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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Türschwelle.
    »In’n ersten Stock, nur wejen eem Fass. Nochma machick dit nich. Könnse den Forza-Idee-Schnuckis ausrichten.«
    »Machen wir. Schönen Tag noch.«
    Tobi macht die Tür zu und reißt die Arme hoch.
    »Bier!«
    »Jah!«
    »Endlirch!«
    »Kann man sagen, was man will, aber Elvin und Adrian haben Wort gehalten.«
    »Mach schon, schließ es an, Tobi.«
    »Bin dabei.«
    KRAAAAAAAAAAACH! WUMMMMMM!
    Weia, was auch immer das war, jetzt ist wirklich was kaputtgegangen. Während wir aus der Küche hechten, um nachzusehen, was da gerade in Trümmer gefallen ist, muss ich noch mal an Wohlgemuths Worte denken. Ukrainer. Feine Kerle. Na, mal sehen.
    Auf dem Flur ist nichts zu erkennen. Jeder stürzt in sein Zimmer. Einen Moment später sind alle wieder da und schauen erleichtert. Bleiben also nur noch Gonzos Zimmer, Francescos Zimmer, Bad und Klo. Wir verteilen uns.
    »Klo ist in Ordnung.«
    »Gonzos Zimmer auch.«
    »Bad auch.«
    »Francescos Zimmrch nircht.«
    Stimmt, Francescos Zimmer nicht. In der Decke klafft ein riesiges Loch, ein gigantischer Schutthaufen aus Putz, Mauerziegeln, Kaminofentrümmern und Asche türmt sich auf dem Boden, und es riecht wie im Braunkohlekraftwerk. Ob überhaupt etwas in diesem Zimmer heil geblieben ist, ist mehr als zweifelhaft. Ein Glück, dass Francesco hier nur noch ein paar alte Taschenbücher und ein paar wenige Klamotten in zwei Ikearegalen deponiert hat.
    Durch das Loch in der Decke gucken ein paar ratlose Männergesichter.
    »Sie sind die Herren Ukrainer, nehme ich an?«
    Was der eine Mann antwortet, kann ich nicht verstehen, aber die Körpersprache sagt mir alles: »Tschuldigung, aber hat uns keiner gesagt, dass hier noch jemand wohnt und dass die Decke morsch ist, erst recht nicht.«
    Wir schließen die Tür wieder, damit nicht zu viel Staub herausschwebt. Während Tobi und ich uns noch versteinert anstarren, verschwindet Reto in seinem Zimmer und taucht kurz darauf in Arbeitsklamotten wieder auf.
    »Was hast du vor?«
    »Nun, wirch sollten versuchen, diesen Schlamassel ein wenig in Ordnung zu bringen, odrch?«
    »Wie willst du das in Ordnung bringen?«
    »Also nurch mal das Chröbste…«
    »Nein, lass mal, Reto. Francesco ist Anwalt. Der regelt so was gerichtlich.«
    »Genau. Besser nichts anfassen. Alles Beweismittel.«
    »Meint ihr wirklirch…«
    NÄÄT
    »Hallo Amelie.«
    »Hallo Kr…«
    »Jauuuuuuul!«
    »Nein! Bleib weg von den Eimern, Lambert!«
    »Habt ihr immer noch kein Wasser?«
    »Er hat nur aus dem grünen geschlabbert. Schnell, wir stellen die anderen Eimer aufs Regal. Räum mal die Teller weg.«
    Amelie setzt sich kopfschüttelnd.
    »Ich hab gehört, du bist jetzt Ernie, Krach. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Ich bin nicht Ernie. Ich bin nur seine Stimme.«
    »Na trotzdem.«
    »Und auch nur vertretungsweise. Ächz, hilft mir mal einer?«
    »Sofort – waaah, Reto! Das Regal kippt! Halt dagegen!«
    »Wirch müssen die Eimerch chranz nach hinten schieben.«
    »Wow, Wasservorräte bunkern. Lowtec pur. Alle Achtung.«
    »Schade, dass die bunten Plastikeimer das ganze Look & Feel versauen. Blecheimer wären besser. So Alt-Berlin-mäßig, weißt du, was ich meine?«
    »Du, find ich gar nicht so. Die Plastikeimer haben einen verdammt hohen Ghettofaktor.«
    »Warum klingelt ihr eigentlich nie?«
    »Weil wir keine Spießer sind, und ihr auch nicht. Dachten wir jedenfalls.«
    »Ich seh schon, unser Fass ist gut angek…«
    NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHT!
    »Jetzt aber, Wohlgemuth.«
    »Will bestimmt seinen Triumph über Francescos Zimmer auskosten.«
    »Wenigstens klingelt der. Könnt ihr mal sehen.«
    Vor der Tür stehen drei junge Männer. Das heißt, nur zwei von ihnen stehen. Der in der Mitte hängt kraftlos an den Schultern der beiden anderen und singt mit geschlossenen Augen leise vor sich hin.
    »Gonzo!«
    »Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Take on meeeeee…«
    »Wir haben ihn so auf der Straße gefunden. Taumelte rum und sang.«
    »Gerade mal eure Adresse haben wir aus ihm rausgekriegt.«
    »Roooooxanne…«
    »Das waren bestimmt die Russen.«
    »Man chrann keine äußerlirchen Verletzungen sehen.«
    »Echte Profis haun immer da hin, wo man nachher nichts sieht.«
    Ich kenne zum Glück die Wahrheit.
    »Es ist nicht so schlimm. Er hat sich nur sechs Stunden RS2-Hits angehört.«
    » Sechs Stunden RS2-Hits?«
    »Für Geld.«
    »Wirch hätten ihm doch Chreld leihen chrönnen.«
    »Foreeever young, I want to be foreeever young…«
    Wir bedanken uns bei den

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