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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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der unten am Haus vorbeiging, hatte er schon einmal gesehen. Obwohl er seine Fellmütze tief in die Stirn gezogen hatte, erkannte Kokina den Sysselmann von Spitzbergen wieder.
    Ingar Elmgreen.
    Elmgreen war auf dem Weg zum Hafen. Allein.
    Allein?
    Kokina schaute die Straße entlang, aus der Elmgreen gekommen war, und sah, wie ein Schatten dem Sysselmann in sicherem Abstand folgte. Im Gegensatz zu Elmgreen hielt sich Magnus Gahr, der Fuchsjäger, dicht an den Hauswänden.
    Kokina packte Jacke und Mütze und polterte die Treppe hinunter, rief »Guten Morgen« in die Küche, sah Galinas erschrockenes Gesicht und lief weiter zur Tür, riss sie auf und stürzte ins Freie. Die Kälte war wie eine Wand. Er prallte zurück, zog sich im Laufen die Jacke an und stülpte die Mütze auf und rannte hinter dem Sysselmann und dem Trapper her.
    Das schnelle Laufen auf dem rutschigen Untergrund fiel ihm schwer. Hinter der nächsten Ecke sah er die beiden wieder, den Sysselmann ganz weit vorn, mitten auf der Straße, ein Stück dahinter den Trapper, dicht an die Wände leer stehender Häuser gepresst.
    Anstatt ihnen zu folgen, rannte Kokina bis zur nächsten Querstraße weiter, bog rechts ab und behielt sein Tempo bei. Nach zweihundert Metern bog er wieder rechts ab und lief auf die Straße zu, die zum Hafen führte.
    An der Kreuzung drückte er sich in den Schatten eines Hauseingangs, wartete, bis der Sysselmann an ihm vorbei war, dann schoss er hervor, packte den Trapper an der Jacke und hielt ihn fest. Überrumpelt rutschte Magnus Gahr aus und fiel hin. Kokina zog ihn mit einem kräftigen Ruck zu sich in den Schatten, sagte: »Komm hier rein, hier ist nicht so ’n Gedränge.«
    77
    »Verdammter Russe! Einen so zu überfallen«, schnaubte Magnus und schlug auf den Arm, der ihn festhielt. Er richtete sich auf, kratzte sich im Schritt und wischte einen Tropfen unter seiner Nase weg.
    Kokina fragte: »Was soll das werden? Irgend so eine scheiß Agentennummer?«
    »Das ist unser Sysselmann«, sagte der Trapper.
    »Deiner vielleicht, meiner bestimmt nicht.«
    »Ich bin hinter ihm her«, sagte Magnus.
    »Das sieht man.«
    »Neuerdings zieht es ihn immer öfter nach Barentsburg.«
    »Und sonst?«
    »Obwohl Barentsburg ihm am Arsch vorbeigeht.«
    »Und sonst?«
    »Ist immer allein unterwegs.«
    »Und sonst?«
    »Da läuft ein Riesending. Ich hab gesehen, wie er Choma getroffen hat, seinen Sohn auch, mehrmals. Beim zweiten Mal waren Soldaten dabei. Da läuft ein Riesending. Vielleicht krieg ich was raus. Informationen. Verrat mir mal, was dein Freund damit zu tun hat, den hab ich nämlich auch gesehen. Wie er bei denen im Zimmer steht und ziemlich blöd guckt, weil ihm ein Soldat seine Knarre ans Ohr hält.«
    Das Schlitzauge hat sich schnappen lassen, dachte Kokina und sagte: »Selber schuld.«
    »Wieso?«
    »Wie wär’s, wenn wir beiden losziehen und ein bisschen Spaß haben? Meinetwegen kann der Sysselmann ruhig weiter spazieren gehen. Wir kümmern uns um die Leute, die meinen Partner geschnappt haben, er scheint in Schwierigkeiten zu stecken. Zeig mir den Weg, und dann ab durch die Mitte.«
    Der Trapper sah Kokina mit einem Blick an wie: Wenn ich eine weiße Jacke mit zugenähten Ärmeln hätte, die man vorn und hinten zubindet, würde ich dich da reinstecken. Er sagte: »Die sind ziemlich viele.«
    »Wir sind zwei.«
    78
    Vor fünf Minuten hatte das Kältezittern begonnen. Packers Zähne schlugen wie Kastagnetten aufeinander, es gab nichts, was er dagegen tun konnte.
    Seine Fersen, Ellenbogen und sein Kopf trommelten unkontrolliert auf den Tisch. Das Blut pulste durch seine Hände und Füße, um sie mit Wärme zu versorgen, trotzdem glaubte er zu spüren, wirklich körperlich, wie eine Zelle nach der anderen abstarb. Seine Haut brannte höllisch. Lange würde er das nicht mehr aushalten.
    Er war allein.
    Seit zehn Minuten lag er auf einem Tisch in einem sonst leeren Container. Nackt, bis auf die Boxershorts. Der Wind stürmte gegen die Stahlwände und ließ sie in den Fugen ächzen.
    Die Handschuhe und Socken, die Boris Below, Chomas persönlicher Leibwächter, in Wasser getaucht und ihm übergezogen hatte, waren zu steinharten Klumpen gefroren und scheuerten bei der geringsten Bewegung die Haut auf, was Packer mehr ahnte als tatsächlich spürte, da er nur noch eine dumpfe Taubheit wahrnahm. Below war fortgegangen, nachdem er seinen Job erledigt hatte.
    Plötzlich hörte er eine kratzige Stimme neben seinem Ohr sagen: »Das Finale

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