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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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Als der Wagen schließlich das Haus der Sokolews erreichte und die Zugmaschine unter ihm vorbeirauschte, sprang Phong ab.
    Ein entsetzliches Krachen und Knirschen, als er landete. Er warf sich auf den Bauch, drückte sich flach auf den kalten Stahl, damit sein Körper dem Fahrtwind keinen Widerstand bot, streckte die Füße und Beine weit von sich wie ein Schneeengel, um so viel Kontakt wie möglich zum Container herzustellen, sodass er nicht gleich in der nächsten Kurve heruntergeschleudert würde.
    Der Truck quälte sich in Serpentinen den Berg hinauf. Packer sah die Mine, davor standen Container, deren Türen geöffnet waren. Gabelstapler rückten an und entluden Kisten und Maschinenteile, die mit Stahlbändern und dicker Pappe verschnürt waren.
    Der Lastwagen fuhr weiter bis zum nördlichen Hügelkamm. Als es wieder abwärtsging, sah Packer eine Stadt jenseits der Stadt: In einer weitläufigen Senke standen Dutzende Wohncontainer mit Fenstern nah beieinander. Container, wie man sie überall auf Großbaustellen findet. In vielen Containern brannte Licht, zwischen ihnen hindurch ruckelte der Truck weiter und erklomm den nächsten Hügel, der diesmal steiler war. Um nicht nach hinten abzurutschen, krallte sich Packer in der Eiskruste auf dem Dach fest, aufgrund der enormen Steigung unfähig, den Kopf zu heben.
    Unvermittelt bremste der Lastwagen auf dem Scheitelpunkt des Hügels, Packer hörte den Fahrer reden, mit wem, konnte er nicht sehen, dann setzte sich der Truck wieder in Bewegung.
    Es ging abwärts.
    Er spähte über den Rand des Containers und staunte: Auf einer schier endlosen Fläche bedeckten riesige Metallröhren den gefrorenen Boden, zu haushohen Halden gestapelt. Im Mondlicht warfen sie bedrohliche Schatten. Ein Heer von Männern zog weiße Tarnnetze über die Stapel, sodass sie sich nahtlos in die Landschaft der sie umgebenden Schneehügel einfügten.
    Der Fahrer stieg aus und knallte die Tür zu. Den Motor ließ er laufen. Er verschwand in einem niedrigen Steinhaus.
    Auf der Beifahrerseite, die gegen eine Röhrenhalde lag, hangelte sich Packer vom Dach herunter und kroch auf allen vieren über den Schnee in eine der unteren Röhren. In Begleitung eines Soldaten kehrte der Fahrer zurück, gemeinsam setzten sie die Fahrt fort.
    Packer blieb, wo er war, und beobachtete das Haus. Hier gab es keine Wachen, und als sich fünf Minuten lang nichts rührte, lief er geduckt hinüber und schaute durch das kleine beschlagene Fenster neben der Tür.
    Da waren sie.
    Alle.
    Ingar Elmgreen, der Sysselmann von Spitzbergen. Wladimir Choma und sein Sohn Dimitrij, Viktor Tarassow, der Kommandeur der russischen Wachleute.
    Und Kurt Vollmer.

74
    Choma schlug seinem Sohn ins Gesicht, mit der flachen Hand, links und rechts.
    »Rede mit mir, Sohn!«, brüllte er. »Ich will die Wahrheit wissen. Was hast du mit dem Orden gemacht, mein Geschenk an dich? Erzähl mir nicht noch einmal, du hast ihn verloren. Hier, da ist er«, Choma hielt ihm das Goldkreuz am Bande am ausgestreckten Arm hin. »Was glaubst du, wie kommt er dahin? Habe ich ihn etwa im Schnee gefunden? Nein, habe ich nicht. Das Schlitzauge aus Longyearbyen hat ihn vor ein paar Stunden Tarassow gegeben und ihn gefragt, ob er weiß, wo ich bin, verstehst du, wovon ich rede, Sohn? Der ist hinter mir her, also raus mit der Sprache. Was weiß er, was ich nicht weiß?«
    Mit gesenktem Kopf stand Dimitrij da, schließlich blickte er seinen Vater trotzig an.
    »Ich hab ihn beim Pokern als Pfand eingesetzt.«
    Für diese Auskunft kassierte er von seinem Vater eine weitere Ohrfeige.
    »Du verspielst meinen Orden, anstatt ihn in Ehren zu halten?«
    Mit einer beinahe zärtlichen Geste nahm Choma seinen Sohn in die Arme, tätschelte seinen Kopf, mit einem Mal wurde seine Stimme weich und schmeichelnd.
    »Gebe ich dir nicht genug Geld, um ein anständiges Leben zu führen? Musst du spielen?«
    »Es tut mir leid, Vater«, erwiderte Dimitrij. Sie standen Wange an Wange.
    Choma flüsterte seinem Sohn ins Ohr.
    »Sag mir, wo und wann du gepokert hast, Sohn. Mit wem.«
    Plötzlich packte er ihn fest an den Schultern und schüttelte ihn.
    »Rede endlich!«
    Dimtrij, der größer und stärker war als sein Vater, schlug dessen Hände weg.
    »Ich denke nicht, dass ich mir das noch von dir gefallen lassen muss.«
    »Du wirst es mir erzählen«, erwiderte Choma ruhig.
    Dimitrij steckte sich eine Zigarette an.
    »Also gut«, sagte er missmutig und atmete den Rauch durch die Nase

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