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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Die Polizei würde bestimmt mein Auto konfiszieren und mir den Führerschein abnehmen. Als ich in den Rückspiegel blickte, sah ich, wie der Mustang aus dem Kreisverkehr ausscherte und in den Parkplatz von Dunkin' Donuts einbog. Ich schüttelte den Kopf. Eine Anzeige wegen Fahrerflucht konnte ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Also umrundete ich noch einmal den Kreisverkehr, bog ebenfalls in den Parkplatz ein und stellte den Wagen zwischen zwei anderen Autos ab.
    Der Fahrer des Mustangs war ein kleiner, gedrungener junger Typ von etwa zwanzig Jahren. Die Hände vor die Stirn geschlagen, lief er vor seinem verbeulten Auto auf und ab. Die hintere Verkleidung und das Rücklicht waren eingedrückt, die Felge war kaputt, und die verbogene Stoßstange hing lose herab.
    Wütend starrte er mich an und zerrte nervös an seinem Greatful-Dead-T-Shirt. »Du Wahnsinniger!« brüllte er. Die beste Methode, jemandem den Wind aus den Segeln zu nehmen, ist, seinem Ärger vorzugreifen. »Ich bin doch wirklich ein Idiot!« rief ich aus. »Wo hatte ich bloß meinen Kopf ?«
    Er warf mir einen Blick zu. »Verdammt«, meinte er leise. Er lief wieder ein paar Schritte auf und ab und blieb dann stehen. »Warum rast du wie ein Bekloppter ...«
    »Ich fasse es nicht, wie ich nur so bescheuert sein konnte!« Dabei sah ich mich um, um mich zu vergewissern, daß keine Bullen vorbeifuhren. »Was für ein Baujahr ist das denn. Siebenundsechzig?«
    »Juni vierundsechzig.«
    Bei meinem Glück mußte ich natürlich ausgerechnet mit einem Oldtimer zusammenstoßen. »Ist noch gut in Schuß.«
    »Bis jetzt, du Arsch ...«
    »Wie konnte mir nur so was passieren?«
    »Ich bin bis nach Vermont gefahren, um diese Felge aufzutreiben«, sagte er mit zitternder Stimme und schüttelte den Kopf. Allmählich beruhigte er sich. »Also tauschen wir jetzt den Papierkram aus und bringen die Sache hinter uns.« Ich hatte nicht die geringste Lust, irgend etwas auszutauschen. »Warum regeln wir das nicht privat, anstatt die Versicherungen einzuschalten?«
    »Privat regeln?«
    »Die Reparatur.« Ich zog das Bündel Hunderter vom Wonderland aus der Tasche. »Wieviel hältst du denn für angemessen?« Er sah das Geld an. »Ich weiß nicht so recht. Ich finde, wir sollten es offiziell machen.«
    »Offiziell? Mit einem Auto Baujahr vierundsechzig?« Ich ging um den Wagen herum und betrachtete das Nummernschild. »Es ist ja nicht mal als Oldtimer registriert. Die Versicherung wird dir nie und nimmer die Kohle für Originalteile vorschießen.«
    Er wurde richtiggehend grün im Gesicht. »Allein das Rücklicht kostet zwischen vier- und fünfhundert Dollar, wenn man es überhaupt kriegt.«
    »Du findest schon wieder eins. Sagen wir fünfzehnhundert?«
    »Das Rücklicht kostet allein schon fünfhundert. Wieviel ich für die Stoßstange und die Verkleidung hinblättern muß, weiß ich nicht. Vielleicht ist auch die Achse beschädigt.« Ich spielte mit dem Gedanken, ihn darauf hinzuweisen, daß er laut Vermerk auf seinem Nummernschild beim Autofahren eine Brille hätte tragen müssen – was er nicht tat. Aber ich konnte es mir nicht leisten, ihn zu verärgern. »Ich weiß nicht. Zweitausendfünfhundert müßten es mindestens sein.«
    »Zweitausendfünfhundert?« Aus dem Augenwinkel sah ich einen Streifenwagen in den Kreisverkehr einbiegen. Man kann keine zehn Minuten vor dem Dunkin' Donuts stehen, ohne daß die Bullen kommen. »In Ordnung«, sagte ich und zählte die Scheine ab.
    Der Typ nahm das Geld, und ich schleppte mich zurück zu meinem Rover. Die rechte vordere Ecke war eingedrückt, und die Nebelleuchte war abgerissen. Wahrscheinlich würde die Reparatur einen Tausender kosten, und ich hatte das Geld nicht. Ich stieg ins Auto, griff zum Telephon und rief das Stonehill Hospital an. Die Telephonistin legte mich auf die Warteschleife, während sie Kathy ausrufen ließ.
    »Dr. Singleton«, meldete sie sich.
    Sobald ich ihre Stimme hörte, wurde mir klar, daß ich von ihr nicht den erhofften Trost bekommen würde, aber ich legte nicht auf. Ich war noch nicht bereit zuzugeben, wie einsam und verlassen ich in Wirklichkeit war. »Kathy, hier ist Frank«, stieß ich hervor.
    Keine Antwort.
    Es schnürte mir die Kehle zu. »Ich ... äh ...« Ich holte tief Luft. »Was ist passiert? Wo bist du?«
    »Dunkin' Donuts.«
    »Und was ist dein Problem. Ist die Honigglasur ausgegangen?« Ich zwang mich zu einem Lachen. »Ich hatte nur einen Unfall mit dem Wagen. Und jetzt stehe ich

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