Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
ihn erwarteten – oder ob sein Erscheinen auf ihrer Türschwelle sie überraschen würde. Vielleicht spürten sie instinktiv, dass sich etwas hastig auf sie zubewegte, so wie Dylan sich bewusst gewesen war, dass eine unerklärliche Kraft ihn zu einem unbekannten Ort gezogen hatte.
    Er hörte ein Geräusch, das von rechts, von der Seite des Hauses, zu kommen schien.
    Auf halbem Weg zur Veranda trat Dylan von den Ziegelsteinen und ging über den Rasen zur Einfahrt.
    An das Haus war ein Carport angebaut worden, unter dessen Dach ein alternder Buick stand, geschützt vor dem schwindenden Mondlicht wie tagsüber vor der grellen Wüstensonne.
    Heißes Metall klickte und tickte, während es abkühlte. Offenbar war der Wagen gerade erst hier angekommen.
    Hinter dem offenen Ende des Carports war an der Rückseite des Hauses ein Geräusch zu hören, ein Klirren wie das eines Schlüsselbundes.
    Obwohl Dylan immer noch von einem Gefühl der Dringlichkeit gemartert wurde, blieb er reglos neben dem Wagen stehen. Er lauschte. Wartete. War unsicher, was er jetzt tun sollte.
    Schließlich gehörte er nicht hierher. Er fühlte sich wie ein Dieb auf der Lauer, obwohl er, soweit er das wusste, nicht zu diesem Haus gekommen war, um etwas zu stehlen.
    Allerdings lag die Betonung beim letzten Gedanken auf soweit er das wusste. Womöglich musste er feststellen, dass er unter dem Einfluss des injizierten Zeugs Freveltaten beging, zu denen er bisher nicht imstande gewesen wäre. Ein Diebstah l w ar dabei vielleicht noch das harmloseste der Verbrechen, von denen er sich einfach nicht abhalten konnte.
    Er dachte an Dr.  Jekyll und Mr.  Hyde, wo das Untier im Innern von der Leine gelassen wurde, um frei umherzustreunen.
    Seit dem Augenblick, in dem er dem dringenden Impuls nachgegeben hatte, nach Westen zu fahren, saß die Angst ihm im Nacken, doch bisher hatten Zwang und Verwirrung deren scharfen Stachel umhüllt und stumpf gemacht. Nun jedoch fragte er sich, ob die in ihm zirkulierende Substanz wohl das chemische Pendant eines Dämons war, der sich auf seine Seele geschwungen hatte und ihm nun die Sporen ins Herz bohrte. Schaudernd spürte er, wie ein Eishauch seine Nerven flattern ließ und ihm an den Armen und im Nacken die Härchen aufstellte.
    Wieder hörte er das leise metallische Klirren von Schlüsseln in der unmittelbaren Nähe. Dazu ein Quietschen wie von Türangeln.
    An der Rückseite des Hauses flammte hinter den geblümten Vorhängen des Erdgeschosses Licht auf.
    Obwohl Dylan nicht wusste, was er tun sollte, tat er es: Er berührte den Griff an der Fahrertür des Buick. Funkenkaskaden wirbelten vor ihm auf, nein, Phantomleuchtkäfer tanzten hinter seinen Augen.
    In seinem Kopf hörte er ein zischendes, knisterndes elektrisches Geräusch. Genau dasselbe hatte er zuvor auf der Fahrt gehört, als er den Button mit der grinsenden Krötenvisage berührt hatte. Eine Art Anfall überkam ihn, der ihn erschreckte, aber wenigstens nicht zu richtigen Zuckungen ausartete. Während seine Zunge vibrierend an den Gaumen schlug, hörte er sich wieder jenes sonderbare, halb mechanische Geräusch machen. » Hann-na-na-na-na-na-na-na! «
    Diesmal ging der Anfall schneller vorüber als beim ersten Mal, und als er versuchte, das Stottern zu unterdrücken, schwieg er sofort, statt der Sache wie vorher ihren Lauf lassen zu müssen.
    Mit dem letzten na setzte er sich wieder in Bewegung. Leise, ganz leise schlich er durch den Carport und weiter um die Hausecke.
    Die hintere Veranda war schmaler als die vorn und besaß auch einfachere Pfosten. Die Stufen, die hinaufführten, waren aus Beton statt aus Ziegelstein.
    Als Dylan die Hand um den Knauf der Hintertür schloss, stoben wieder Leuchtkäfer in seinem Kopf auf, allerdings war der helle Schwarm diesmal kleiner als seine beiden Vorgänger. Auch das elektrische Knistern, das ihn begleitete, klang nicht so schauderhaft. Dylan biss die Zähne zusammen, presste die Zunge an den Gaumen und schaffte es tatsächlich, diesmal keinerlei Geräusch zu machen.
    Es war nicht abgesperrt. Der Knauf ließ sich drehen, und als Dylan die Tür nach innen drückte, ging sie mühelos auf.
    Dylan O ’ Conner setzte den Fuß über eine Schwelle, die nicht die seine war, und trat ungeladen ein, erschrocken über seinen kühnen Übergriff, aber gezwungen, unbeirrt weiterzugehen.
    Die mollige, weißhaarige Frau in der Küche trug eine bunt gestreifte Uniform. Sie sah erschöpft und bekümmert aus, ganz anders als die frische,

Weitere Kostenlose Bücher