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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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Monatsmiete, versteht sich –, sobald die Ermittlungen abgeschlossen waren. Nicht, daß es von Bedeutung war, was er tat – in einer Stadt, die vor die Hunde geht, gehört Crack zum Alltag. Ich ging die Treppe hoch. Die Holzdielen knarrten unter meinen Schritten.
    Die Tür zur Wohnung im ersten Stock war geschlossen, aber ich hörte, wie sich ein Mann und eine Frau dahinter auf spanisch anbrüllten.
    Ich eilte weiter. Quer vor den Eingang zu Moniques Wohnung war gelbes Klebeband mit der Aufschrift: »Polizeiliche Ermittlungen – Zutritt verboten« gespannt. Drinnen sah ich Angel Zangota, den Beamten, der mich bei meinem ersten Besuch in Westmorelands Zelle geführt hatte, und einen hageren Mann mit rasiertem Schädel. Als er mich entdeckte, kam er auf mich zu.
    Ich riß das Klebeband von der Tür. »Verschonen Sie mich mit Ihrem ›Zutritt verboten‹«, sagte ich. »Ich arbeite für Emma Hancock. Wenn Sie mir nicht glauben, rufen Sie sie an.«
    »Kevin Malloy ...«
    »Malloy kann mich mal kreuzweise.«
    Er unterbrach mich mit einer Handbewegung. »Malloy hat vor ein paar Minuten angerufen und mir mitgeteilt, daß Sie rein dürfen. Ich glaube, er mußte dringend zum Arzt. Sonst wäre er selbst gekommen.«
    »Er hat Zahnschmerzen.«
    »Richtig. Sein Anruf kam aus der Praxis von Dr. Plotka. Woher wissen Sie das?«
    »Ist egal. Was hat er denn gesagt?«
    »Er muß sich zwei Backenzähne fixieren lassen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine, über mich.«
    »Ich soll Ihnen alles zeigen, was Sie sehen wollen. Auch das Erdgeschoß.«
    »Was hat das Erdgeschoß damit zu tun?«
    »Der beschlagnahmte Stoff ist im Streifenwagen.« Er blinzelte mir zu. »Auf der Rückbank, hinter dem Beifahrersitz. Streichhölzer finden Sie im Handschuhfach.«
    Zweihundertfünfzig die Stunde, und so viel Kokain, wie ich rauchen oder schnupfen konnte. Was hätte ich vor zwei Tagen noch für solch ein Angebot gegeben! »Nein danke«, entgegnete ich.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Vielleicht später.«
    »Später gibt's nichts mehr. Der Stoff ist gut.«
    Ich sah ihm in die Augen und stellte fest, daß er selbst high war. »Offensichtlich.« Ich ging an ihm vorbei und reichte dem Mann mit dem rasierten Schädel die Hand. »Frank Clevenger«, sagte ich. »Ich bin der Psychiater, der die Untersuchungen in dem Mordfall unterstützt.«
    Er ergriff meine Hand. Seine Klauenfinger endeten in langen, rotlackierten Nägeln. »Entschuldigen Sie bitte die Unordnung hier«, zwitscherte er, »aber ich durfte nichts anrühren.«
    Ich machte mich los und sah mich um. Der Couchtisch war umgestürzt. Eine Lampe lag in Scherben auf dem Boden. Mein Blick blieb an der Couch haften; das mittlere Sitzkissen war blutgetränkt, und auch an den Wänden entdeckte ich Blutspritzer.
    Zangota trat zu uns. »Dr. Clevenger, das ist Mercury Marzipan.«
    »Mercury Marzipan?« Merkur, wie der Götterbote? »Es gibt eben solche und solche, Frank«, meinte Marzipan. »Dem Himmel sei Dank. Ist das Ihr Künstlername?«
    »Meine Eltern sind Rumänen und hatten einen Party-Service«, grinste er.
    Ich erwiderte sein Lächeln.
    »Den Namen habe ich mir zugelegt, als ich aus der CIA ausschied.«
    »Sie haben für die CIA gearbeitet?« fragte Zangota.
    Marzipan wandte sich zu ihm um. »Ich war Doppelagent«, spottete er, »bis die Mauer fiel.« Dann sah er wieder mich an. »CIA steht für das Culinary Institute of America. Mein Gesellenstück war ein einssechzig hoher Marzipan-Merkur, mit Kappe, Flügeln und allem, was dazugehört.«
    »Daher also der Name Mercury Marzipan.«
    »Er paßte besser zu meinem neuen Job.«
    »Welchem neuen Job?«
    »Konditor im Ritz.« Er wurde ernst. »Mein Geburtsname lautet Elliot Stankowitz.«
    »Ich verstehe«, sagte ich.
    »Mr. Marzipan hat die letzten beiden Jahre mit Monique Peletier zusammengewohnt«, schaltete sich Zangota ein. »Falsch, Zorro«, warf Marzipan ein.
    »Zangota«, verbesserte ich ihn.
    »Er soll nur kapieren, wie das ist. Es heißt Ms. Marzipan. So war es jedenfalls geplant. Sie als Seelenklempner verstehen das vielleicht besser. Ich lasse mich umwandeln, und das allein kostet mich schon Nerven genug. Aber nun noch dies ...« Er blickte sich im Zimmer um.
    Erst jetzt fiel mir auf, daß sich unter Marzipans gelbem Leinenhemd kleine Brüste abzeichneten.
    »Ich mußte im Leben auch schon viele Veränderungen ertragen.« Zangota nickte. »Erst Salem, dann Saugus und nun Lynn. Ich weiß, wie das ist. Man muß sich anpassen.«
    »Er

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