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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Abenteuer angetrieben wurde.
    Womöglich wäre es Dylan gelungen, sich eine halbgare Antwort auf die Frage auszudenken, was er und sein Bruder hier zu suchen hatten, statt sich in New Mexico herumzutreiben. Er hatte jedoch weder genug Talent noch Zeit, um eine Geschichte zu fabrizieren, mit der sich erklären ließ, was das Tor mit dem Badezimmer hier auf dem Hügel machte – und Jilly, die forschend herausblickte, als wäre sie Alice, die erfolglos versuchte, das verzauberte Reich auf der anderen Seite des Spiegels zu erkennen. Deshalb war er durchaus bereit, Sheps Aufregung in Kauf zu nehmen, wenn er erklärte, es sei jetzt an der Zeit, wieder nach Holbrook, Arizona, zurückzukehren.
    Dylan wandte sich seinem Bruder zu, aber noch bevor er den Mund aufmachen konnte, sagte Shepherd: » Hier, dort. «
    Dylan erinnert sich an die Situation in der Herrentoilette in Safford, die sie am Vorabend aufgesucht hatten. Hier hatte sich auf Kabine Nummer eins bezogen, dort auf Kabine Numme r v ier. Sheps erster Ausflug war ziemlich kurz gewesen, von Toilette zu Toilette.
    Zu der Zeit hatte Dylan kein unheimliches rotes Leuchten gesehen. Vielleicht hatte Shep das Tor hinter sich geschlossen, sobald er hindurchgegangen war.
    » Hier, dort «, wiederholte Shep.
    Mit gesenktem Kopf schielte er unter den Brauen hervor. Allerdings hatte er nicht Dylan im Blick, sondern das Haus unten am Ende der Wiese und Vonetta auf ihrer Harley.
    » Was willst du damit sagen, Shep? «
    » Hier, dort. «
    » Wo ist dort? «
    » Hier «, sagte Shep und scharrte mit dem Fuß im Gras.
    » Und wo ist hier? «
    » Dort «, sagte Shep, senkte den Kopf noch weiter, drehte ihn nach rechts und lugte über die Schulter dorthin, wo Jilly stand.
    » Können wir dahin zurückkehren, wo wir hergekommen sind? «, fragte Dylan drängend.
    Vonetta Beesley lenkte ihr Motorrad ums Haus zur Garage.
    » Hier, dort «, sagte Shep.
    » Wie kommen wir sicher ins Motel zurü ck?«, fragte Dylan. »Strecken wir von hier aus auch einfach die Hand in das Tor da, treten wir einfach hinein?«
    Wenn er zuerst hineinging und sich im Motel wiederfand, folgte ihm Shep womöglich nicht.
    » Hier, dort. Dort, hier «, sagte Shep.
    Begab sich hingegen Shep als Erster auf die Rückreise, schloss sich das Tor womöglich sofort hinter ihm. Dann war Dylan in Kalifornien gestrandet, von wo aus er mit konventionellen Mitteln nach Holbrook, Arizona, zurückgelangen musste. Bis zu seiner Ankunft aber war Jilly auf sich allein gestellt und musste sich auch noch um Shepherd kümmern.
    Die Logik gebot, dass alles, was ihnen an Merkwürdigem widerfuhr, mit Frankensteins Spritzen zu tun hatte. Deshal b m usste auch Shep eine Injektion erhalten haben, wodurch er dann die Fähigkeit entwickelte, ein solches Tor zu öffnen. Er hatte es gefunden und aktiviert, wahrscheinlich hatte er es sogar geschaffen. Folglich funktionierte es in gewissem Sinne nach Sheps Regeln, die aber wiederum unbekannt waren und das auch bleiben würden. Eine Reise durch dieses Tor war also wie ein Pokerspiel mit dem Teufel – mit einem äußerst ungewöhnlichen Kartenspiel, das drei zusätzliche Farben und eine völlig neue Höflingsriege zwischen Bube und Dame zu bieten hatte.
    Vonetta brachte die Harley vor der Garage zum Stehen. Der Motor verschluckte sein Brummen.
    Dylan zögerte, Shep einfach bei der Hand zu nehmen und sich gemeinsam mit ihm ins Tor zu stürzen. Wenn sie per Teleportation nach Kalifornien gekommen waren – und wie hätte man es sonst erklären können? –, wenn sie also beim Sturz aus dem Badezimmer schlagartig in Megabillionen gemeinsam reisender atomarer Teilchen zerlegt und bei der Landung auf dem Hügel wieder perfekt rekonstruiert worden waren, dann war es vielleicht notwendig oder zumindest klug, eine solche Reise nacheinander anzutreten, um eine … Vermischung ihrer Bestandteile zu vermeiden. Dylan hatte die alte Fassung des Films Die Fliege gesehen, in dem sich ein Wissenschaftler vom einen Ende seines Labors zum anderen teleportierte, also kaum weiter als bei Shepherds Toilettenexperiment. Ohne es zu bemerken, war er dabei von einer gemeinen Stubenfliege begleitet worden, was zu einem Desaster führte, wie es normalerweise nur Politiker zustande brachten. Was Dylan anging, so wollte er vermeiden, dass ihm bei seiner Ankunft im Motel Shepherds Nase an der Stirn klebte oder dass ihm einer von Sheps Daumen aus der Augenhöhle ragte.
    » Hier, dort. Dort, hier «, wiederholte Shep.
    Hinter dem

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