Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalt

Kalt

Titel: Kalt
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Jedenfalls klang es so, wenngleich Jilly sich nicht ganz sicher war, dass es sich bei diesen Silbenreihen tatsächlich um Worte handelte.
    Dylan wandte den Blick von Jilly ab und warf ihn auf irgendetwas hinter ihr. Als sie lautes Motorengeräusch vernahm, drehte sie sich um.
    Jenseits des Parkplatzes verlief eine Straße, an die sich eine lange Böschung anschloss. Oben auf dieser Böschung folgte die Interstate der von Ost nach West wandernden Spur des Mondes. Mit tollkühner Geschwindigkeit rasten drei große Kombis die Schlaufe einer Ausfahrt herab.
    » … Licht, Erleuchtung, leuchten, strahlen … «
    » Shep, ich glaube, du fängst an, dich zu wiederholen «, bemerkte Dylan, ohne den Blick von den Kombis abzuwenden.
    Bei den drei Fahrzeugen handelte es sich um identische schwarze Chevrolet Suburban. Ihre Fenster waren so dunkel getönt wie Darth Vaders Gesichtsmaske und verbargen die Insassen.
    » … Helligkeit, glimmern, gleißen … «
    Ohne die Bremsen auch nur symbolisch zu betätigen, überfuhr der erste Wagen in vollem Tempo das Stoppschild am Ende der Ausfahrt und schlitterte über die bislang ruhige Straße. An dieser Stelle befand sich die Nordseite des Motels, während die Einfahrt zum Parkplatz der Hauptfront im Osten zugewandt war. Der Fahrer des Wagens, der schon am Stoppschild den allgemein gültigen Verkehrsregeln keinerlei Respekt gezollt hatte, zeigte nun mit Genuss, dass er auch wenig Geduld mit der traditionellen Landschaftsgestaltung hatte. Der schwere, geländegängige Kombi sprang über den Bordstein und pflügte durch einen drei Meter breiten Grünstreifen. Erde und die zerfetzten Reste blühender Lantana spritzten in die Luft, bis der Wagen einen kurzen Sprung vom diesseitigen Bordstein mach te und mit allen vier Reifen hart auf dem Parkplatz landete, etwa zwanzig Meter von Jilly entfernt. Hier legte er sich auf Kosten einer beträchtlichen Menge Gummi schlitternd in die Kurve und raste nach Westen auf die Rückfront des Motels zu.
    » … Glanz, Abglanz, glänzen … «
    Der zweite Suburban folgte dem ersten, und dann häckselte der dritte eine zusätzliche Portion Lantanasalat in die Luft. Sobald die beiden Wagen den Parkplatz erreicht hatten, wandte sich der zweite nach Osten, statt dieselbe Route wie der erste zu nehmen, und peilte den Eingang des Motels an. Der dritte brauste schnurstracks auf Jilly, Dylan und Shep zu.
    » … glitzern, schimmern … «
    Gerade als Jilly dachte, der herannahende Wagen würde sie womöglich überfahren, als sie sich überlegte, ob sie nach links oder nach rechts hechten solle, und als sie wieder meinte, sich übergeben zu müssen, bewies der dritte Fahrer ebenso artistische Fähigkeiten am Steuer wie seine beiden Kollegen. Der Kombi bremste so scharf, dass er sich fast auf die Schnauze stellte. Auf seinem Dach war ein Träger mit vier beweglichen Scheinwerfern montiert, die bisher dunkel gewesen waren, nun aber plötzlich aufflammten, sich drehten und neigten, ihre drei Opfer perfekt anpeilten und sie mit genügend Watt bestrahlten, um ihnen das Mark in den Knochen zu grillen.
    » … Leuchtkraft, Blitzstrahl, Blitz … «
    Jilly hatte das Gefühl, nicht vor einem gewöhnlichen Fahrzeug zu stehen, sondern vor der grausigen Erscheinung eines außerirdischen Raumschiffs, das mit geheimnisvollen Strahlen ihren Körper scannte, ihr Gehirn aussaugte und ihre Seele erforschte. In ganzen sechs Sekunden würde es die genaue Anzahl der Atome in ihrem Organismus bestimmen, sämtliche Erinnerungen ihres Lebens untersuchen, seit sie widerwillig den mütterlichen Geburtskanal verlassen hatte, und schließlich einen Strafzettel wegen des beklagenswert ausgefransten Zustands ihrer Unterwäsche ausspucken.
    Nach einem kurzen Moment gingen die Scheinwerfer aus, und vor Jillys Augen schwammen grelle Punkte, die wie leuchtende Quallen aussahen. Aber selbst wenn sie nicht geblendet gewesen wäre, hätte sie keinen Blick auf den Fahrer oder irgendwelche anderen Personen in dem Wagen vor ihr werfen können. Offenbar war die Windschutzscheibe nicht nur getönt, sondern auch aus irgendeinem exotischen Material gefertigt, das für die Insassen völlig durchsichtig war, von außen jedoch so lichtundurchlässig wie pechschwarzer Granit.
    Weil Jilly, Dylan und Shep offensichtlich nicht das Ziel dieser Fahndung darstellten – jedenfalls noch nicht –, wandte das Fahrzeug sich von ihnen ab. Der Fahrer trat aufs Gaspedal, und der Chevrolet schoss ostwärts auf die Front des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher