – zum Beispiel, dass er von seinem Therapeuten nicht verlassen, nicht ignoriert und/oder ausgelacht wird.
    Die Behandlung findet meist im Liegen statt, bei zwei bis drei Sitzungen à fünfzig Minuten in der Woche. Eine Psychoanalyse bezahlt die Krankenkasse in der Regel bis zu einem Umfang von dreihundert Stunden.
    Musiktherapie: Nicht jede Frau kann gut über ihre Gefühle reden
    Eine ambulante Musiktherapie wird nur in Ausnahmefällen von der Krankenkasse bezahlt, dennoch gibt es drei gute Gründe, sich mit ihr zu beschäftigen:
Musiktherapien stehen hier stellvertretend für alle nonverbalen Therapien, ganz gleich ob Ergo-, Tanz- oder Konzentrative Bewegungstherapie. Es ist nachgewiesen worden, dass Depressive von ihnen profitieren können. Nicht von ungefähr werden sie bei Aufenthalten in der Psychiatrie und in der Psychosomatik angeboten.
Etliche haben Vorurteile gegen diese Art von Therapien, wollen nicht auf einem Instrument spielen, malen oder basteln. Was soll das bringen, fragen sie sich. Oder sie haben Angst, sich zu blamieren. Keiner aber wird eine Musiktherapie peinlich finden, wenn man sie erklären kann.
Depressiven fällt es oft sehr schwer, über Gefühle zu sprechen und sie zum Ausdruck zu bringen, insbesondere ältere Frauen sind davon betroffen. Für diese Menschen ist eine Musik- oder auch eine Ergotherapie eine

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