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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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zu den dreien hoch. Offenbar befanden die Leute sich in einem Schockzustand. Niemand sagte ein Wort, sodass die Stille in der Kirche so tief wie die in einem Grab wurde.
    Als Dylan das Schweigen allmählich unheimlich vorkam, glaubte er, Jilly etwas erklären zu müssen. » Sie sind von Ehrfurcht ergriffen «, sagte er.
    Jilly sah mitten in der Menge eine junge Frau mit einem spanischen Schleier. Möglicherweise war es die Frau aus ihrer Vision in der Wüste.
    Bevor der allgemeine Schock sich in Panik verwandelte, erhob Dylan die Stimme, um die Leute zu beruhigen. » Kein Grund zur Sorge mehr «, rief er. » Es ist vorbei. Sie alle sind nicht mehr bedroht. « Er zeigte auf die verdreht zwischen den Bänken liegende Leiche. » Zwei Komplizen dieses Mannes liegen noch hier oben. Sie sind außer Gefecht, brauchen aber einen Arzt. Jemand sollte die Polizei rufen. «
    Nur zwei der Leute bewegten sich: Die Frau mit dem Schleier ging zu einem Seitenaltar, um eine Kerze anzuzünden und ein Gebet zu sprechen, und der Hochzeitsfotograf begann, Bilder von Dylan, Jilly und Shep zu knipsen.
    Jilly blickte auf die vielköpfige Menge hinab, von der siebenundsechzig Menschen von Schüssen getroffen worden wären, vierzig davon tödlich, wenn sie, Dylan und Shep nicht rechtzeitig gekommen wären. Die Gefühle, die sie in diesem unglaublichen Augenblick überfluteten, waren so kraftvoll, so erhebend und gleichzeitig so ehrfürchtig, dass Jilly sie ihr Leben lang nicht vergessen würde. Auch ihre Intensität beschreiben würde sie nie wirklich können.
    Jilly hob die vor ihr liegende Handtasche auf, die alles enthielt, was sie noch auf dieser Welt besaß: Portemonnaie, Puderdose, Lippenstift … Diese armseligen Besitztümer hätte sie um keinen Preis verkauft. Sie waren der einzige handgreifliche Beweis dafür, dass sie einmal ein gewöhnliches Leben geführt hatte, und kamen ihr nun wie Talismane vor, mit denen sie dieses verlorene Leben vielleicht einmal zurückgewinnen konnte.
    » Shep «, flüsterte sie mit vor Gefühlen zitternder Stimme , » ich traue mir nicht zu, uns zu dritt hier wegzufalten. Das musst du tun. «
    » Irgendwohin, wo wir allein sind «, sagte Dylan warnend , » dorthin, wo es einsam ist. «
    Während alle anderen in ihrer Erstarrung verharrten, kam die Braut winkend durch den Mittelgang nach vorn und blieb erst stehen, als sie direkt unter Jilly angekommen war. Es war eine wunderschöne junge Frau in einem hinreißenden Kleid, über das später bei der Hochzeitsfeier viel gesprochen worden wäre, hätten die Gäste nicht mehr als genug über Mord, Gemetzel und Wagemut zu sprechen gehabt.
    Die strahlende junge Frau in ihrem sagenhaften weißen Kleid blickte zu Jilly, Dylan und Shep empor und hob den Brautstrauß in der rechten Hand zur Huldigung, zum Dank in die Höhe. Die Blumen leuchteten wie die Flammen einer weiß glühenden Fackel.
    Vielleicht hatte die Braut jetzt etwas sagen wollen, aber Jilly ergriff vor ihr das Wort. » Meine Liebe «, sagte sie mit aufrichtigem Mitgefühl, » es tut mir wirklich Leid, dass bei Ihrer Hochzeit so etwas passieren musste. «
    » Auf geht ’ s «, sagte Dylan.
    » Okay «, sagte Shep und faltete die drei davon.
     

45
    Hier breitete sich eine echte Wüste aus, in der so selten Regen fiel, dass selbst die wenigen kleinen Kakteen durch den ständigen Durst verkrüppelt waren. Die weit verstreuten dürren Grasbüschel trugen im Winter wahrscheinlich einen verbrannten, schwarzgrünen Farbton, jetzt im Sommer waren sie silbrig braun und trocken wie Pergament.
    Die Landschaft bot wesentlich mehr Sand als Vegetation und wesentlich mehr Fels als Sand.
    Dylan, Jillian und Shepherd standen am sanften Abhang eines Hügels, der aus dicht gestuften Schichten dunkelbraunem und rostrotem Gestein bestand. Bis mindestens zur Mitte einer weiten Ebene erhoben sich merkwürdige Felsformationen, die wie die Ruinen einer riesigen, uralten Festung aussahen: drei säulenartige, zehn Meter dicke und dreißig Meter hohe Gebilde hätte man als Teile einer Vorhalle deuten können, eine lange, nicht ganz so hohe Barriere als Mauer mit Zinnen, von der geschickte Bogenschützen die Burg mit einem Pfeilregen verteidigt hatten; an anderen Stellen erhoben sich gezackte Türme, Wälle, Bastionen und halb verfallene Tore.
    Menschen hatten in dieser unwirtlichen Gegend natürlich nie gelebt, aber die Natur hatte ein Panorama geschaffen, das die Phantasie nicht wenig anregte.
    » New Mexico «, sagte Dylan

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