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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Klingen bemerkt, und offenbar spürte er auch seine Abneigung, eine davon zu benutzen. » Da «, sagte er. » Neben dem Bücherregal. «
    Ein Baseballschläger. Einer von der altmodischen Sorte aus Hartholz. In seiner Kindheit hatte Dylan so etwas recht oft geschwungen, allerdings nie nach einem anderen Menschen.
    Jeder Soldat oder Polizist, ja jeder Mann der Tat hätte ihm wahrscheinlich widersprochen, aber Dylan war der Baseballschläger lieber als ein Bajonett. Er fühlte sich in seinen Händen gut an.
    » Total durchgeknallt «, sagte der Junge zur Erinnerung, so als wollte er damit sagen, dass Dylan den Schläger gleich schwingen sollte, ohne es vorher mit Vernunft oder Überredung zu versuchen.
    Zur Schwelle. In den Flur. Durch den Flur zu dem einzigen Raum in Obergeschoss, den er noch nicht erkundet hatte.
    Diese letzte, fest geschlossene Tür war nicht einmal von einem dünnen Faden aus Licht umrahmt.
    Es wurde totenstill im Haus. Dylan legte das Ohr an den Türspalt und lauschte auf ein verräterisches Geräusch des sechsfach zugedröhnten Kenny.
    *
    Manche Kabarettisten und Komiker verwechselten irgendwann Phantasie und Wirklichkeit; sie wurden bis zu einem gewissen Grad zu den von ihnen erfundenen Figuren und stolzierten durch die Welt, als stünden sie immer auf der Bühne. Auch Jilly hatte sich in den letzten Jahren fast schon eingeredet, die unverzagte Amazone des Südwestens zu sein, die sie bei ihren Auftritten darstellte.
    Bei der Rückkehr in die Küche stellte sie bestürzt fest, dass dieses Image und die Wirklichkeit doch nicht deckungsgleich waren, zumindest nicht in einer derart heiklen Lage. Während sie eilig alle Schubladen und Schränke durchwühlte, um etwas zu finden, was als Waffe taugte, wurden die Knochen in ihren Beinen zu Wackelpudding, und ihr Herz verhärtete sich zu einem Vorschlaghammer, der heftig auf die Rippen einhieb.
    Egal, ob man juristische oder kriegerische Maßstäbe anlegte, ein Tranchiermesser eignete sich durchaus als Waffe. Die nahezu arthritische Steifheit, mit der sich Jillys rechte Hand um den Griff schloss, überzeugte sie jedoch davon, dass sie sich nie wohl dabei fühlen würde, so ein Ding an etwas auszuprobieren, das lebendiger als ein Rinderbraten war.
    Um ein Messer zu benutzen, musste man seinem Gegner zudem ziemlich nahe kommen. Angenommen, sie musste Kenny anständig zurechtstutzen oder sogar umlegen, um ihn außer Gefecht zu setzen, dann zog sie es vor, das aus möglichst großer Entfernung zu tun, vorzugsweise mit einem Präzisionsgewehr von einem benachbarten Dach aus.
    Die Speisekammer war bloß eine Speisekammer, kein Waffenarsenal. Deshalb waren die schwersten Waffen auf den Regalen auch Dosenpfirsiche in Sirup.
    Auf einmal bemerkte Jilly, dass Marge offenbar mit einer Ameisenplage zu kämpfen hatte, und einer plötzlichen Eingebung folgend, sagte sie: » Ah! «
    *
    Weder der Baseballschläger noch Dylans gerechter Zorn ließen ihn so tapfer oder töricht werden, dass er einfach in ein dunkles Zimmer platzte, um einen durch Dope, Hormone ode r ü berhaupt durchgeknallten Teenager zu stellen, der mehr scharfkantige Waffen besaß als der Sensenmann persönlich. Nachdem er behutsam die Tür aufgedrückt und das Prickeln der psychischen Fährte gespürt hatte, lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand des Flurs und lauschte.
    Er hörte genügend Nichts, um den Eindruck zu bekommen, im Vakuum des Weltraums zu schweben; und als er sich zu fragen begann, ob er wohl taub geworden war, kam er zu dem Schluss, dass Kenny nicht nur total durchgeknallt sein musste, sondern auch ebenso geduldig.
    Obwohl Dylan so wenig Lust darauf hatte wie auf einen Ringkampf mit einem Krokodil, schob er sich in die offene Tür, griff um den Pfosten herum an die Wand und tastete nach dem Lichtschalter. Wahrscheinlich war Kenny auf ein solches Manöver vorbereitet, und Dylan rechnete so fest damit, die Hand mit einem Messer an die Wand geheftet zu bekommen, dass er fast verblüfft war, als er nach dem Umlegen des Schalters noch alle Finger hatte.
    Omas Zimmer war nicht mit einer Deckenlampe ausgestattet, dafür ging eine von zwei Nachttischlampen an. Sie besaß einen rötlichen, mit Tulpen bemalten Porzellanfuß und einen gefältelten gelben Schirm in Form eines Chinesenhuts. Weiches Licht und weiche Schatten erfüllten den Raum.
    Zwei weitere Türen gingen von diesem Zimmer ab, beide waren geschlossen. Hinter der einen befand sich wahrscheinlich ein begehbarer Kleiderschrank,

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