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Kalt

Kalt

Titel: Kalt
Autoren: Dean R. Koontz
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aufgefressen wurde, sich gleichzeitig in ein Reptil verwandelte und zudem von bösartigen Mördern gehetzt wurde, dann stellten eine Triefnase und eine Nebenhöhlenentzündung Komplikationen dar, die man sich möglichst ersparte.
    » … Chemilumineszens, Kristallolumineszenz, Gegenschein … «
    » Gehen wir, Shep, « sagte Dylan hoffnungsvoll, als er aus dem Bad wieder ins Zimmer trat. » Los jetzt, komm schon, auf geht ’ s! «
    » … violette Strahlen, ultraviolette Strahlen … «
    » Die Lage ist ernst, Shep. «
    » … Infrarotstrahlen … «
    » Wir stecken in der Tinte, Shep. «
    » … radioaktive Strahlen … «
    » Zwing mich nicht dazu, fies zu werden «, sagte Dylan eindringlich.
    » … Morgenlicht,Tageslicht … «
    » Bitte zwing mich nicht dazu, fies zu werden. «
    » … Sonnenschein, Sonnenstrahlen … «

  8
    »Schaftasch! «, sagte Jilly noch einmal zu der geschlossenen Tür, und dann legte sie wohl eine kurze Auszeit ein, im nächsten Augenblick befand sie sich nämlich nicht mehr in dem schaukelnden und schwankenden Bett, sondern lag bäuchlings auf dem Boden. Kurzfristig konnte sie sich nicht daran erinnern, an welchem Ort sie war, aber dann würgte sie am Gestank eines dreckigen Teppichbodens, der jede Hoffnung schwinden ließ, dass sie die Präsidentensuite im Ritz -C arlton bezogen hatte.
    Nachdem sie sich heldenhaft auf Hände und Knie erhoben hatte, kroch sie von dem tückischen Bett weg. Als ihr dann klar wurde, dass das Telefon auf dem Nachttisch stand, machte sie eine Drehung um hundertachtzig Grad und kroch wieder dahin, woher sie gekommen war.
    Sie griff nach oben, fummelte an ihrem Reisewecker und zog dann das Telefon vom Nachttisch. Es rutschte problemlos herunter, gefolgt von einem abgetrennten Kabel. Offenbar hatte der Erdnussliebhaber es durchgeschnitten, um sie daran zu hindern, die Polizei herbeizurufen.
    Jilly überlegte, ob sie um Hilfe rufen sollte, hatte jedoch Angst, dass ihr Peiniger noch in der Nähe war und womöglich als Erster reagierte.
    Sie wollte nicht noch eine Injektion, wollte nicht durch einen Tritt an den Kopf zur Ruhe gebracht werden, und dem langatmigen Monolog des Mannes wollte sie schon gar nicht mehr lauschen müssen.
    Indem sie sich konzentrierte und ihre gesamte Amazonenkraft aufbot, schaffte sie es, sich vom Boden zu stemmen und auf die Bettkante zu hocken. Das war ja großartig. Von Stol z g eschwellt, musste sie lächeln. Die Kleine konnte sich ja schon allein aufsetzen!
    Ermutigt durch diesen Erfolg, versuchte Jilly nun, ganz auf die Beine zu kommen. Beim Aufrichten schwankte sie und musste sich mit der linken Hand am Nachttisch abstützen, aber obwohl ihre Knie leicht nachgaben, brach sie nicht zusammen. Das war ja noch besser. Die Kleine konnte aufrecht stehen, so aufrecht wie jeder Primat, ja sogar aufrechter als gewisse andere Angehörige dieser Ordnung.
    Vor allem hatte sie sich nicht übergeben, was noch vor wenigen Minuten unvermeidbar gewesen wäre. Es war ihr auch nicht mehr speiübel, sie fühlte sie nur noch … seltsam.
    Im Vertrauen darauf, ohne stützende Möbel stehen zu können und sich daran zu erinnern, wie man ging, sobald sie es versuchte, bewegte sich Jilly vom Bett auf die Tür zu. Sie beschrieb dabei einen Bogen, um die Bewegung des Bodens zu kompensieren, der träge wie ein Schiffsdeck in leichter Dünung hin und her schaukelte.
    Der Türknauf stellte ein gewisses mechanisches Problem dar, doch sobald sie die Tür aufgefummelt und die Schwelle bewältigt hatte, stellte sie erstaunt fest, dass die warme Nacht ihr mehr bekam als das kühle Motelzimmer. Die durstige Wüstenluft sog ihr die Feuchtigkeit vom Leib, und zusammen mit der Feuchtigkeit verschwand auch etwas von ihrer Benommenheit.
    Sie wandte sich nach rechts, wo sich am Ende einer bedrückend langen und komplizierten Reihe überdachter Gänge die Rezeption befand. Offenbar hatte der Architekt des Motels sich an einem Labyrinth für Laborratten orientiert.
    Nach wenigen Schritten merkte sie, dass ihr DeVille verschwunden war. Sie hatte den Wagen sechs Meter von ihrem Zimmer entfernt geparkt, jetzt aber stand er nicht mehr da, wo sie ihn ihrer Erinnerung nach gelassen hatte. Da war nur noch blanker Asphalt.
    Während Jilly in Schlangenlinien auf den leeren Stellplatz zuging, starrte sie blinzelnd aufs Pflaster, als erwartete sie, darauf eine Erklärung für das Verschwinden des Wagens zu entdecken, vielleicht eine kurze, aber teilnahmsvolle Nachricht: Schuldschein
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