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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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genährt wurde, die immer zu Zielen solcher Leute wurden, für die Mütter und Kinder, die von den Bomben von Selbstmordattentätern in Stücke gerissen wurden, für arglose Passanten, die in ein Feuergefecht zwischen zwei Straßengangs gerieten, für kleine Kaufleute, die wegen der paar Dollar in ihrer Ladenkasse ermordet wurden – und für eine junge Braut, einen verliebten Bräutigam und ein Blumenmädchen, die an einem vermeintlichen Freudentag von Hohlspitzgeschossen zerfetzt werden sollten.
    Gestärkt durch ihre Wut, versuchte Jilly der Drehbewegung ihres Gegners entgegenzuwirken, indem sie die Beine wie eine am Trapez hängende Akrobatin vor- und zurückschwang. Je besser ihr das gelang, desto schwerer hatte der Killer es, das Gewehr hin- und herzudrehen.
    Jillys Handgelenke schmerzten, pochten, brannten geradezu, aber die Arme ihres Gegners mussten sich anfühlen, als würden sie aus den Schultergelenken gezerrt. Je länger Jilly festhielt, desto größer war die Chance, dass er die Waffe als Erster losließ. Dann war er kein potenzieller Killer mehr, sondern nur noch ein Irrer auf einem hohen Gerüst, ausgestattet mit mehreren Magazinen Ersatzmunition, die er aber nicht mehr benutzen konnte.
    » Jillian? « Irgendjemand unter ihr rief fassungslos ihren Namen. » Jillian? « Sie war sich ziemlich sicher, dass es sich um Pfarrer Francorelli handelte, der ihr so viele Jahre die Beicht e a bgenommen und das Sakrament ausgeteilt hatte, aber sie wandte nicht den Kopf, um zu ihm hinabzuschauen.
    Ihr größtes Problem war der Schweiß. Dass ihr der des Killers aufs Gesicht tropfte, war zwar ekelhaft, aber noch unangenehmer war der eigene. Die Hände wurden schlüpfrig, und mit jeder Sekunde fiel es ihr schwerer, sich an der Waffe festzuklammern.
    Jillys Dilemma löste sich mit einem Schlag in Luft auf, nämlich als das doppelte Gewicht zweier Körper Wirkung zeigte und entweder das Seil reißen oder den Haken aus der Wand gleiten ließ.
    Im Fallen ließ der Killer die Waffe los.
    » Jillian! «
    Und im Fallen faltete Jilly sich davon.
    *
    Die Worte Verblüffung und Erstaunen drücken gleichermaßen aus, dass der Geist vorübergehend von etwas überwältigt ist, was seinen Erwartungen widerspricht. Dabei bezieht Verblüffung sich eher auf die Gefühlswelt, Erstaunen eher auf den Intellekt. Der weniger oft verwendete Begriff Ehrfurcht hingegen bezeichnet eine intensive, tief greifende – und seltene – Erfahrung, bei der der Geist von etwas so Gewaltigem und Machtvollem überwältigt wird, dass es mit Worten kaum zu beschreiben ist.
    Von Ehrfurcht ergriffen, beobachtete Dylan auf dem westlichen Gerüst, wie Jilly in vollem Lauf über die Plattform gegenüber hetzte, auf den dritten Killer aufprallte, abrutschte, am Sturmgewehr ihres Gegners baumelte und sich hin- und herschwang, als wollte sie sich als Mitglied einer Trapeztruppe bewerben.
    » Mann! «, sagte Shepherd, als das Seil mit einem gewaltigen Peitschenknall riss und die beiden Gegner vom Gerüst stürzen ließ.
    Zwischen den Bankreihen eingepfercht, versuchten die Hochzeitsgäste kreischend, sich in Sicherheit zu bringen oder wenigstens zu ducken.
    Einen guten Meter über dem Boden verschwanden Jilly und die Waffe plötzlich, während der unglückselige Killer ganz hinabstürzte. Er kam mit der Gurgel auf einer Banklehne auf, brach sich den Hals und vollführte einen Salto in die nächste Reihe. Dort kam er mausetot und mit verdrehten Gliedern zur Ruhe, eingerahmt von einem feinen, grauhaarigen Herrn in einem marineblauen Nadelstreifenanzug und einer fülligen Dame, die ein teures beigefarbenes Strickkostüm und einen wunderhübschen breitkrempigen Hut mit Federn trug.
    Als Jilly wieder an Sheps Seite auftauchte, war ihr Gegner zwar schon tot, aber noch damit beschäftigt, zappelnd seine letzte dramatische Pose einzunehmen, in der ihn der Polizeifotograf zu guter Letzt verewigen würde. Jilly legte das Sturmgewehr ab und sagte: » Ich bin stocksauer. «
    » Das habe ich gesehen «, sagte Dylan.
    » Mann! «, sagte Shepherd. » Mann! «
    *
    Schreie gellten auf, als der Killer von einer Banklehne abprallte, in die nächste Reihe flog und mit schlaff herabhängendem Kopf und verdrehten Armen tot liegen blieb. Dann entdeckte ein Mann in einem grauen Anzug Jilly, die mit Dylan und Shep auf dem Gerüst an der Westwand stand, und machte die anderen auf sie aufmerksam. Wenig später stand die gesamte Hochzeitsgesellschaft mit zurückgelegtem Kopf da und starrte

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