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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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ich die letzten Worte ausgesprochen, fürchtete ich, ich könnte zu euphorisch klingen – Diagnose manisch-depressiv. »Tja ... bringen wir die körperliche Untersuchung und den von dir vorgeschlagenen Blut- und Toxintest hinter uns, und warten wir auf Pearson. Ohne Unterschrift eines Psychiaters kann ich dich nicht entlassen, selbst wenn ich es wollte.«
    »Pearson kommt hierher?« Wie peinlich, daß er mich in dieser Lage antreffen würde, besonders da er mir so etwas prophezeit hatte.
    »Wenn ein Arzt eingewiesen wird, muß er von einem Psychiater untersucht werden. Und Pearson macht das immer selbst.«
    »Dann hätte ich mich mit dir ja gar nicht herumzuplagen brauchen!« Ich schloß die Augen. »Wann will er kommen?«
    »Schon bald.«
    Nels führte die körperliche Untersuchung durch, nahm mir Blut ab und ließ sich eine Urinprobe geben. Ich legte mich auf das Rollbett, konnte jedoch nicht schlafen. Elijah brachte mir Kekse und ein paar Ausgaben der Zeitschrift
People.
Ich las einen langen Artikel über Scheidungen unter Prominenten wie Julia Roberts und Lyle Lovett. In einer älteren Ausgabe war das Photo einer Botschaft abgedruckt, die Michael Jackson an den Rest der Welt gerichtet hatte. Darin bat er die Öffentlichkeit um Verständnis, denn schließlich gebe er schon seit langem sein Herzblut – eine offensichtliche Anspielung auf Christus. Das wäre doch was: Jesus kehrt zurück als schwarzer Pop-Sänger, der sein Selbstbewußtsein mit Schönheitsoperationen aufrichtet und sich mit nackten Knaben vergnügt. Und unser Herr mit den Handschuhen erzählt seine Story dem Fernsehen, während man mich als Verrückten einsperrt. Das muß man sich mal vorstellen.

15
    Freitag, 10:37
    Durch das Sichtfenster beobachtete ich, wie Ted Pearson sich im Schwesternzimmer meldete. Seit unserer letzten Begegnung vor einigen Monaten hatte er sich überhaupt nicht verändert. Sein silbergraues Haar war ordentlich gekämmt, und er trug, elegant wie immer, eine anthrazitfarbene Hose, ein Hemd mit weißgrauen Nadelstreifen und eine rote Fliege. Mit seinen dunkelblauen Augen sah er sich gelassen im Raum um. Nachdem er etwas unterschrieben und einige Papiere durchgeblättert hatte, kam er auf meine Tür zu. Auf der Schwelle verbeugte er sich leicht in Richtung Elijah. Dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloß.
    Pearson betrachtete Decke und Wände, nickte nachdenklich und setzte sich schließlich auf den Hocker aus Edelstahl. Die Hände ineinander verschränkt, musterte er mich. »Also ... «, sagte er endlich.
    Ich spürte, wie ich mich entspannte, eine Wirkung, die Pearson schon immer auf mich gehabt hat. Ich ließ die Schultern sinken und verschränkte ebenfalls die Hände.
    Pearson stellte das Hörgerät in seinem linken Ohr richtig ein. Es war neu. »Berufsrisiko«, meinte er. »Wir überfordern unsere Ohren, indem wir uns ständig die Geschichten anderer Leute anhören.«
    »Und Sie machen den Job schon länger als ich.«
    »Seit etwa vierzig Jahren.« Er war mit seinem Hörgerät fertig. »Ich glaube, ich habe Ihnen noch gar nicht erzählt, daß ich in den Sechzigern eine kurze Zeit hier gearbeitet habe. Damals nannte man den Laden Lynns Lügnerclub.«
    »Hier wird noch immer gelogen, daß sich die Balken biegen.«
    Mit einem Zwinkern drehte er sich zum Sichtfenster um.
    »Die Notaufnahme ist inzwischen etwa vier- oder fünfmal so groß.«
    Ich hatte keine besondere Lust, in Erinnerungen zu schwelgen. »Sie haben meine Zwangseinweisung unterschrieben«, sagte ich ruhig.
    Er wandte sich mir zu und schürzte die Lippen. »Mehr als das. Ich habe sie ausgestellt.«
    »Warum?«
    »Richter Stahl hat mir mitgeteilt, daß Menschen aus Ihrem Freundeskreis und Ihrer Familie sich große Sorgen um Sie machen. Außerdem habe ich persönlich mit diesen Leuten gesprochen.«
    »Lassen Sie mich erst mal etwas klarstellen: Ich bin nicht selbstmordgefährdet. Daß ich aus dem Fenster gesprungen sein soll, ist schlichtweg lächerlich. Und von den Drogen bin ich los. Offenbar haben Kathy und meine Mutter Ihnen Märchen aufgetischt.«
    »Vielleicht«, räumte er ein und sah mich forschend an. »Allerdings war für mich offensichtlich, daß beide keine Ahnung haben, warum es Ihnen eigentlich schlechtgeht. Sicher stimmen Sie mir zu, daß das etwas zu bedeuten hat.« Er schwieg eine Weile. »Die beiden wollen nicht, daß Ihnen etwas zustößt. Sie brauchen Sie, und Sie erfüllen für sie eine Funktion. Trotzdem zeigt keine von ihnen auch nur das

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