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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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darüber nachdachte, fiel Kurtz auf, dass sie meistens Sport- oder Joggingkleidung trug, wenn sie sich trafen. Ihr dunkles Haar war nach hinten gesteckt, aber so, dass die Mähne ungehindert in den Nacken hing. Es wirkte feucht, aber er konnte nicht erkennen, ob es am Regen lag oder sie etwas hineingeschmiert hatte.
    Kurtz nahm einen Umschlag vom Schreibtisch und gab ihn ihr. Der komplette 5000-Dollar-Vorschuss. Er würde seine Flucht am Montag mit anderem Geld finanzieren müssen, falls es dazu kam. Er ließ sich in seinen Drehstuhl sinken und beobachtete sie. Die 38er war mit Klebeband an der Unterseite der Tischkante befestigt, nur Zentimeter von seiner schussbereiten Hand entfernt.
    Sie nahm den Umschlag an sich, ohne ein Wort zu sagen oder nachzuzählen, ließ ihn in die Tasche des Mantels gleiten und ging zum Fenster. Der Regen prasselte gegen die Scheiben. Die Luft, die durch das offene Lüftungsgitter hereindrang, war kalt und milderte die Hitze und Stickigkeit, die von den Servern im Hinterzimmer hervorgerufen wurde.
    Während sie auf die neonbunte, belebte Straße hinausblickte, sagte sie: »Ich brauche Ihren Rat, Joe.«
    »Joe?«, fragte Kurtz. Sie hatte ihn bislang immer mit seinem Nachnamen angesprochen. Die Vorstellung, dass sie seinen Rat benötigte, erschien ihm regelrecht absurd.
    Sie drehte sich um, lächelte und setzte sich auf die Kante von Arlenes Schreibtisch, dann schaltete sie die Schreibtischlampe aus, sodass nur noch Kurtz’ Leuchte und der Monitor ihre langen Beine, kräftigen Oberschenkel und glänzenden Stiefel beleuchteten.
    »Wir kennen uns mittlerweile lange genug, um uns mit dem Vornamen anzureden, finden Sie nicht, Joe? Erinnern Sie sich an die Eisfischerhütte?«
    Natürlich wusste Kurtz, worauf sie anspielte. Ihr gemeinsames Erlebnis auf dem zugefrorenen Eriesee im vergangenen Februar. Die Leiche des Mannes, den er erschossen hatte, hatte aufgrund des Duschvorhangs und der Ketten kaum durch das Loch im Eis gepasst. Angelina war es gewesen, die die Leiche mit den Stiefelspitzen hindurchkatapultierte – weniger teure und dafür praktischere Stiefel als diese hier. Ja, und?
    »Nennen Sie mich Angelina«, verlangte sie jetzt. Sie hob beiläufig den linken Fuß und stellte die Sohle auf Arlenes Stuhl ab. Es gab viele Schatten, aber mit großer Wahrscheinlichkeit trug Angelina Farino Ferrara oberhalb der hohen schattigen Linie ihrer Strümpfe keine Unterwäsche.
    »Sicher«, meinte Kurtz. »Sind Sie verkabelt, Angelina?«
    Der weibliche Don lachte leise. »Ich und verkabelt? Machen Sie keine Witze, Joe. Können Sie nicht sehen, dass ich es nicht bin?«
    »Informanten tragen ihre Mikrofone normalerweise intern .« Kurtz sprach leise, unterbrach aber für keine Sekunde den Blickkontakt mit der Frau.
    Sie blinzelte zuerst. Die Röte, die in ihre hohen Wangenknochen stieg, war alles andere als unattraktiv. Sie schob den Fuß auf den Boden. »Sie Mistkerl«, raunte sie.
    Kurtz nickte. »Was wollen Sie?« Sein Kopf tat ihm weh.
    »Wie ich schon sagte: Ich brauche Ihren Rat.«
    »Ich bin nicht Ihr Consigliere .«
    »Nein, aber Sie sind im Moment mein einziger Mittelsmann zu Toma Gonzaga.«
    »Ich bin auch nicht Ihr Mittelsmann.«
    »Er und ich, wir haben beide versucht, Sie für die Suche nach diesem Junkiekiller anzuwerben. Was hat Gonzaga Ihnen angeboten?«
    Mich am Montag nicht zu töten, dachte Kurtz. Stattdessen entgegnete er: »100.000 Dollar.«
    Die ärgerliche Röte wich aus ihren Wangen. »Heilige Scheiße«, flüsterte sie.
    »Amen«, sagte Kurtz.
    »Das kann nicht sein Ernst sein. Warum sollte Gonzaga Ihnen so viel zahlen?«
    »Ich dachte, Sie beide wären Freunde. Müssten Sie nicht ›Toma‹ sagen?«
    »Lecken Sie mich am Arsch, Kurtz. Beantworten Sie meine Frage.«
    Kurtz zuckte die Schultern. »Seine Familie hat 17 Kunden und Zwischenhändler verloren. Sie nur fünf. Vielleicht ist es ihm 100 Riesen wert, die Leute ans Messer geliefert zu bekommen, die das getan haben.«
    »Oder er hatte nie die Absicht, Sie zu bezahlen.«
    »Auch eine Möglichkeit.«
    »Und warum Sie? Sie sind nicht gerade ein gottverdammter Sam Spade.« Sie sah sich im Büro um. »Was ist das hier für eine Schwachsinnsfirma? Wedding Bells?«
    »Dot com«, ergänzte Kurtz hilfsbereit.
    »Ist das eine Tarnfirma oder so etwas?«
    »Nein.« Oder? Steht sie für das, was ich jetzt bin? Kurtz hatte zu starke Kopfschmerzen, um solche erkenntnistheoretischen Fragen zu beantworten.
    Angelina stand auf, strich ihren

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