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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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die Flügel wieder.
    Kenny wetzte keine Messer. Falls er sich nicht hinter einen Sessel oder das Sofa duckte, war er nicht einmal anwesend.
    Eine weitere Reihe metallischer Geräusche ließ Jillys Blick auf einen Käfig fallen. Er hing gute eineinhalb Meter über dem Boden von der Decke und wurde zusätzlich von einer Art Lampenständer gestützt.
    Mit winzigen Klauen klammerte sich ein Sittich an den dicken Draht, der die Gitterstäbe seiner Wohnstatt bildete, und mit dem Schnabel zupfte der gefiederte Gefangene an diesen Stäben. Dann ließ der Vogel mit einer schwungvollen Drehung seines beweglichen Halses den Schnabel wie ein handlose r H arfenist, der ein Glissando spielte, über eine Reihe Stäbe gleiten: Zzziiinnnggg, zzziiinnnggg.
    Nachdem Jillys ramponierter Ruf als Kriegerin weiter zu Schaden gekommen war, indem sie einen Sittich für eine tödliche Bedrohung gehalten hatte, zog sie sich aus dieser schmachvollen Situation zurück. Während sie wieder zur Treppe ging, hörte sich noch einmal, wie der Vogel energisch mit den Flügeln schlug, als verlangte er die Freiheit, zu fliegen.
    Das Klopfen und Rauschen der Flügel erinnerte Jilly so lebhaft an ihre paranormalen Erlebnisse, dass sie dem Drang widerstand, aus dem Haus zu fliehen, und stattdessen zu Dylan hinauffloh. Als sie den Treppenabsatz erreicht hatte, beruhigte sich der Vogel. Jilly jedoch blieb auf der Flucht vor der Erinnerung an Schwingen und eilte mit viel zu wenig Vorsicht hoch ins obere Geschoss.
    *
    Aus Beckys blauen Augen war die vorgetäuschte Furcht gewichen, und eine irre Schadenfreude war hineingetreten.
    Wild mit dem Messer fuchtelnd, sprang sie vom Bett. Als Dylan ihr mit einer Körperdrehung auswich, stellte sich heraus, dass sie weit mehr Leidenschaft als Übung besaß, was Mord und Totschlag betraf. Sie stolperte, wäre dabei fast hingefallen, konnte es um ein Haar vermeiden, sich selbst aufzuspießen, und brüllte: » Kenny! «
    Kenny hatte seinen Auftritt durch die Tür, zu der Becky nicht hingeschaut hatte. Nicht wenig an ihm erinnerte an einen Aal: Er war geschmeidig und flink, schlank, aber muskulös, und er hatte die irren, zusammengekniffenen Augen einer Kreatur, die dazu verdammt war, in einem kalten, tiefen, dumpfen Gewässer zu leben. Es hätte Dylan nicht gewundert, wenn die Zähne seines Gegenübers spitz und gebogen gewesen wären wie die Zähne aller schlangenartigen Tiere, egal, ob sie nun an Land oder im Wasser lebten.
    Davon einmal abgesehen, war Kenny ein junger Mann mit gewissem Stil. Er trug schwarze Cowboystiefel, schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeansjacke, die mit grünen indianischen Mustern bestickt war. Die Stickerei passte farblich zu der Feder in dem Cowboyhut, den Dylan im Schlafzimmer gegenüber auf den beiden Koffern gesehen hatte.
    » Wer sind denn Sie? « , fragte ihn Kenny und wandte sich dann, ohne eine Antwort abzuwarten, an Becky: » Und wo zum Teufel ist die alte Schlampe? «
    Bei der alten Schlampe, der die beiden aufgelauert hatten, handelte es sich zweifellos um die weißhaarige Frau in der bunt gestreiften Uniform, die von einem harten Arbeitstag nach Hause gekommen war.
    » Ist doch scheißegal, wer das ist «, sagte Becky. » Mach ihn einfach kalt, dann suchen wir das alte Aas und stechen es ab. «
    Der gefesselte Junge hatte die Beziehung zwischen seinem Bruder und dem Mädchen offenbar gründlich fehleingeschätzt. Die beiden waren kaltblütige Verschwörer, die gemeinsam vorhatten, Oma und das kleine Brüderchen abzuschlachten, um anschließend den erbärmlichen Inhalt des Sparstrumpfs zu stehlen, den die Alte in ihrer Matratze versteckt hatte, Kennys Koffer in den Wagen zu werfen und das Weite zu suchen.
    Vielleicht wollten sie später einen Zwischenstopp an Beckys Haus machen, um dort deren Gepäck abzuholen – oder sie hatten vor, die Angehörigen des Mädchens ebenfalls um die Ecke zu bringen.
    Egal, ob ihr Plan nach dieser unerwarteten Störung von Erfolg gekrönt sein würde oder nicht, im Moment hatten sie Dylan in der Zange. Sie waren in einer guten Position, ihn umgehend ins Jenseits befördern zu können.
    Kenny war mit einem Messer ausgerüstet, das eine dreißig Zentimeter lange Klinge mit zwei gemein scharfen Schneide n a ufwies. Der gummierte, anatomisch geformte Bügelgriff sah recht benutzerfreundlich aus. Es war bestimmt nicht leicht, ihn einer entschlossenen Hand zu entreißen.
    Beckys Waffe war zwar weniger für kriegerische als für

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