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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Sich-verwöhnen-lassen muss ich mir ganz langsam aneignen. Kommt sowieso besser, wenn man am Anfang nicht gleich den Star mimt. Sobald dann erst mal die ersten Folgen ausgestrahlt sind…
    Das Lied geht los.
    Moment mal. Das Vorspiel kenne ich tatsächlich irgendwoher… So eine Swingnummer. Das ist zwar nicht unbedingt mein Stil, aber andererseits verdienen Roger Cicero und Konsorten ein Heidengeld damit. Ist halt unsere Zeit… So, jetzt kommt gleich der Gesang. Dann erkenn ichs bestimmt sofort wieder…
    »Dub dubidubi dubi didup,
    Dub dubidubi dubi didup.
    Quietsche-Entchen, nur mit dir
    plansche ich so gerne hier.
    Quietsche-Entchen, ich habe dich so furchtbar lieb… «
    …
    Moment mal, was wird hier mit mir gemacht?
     
    *
     
    Ich weiß nicht, ob wir überhaupt schon außer Hörweite des Studios sind, aber es ist mir egal.
    »Ich will eine Erklärung, Caio!«
    »Was gibts denn da zu erklären? Du hast auf ganzer Linie gewonnen, Mann! Du bist der neue Ernie. Komm, schlag ein. Wir werden reich.«
    »Du erzählst mir, Sie casten Sänger für eine Daily Soap mit Band, und am Ende suchen sie doch nur eine Ernie-Stimme!«
    »Was meinst du mit nur eine Ernie-Stimme? Damit gehörst du zu den Top-100-Stimmen im deutschen Showbiz.«
    »Lenk nicht ab. Was sollte das mit der Daily Soap? Ich hätte das ehrlich gesagt besser gefunden als die Ernie-Stimme. Vor allem, wenn ich den Aspekt ›Bewahrung meiner persönlichen Würde‹ in Betracht ziehe…«
    Caio legt mir die Hand auf die Schulter und schaut mich ernst an.
    »Hör zu, ich sag dir die Wahrheit: Wenn du ganz normal singst, klingst du wie Ernie, aber wenn du mit Absicht versuchst, wie Ernie zu singen, klappt es irgendwie nicht. Das war mir vorher nicht klar.«
    »Und deswegen hast du mir diesen Scheiß von der Daily Soap erzählt?«
    »Es war eine Notlüge.«
    »Drecksack.«
    »Hey, du verdienst jetzt richtig Geld. Ich versteh nicht, warum du dich nicht freust?«
    »Es ist ja auch nicht deine Stimme, die nächste Woche eingespielt wird, wenn Ernie beim Kika-Sommerfest vor tausend kleinen Hosenscheißern die Bühne betritt.«
    »Du musst da, glaub ich, echt noch an deiner professionellen Einstellung feilen.«

Brazil
     
    GROOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOH!
    »Puh, das ist jetzt aber kein Spaß mehr.«
    »Tja, der Wohlgemuth.«
    »Der meints jetzt wirklich ernst.«
    »Wie bitte?«
    »Der meints jetzt wirklich ernst!!!«
    »Ach so, ja.«
    Ich bin wieder zurück und sitze mit Tobi am Küchentisch. Der Presslufthammer muss gerade direkt über unseren Köpfen sein. Hin und wieder fällt unser Blick auf das schöne Augustiner-Fass, aber wir wissen, dass es leer ist.
    »Und du bist jetzt wirklich Ernie?«
    »Zum letzten Mal: Ich bin nicht Ernie. Ich leihe ihm nur meine Stimme. Und auch nur vertretungsweise.«
    »Sei doch nicht gleich so gereizt. Ernie ist doch voll der Sympathieträger.«
    »Ich will nichts mehr hören.«
    »Hey, wenn der Bundespräsident eines Tages direkt vom Volk gewählt wird, jede Wette, dass Ernie es packt?«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er sich gegen Hansi Hinterseer durchsetzen kann?«
    NÄÄT!
    Reto steht vor der Tür. An den beiden Besenstielen über seinen Schultern hängen insgesamt vier Eimer voll Wasser. Er lächelt trotz der aberwitzigen Last. Ihm fehlt nur noch ein Grashalm zwischen den Zähnen und er könnte mitsamt seiner Ausrüstung direkt in einen Almmilch-Schokoladen-Werbespot hineinmarschieren. Das einfache Leben scheint ihm irgendwie zu gefallen. Er schreitet würdevoll in die Küche, geht in Zeitlupe in die Knie und stellt alle vier Behältnisse so sorgfältig ab, dass nicht mal ein Tropfen überschwappt. Ich sehe Tobi an. Er stülpt die Unterlippe vor und nickt in ehrlich empfundener Bewunderung. Wir hatten wirklich ein gutes Händchen bei der Neuer-Mitbewohner-Auswahl.
    NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHT!
    »Und ich dachte schon, wir hätten jetzt mal ein paar Momente Ruhe.«
    »Na immrchin sind die Männrch mit den Pressluft-Hämmrchn jetzt in ein anderes Zimmrch gegangen, odrch.«
    »Die wären mir, ehrlich gesagt, lieber als jetzt schon wieder der Wohlgemuth.«
    »Wahrscheinlich haben ihn seine Russen noch mal zusammengeschlagen, hähä.«
    »Find ich nicht so lustig. Der heckt was aus.«
    Tobi macht die Tür auf.
    »Tagchen. Getränkelieferung für Lüdenscheidt, Viehbauer-Gonzalez, Krawanke, Krachowitzer und, puh, Zimmerli.«
    Der dicke Getränkefahrer schubst ein Bierfass von seiner Sackkarre über unsere

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