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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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kulinarische Aktionen gedacht, man konnte einen Menschen damit jedoch bestimmt genauso gut in Stücke hacken wie ein für den Kochtopf bestimmtes Hühnchen.
    Der Baseballschläger wiederum war beträchtlich länger als beide Messer, wodurch Dylan den Vorteil der größeren Reichweite hatte.
    Außerdem wusste er aus Erfahrung, dass seine Körpergröße im Allgemeinen Rowdys und Besoffene abschreckte, die ihm sonst womöglich dumm gekommen wären; die meisten aggressiven Typen nahmen offenbar unwillkürlich an, dass im Körper eines Riesenkerls nur ein brutaler Kerl hausen konnte, wo Dylan doch das Herz eines Lämmchens besaß.
    Vielleicht zögerte Kenny auch, weil er keinen Überblick über die Lage mehr hatte und davor zurückschreckte, einen Fremden umzubringen, ohne zu wissen, ob sich noch weitere im Haus befanden und wie viele. Die mörderische Niedertracht in seinen Aalaugen wurde durch eine Schläue gemildert, wie sie wohl auch die Urschlange im Garten Eden besessen hatte.
    Dylan überlegte kurz, ob er sich als Polizeibeamter ausgeben und behaupten solle, dass Verstärkung bereits unterwegs sei, doch selbst wenn man das Fehlen einer Uniform erklären konnte, wurde die Story schnell unglaubwürdig, weil er sich keines Revolvers bediente, sondern eines Baseballschlägers.
    Schon möglich, dass ein Tropfen Vernunft den von Drogen vergifteten Tümpel von Kennys Verstand verwässerte, Becky hingegen bestand weiterhin ganz aus animalischer Gier und dämonischer Gehässigkeit. Die ließ sich von der Reichweite des Baseballschlägers oder der Größe ihres Gegners bestimmt nicht lange in Schach halten.
    Mit einem Fuß täuschte Dylan einen Angriff auf Kenny an, wirbelte dann jedoch zu Becky herum und richtete seinen Schlag auf die Hand, in der sie das Messer hielt.
    Vielleicht war die junge Dame im Turnerinnenteam ihrer Highschool oder eine der zahllosen Möchtegernballerinen, für die liebende amerikanische Eltern Millionen ausgaben, weil sie der sicheren Meinung waren, hier wachse die nächste Margot Fonteyn heran. Zwar hätte Beckys Talent bestimmt nicht für die Olympischen Spiele oder das professionelle Tanztheater ausgereicht, aber sie war flink, gelenkig und deutlich besser koordiniert als in dem Augenblick, in dem sie vom Bett gehechtet war. Sie trat zurück, wich dem Schläger mit einem verfrühten Triumphschrei aus – » Ha! « – und sprang dann nach rechts, um auch dem nächsten Schlag zu entgehen. Dabei ging sie halb in die Hocke, um sich explosiver bewegen zu können, sobald sie beschlossen hatte, wie sie sich weiterhin bewegen wollte.
    Dylan gab sich keinen Illusionen hin, dass Kennys besserer Realitätssinn ihn auch dann noch in Schach halten würde, wenn sich eine ideale Gelegenheit zum Angriff bot. Deshalb borgte sich Dylan von Becky ein paar Finten, wobei er wahrscheinlich weniger wie eine gescheiterte Ballerina als ein Tanzbär aussah. Gerade als Kenny sich entschlossen zu haben schien, ihn endlich zur Strecke zu bringen, stürzte sich Dylan auf den bestickten Cowboy.
    In den Moränenaugen des jungen Burschen glomm nicht die animalische Wildheit von Becky, sondern die Berechnung eines Taschendiebs und die gebremste Hingabe eines Feiglings, der stets gegenüber einem schwachen Gegner am tapfersten war. Er war zwar auch ein Ungeheuer, allerdings nicht so ungezügelt wie seine blauäugige Spießgesellin, weshalb er den Fehler machte, sich an sein Opfer anzuschleichen, statt sich geradewegs darauf zu stürzen. In dem Moment, in dem Dylan sich ihm zuwandte und den Baseballschläger schwang, hätte Kenny mit genügend Schwung vorpreschen sollen, um sich unter de m S chläger hindurchzuducken und seinem Gegner dabei das Messer in den Leib zu rammen. Stattdessen fiel er seinen Nerven zum Opfer, zuckte zusammen und wich zurück.
    Mit einem Schlag, auf den selbst der legendäre Baseballspieler Babe Ruth stolz gewesen wäre, brach Dylan dem Jungen den rechten Unterarm. Trotz des anatomisch geformten Bügelgriffs flog Kenny das Messer aus der Hand, und es sah fast so aus, als würde er zu einem regelrechten Homerun abheben.
    Während der schreiende Bursche doch nicht davonflog, sondern stattdessen wie ein schlecht getroffener Baseball zu Boden plumpste, spürte Dylan, wie Becky sich hinter ihm zum Sprung vorbereitete. Einer wahnsinnigen Ballerina aber war ein Tanzbär hoffnungslos unterlegen, das wusste er.
    *
    Als Jilly die vorletzte Treppenstufe erreicht hatte, hörte sie, wie jemand » Kenny! « rief. Den

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