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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Autoren: Dan Simmons
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erkennen. Ein hässlicher Bluterguss hatte sich an Schläfe und Stirn bis unter sein Auge ausgebreitet und verzierte ihn mit einer grellen purpurroten Waschbärmaske. Die Augen selbst waren fast so rot unterlaufen wie die Verbände und er entdeckte Kratzer und Abschürfungen an der linken Wange und am Kinn, wo er mit dem Gesicht auf den Betonboden der Tiefgarage aufgeschlagen sein musste. Mit dem linken Auge schien etwas nicht zu stimmen – als könnte die Pupille sich nicht richtig weiten und verengen.
    »Jesus«, murmelte er noch einmal. Er würde so schnell keine Liebesbriefe mehr für Sweetheart Search zustellen.
    Nachdem er geduscht und rasiert war und sich irgendwie noch mieser und erschöpfter fühlte, streifte er sich eine saubere Jeans, ein schwarzes T-Shirt, Laufschuhe und eine lederne Fliegerjacke über, die er eigentlich seinem obdachlosen Informanten und Freund Pruno geschenkt hatte. Pruno gab sie ihm mit den Worten zurück, sie entspreche nicht seinem Stil. Die Jacke befand sich in tadellosem Zustand. Offensichtlich hatte der Obdachlose sie nie getragen.
    Kurtz setzte vorsichtig den Filzhut auf und ging in die unmöblierte Kammer neben seinem Schlafzimmer. Hier war der Putz nicht ausgebessert worden und Teile der Decke bröckelten ab. Kurtz langte über den Holzrahmen der Verbindungstür, drückte eine Platte auf, die mit der gleichen schimmeligen Tapete bedeckt war wie der Rest der Wand, und holte seine .38 Smith & Wesson aus dem Metallkästchen, das sich hinter dem Loch verbarg. Die Waffe war in einen sauberen Lappen eingeschlagen und roch nach Öl. Ein Bündel Bargeld lagerte ebenfalls in dem Kästchen und Kurtz zählte 500 Dollar ab, legte den Rest zurück und wickelte die Waffe aus dem Lappen.
    Kurtz vergewisserte sich, dass alle sechs Kammern geladen waren, drehte den Zylinder, stopfte den Revolver in seinen Hosenbund, schnappte sich eine Handvoll Patronen aus dem Metallkästchen und steckte sie in die Jackentasche. Dann schob er den Behälter zurück in die Öffnung und ließ die Wandplatte wieder einrasten.
    Er kehrte in den großen dreieckigen Saal zurück und hielt nach allen Seiten Ausschau. Es war ein schöner blauer Herbsttag; Ohio und Chicago Street wirkten wie ausgestorben. Nichts als Unkraut befand sich auf den mehreren Hundert Metern zwischen ihm und den verlassenen Silos und Industriegrundstücken im Südwesten.
    Kurtz schaltete einen Videomonitor ein, der zum Überwachungssystem gehört hatte, das er und Arlene in ihrem früheren Büro im Keller eines Pornoladens installiert hatten. Die beiden Kameras an der Rückseite des Harbor Inn stellten leere Felder und Straßen sowie rissige Bürgersteige zur Schau.
    Kurtz griff nach seinem Ersatzhandy im Regal neben dem Punchingball und tippte eine Rufnummer ein. Er sprach kurz, sagte »15 Minuten«, unterbrach die Verbindung und wählte noch einmal, um sich ein Taxi zu rufen.
    Auf den Basketballcourts im Delaware Park traten einige der besten Nachwuchssportler im westlichen New York gegeneinander an. Obwohl es Donnerstagmorgen und ein Schultag war, wimmelte es dort von schwarzen Männern und Jungs, die beeindruckende Hoops draufhatten.
    Kurtz entdeckte Angelina Farino Ferrara sofort, als er aus dem Taxi stieg. Sie trug einen maßgeschneiderten Trainingsanzug, aber nicht so maßgeschneidert, dass ihm die 45er Compact Witness entging, die sie wie üblich in einem Schnellziehholster unter ihrer Jacke trug. Sie wirkte sportlich genug, um selbst ein paar Körbe zu werfen – aber sie war zu klein und zu weiß, trotz ihrer dunklen Haare und der olivbraunen Haut, um von den Spielern zu einer Partie eingeladen zu werden.
    Kurtz identifizierte sofort ihre Leibwächter, die ihm auch aufgefallen wären, wenn es sich nicht um die einzigen anderen Weißen in diesem Teil des Parks gehandelt hätte. Einer von ihnen beobachtete knapp drei Meter links von ihr fasziniert die Eichhörnchen, der andere spazierte etwas weiter zu ihrer Rechten in der Nähe der Courts herum. Die Leibwächter, die sie im letzten Winter beschäftigt hatte, waren untersetzt und proletenhaft gewesen und stammten aus Jersey. Diese beiden waren hingegen so schlank, geschniegelt und adrett wie kalifornische Dressmen. Einer von ihnen trat Kurtz entgegen, als wollte er ihn abfangen und filzen, doch Angelina Farino Ferrara winkte den Mann zurück.
    Als Kurtz sich ihr näherte, breitete er die Arme aus wie für eine Umarmung, in Wirklichkeit aber, um ihr zu zeigen, dass seine Hände und
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