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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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UMZZ-UMZZ-UMZZ höre. Es ist zwar durchaus so laut, als würde man im Sommer 1998 von einem Love-Parade-Truck überrollt, aber gegen den Presslufthammer von neulich kann das trotzdem nicht anstinken, denke ich mir, während ich in den Flur tapere. Ich weiß zwar nicht, was das bringen soll, aber irgendwas muss man ja machen.
    Im Flur sehe ich Tobi und Reto in Boxershorts, die gerade versuchen, Gonzo den 2000-Gramm-Hammer aus unserem Werkzeugkasten aus der Hand zu winden.
    »Chromm, sei vernünftig.«
    »Das bringt doch nichts.«
    »Doch, ich mach den ganzen Laden kaputt! Und ihre Brillen zermalm ich zu Staub! Den müssen sie dann schnupfen! Lasst mich los!«
    UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ-UMZZ
    Ich beginne langsam, die Situation zu begreifen. In der Galerie ist Party. Eigentlich nichts Besonderes. Früher konnte man locker über die Geräusche, die durch unsere Decke drangen, hinwegschlafen. Aber irgendwie müssen sich die Scheitelkokser in den letzten Monaten eine gewaltige neue Beschallungsanlage vom Drogenbudget abgespart haben, und heute Nacht testen sie sie anscheinend zum ersten Mal an.
    »Also lass uns einen Kompromiss machen, Gonzo. Du lässt den Hammer hier, aber dafür darfst du reden, wenn wir jetzt runtergehen.«
    »Und du ziehst dir vorher was an.«
    »Grrr. Lasst mich!«
    »Entweder so oder gar nicht.«
    An Tobi ist heute wirklich ein Pädagoge verlorengegangen.
    »Na gut, na gut.«
    »Freut mich, dass du vernünftig bist.«
    »Ich beuge mich nur der Gewalt.«
    Gonzo gibt den Hammer her. Wir schlüpfen in unsere Kleider und passen gleichzeitig auf, dass er nicht vorzeitig wegfitscht. Tobi setzt noch mal seinen strengen Blick auf und gibt Gonzo ein paar letzte Ermahnungen mit auf den Weg, während Reto und ich die Tür blockieren.
    »Und nicht vergessen: Lösung geht vor Eskalation. Hallo Gonzo, hast du mich verstanden?«
    »Jaja.«
    »Ich will eine problemorientierte Diskussion mit sachlichen Argumenten hören.«
    »Leck mich.«
    »Wie war das?«
    »Ja.«
    »Schau mir in die Augen, wenn du antwortest.«
    »Ja.«
    »Gut. Wir vertrauen dir.«
    Tobi nickt uns zu. Wir geben die Tür frei, und im gleichen Augenblick ist Gonzo verschwunden. Reto und ich wollen ihm nachsetzen, aber Tobi ermahnt uns zur Ruhe.
    »Er muss merken, dass wir ihm vertrauen.«
    »Tun wir das?«
    »Darum geht es jetzt nicht.«
    »Aha. Na hoffentlich passiert kein Unglück, du Pestalozzi für Arme.«
    Während ich hinter den anderen die Treppen hinunterstolpere, merke ich wieder, wie müde ich eigentlich bin. Meine Augen, meine Beine, meine Hände – sie machen zwar alle irgendwas, aber mein Körper fühlt sich nicht wie eine Einheit an. Womöglich falle ich gleich auseinander. Vielleicht wäre es besser, wenn ich wieder ins Bett gehe und den stressigen Traum weiterträume.
    Die Hintereingangstür zur Galerie schwingt wie die Membrane einer Lautsprecherbox. Als ich sie öffne, werden wir vom UMZZ-UMZZ-UMZZ fast weggefegt. Wir pressen uns die Hände auf die Ohren und schieben uns gegen den Schalldruck in den völlig überfüllten Raum. Nachdem wir uns ins Zentrum gekämpft haben, können wir die Lage einigermaßen überblicken. Eine Reihe von furchterregenden Boxentürmen verdeckt die ganze Seitenwand samt der an ihr aufgehängten Zottelbritenkunst und setzt alles im Umkreis unter Schall. Die Scheitelkokser tummeln sich auf der anderen Seite des Raums hinter der Bar und verkaufen seelenruhig Drinks. Gonzo steht neben ihnen und brüllt aus Leibeskräften auf sie ein.
    Tobi sieht uns triumphierend an. Ja, stimmt. Gonzo ist nicht gewalttätig geworden. Aber das liegt bestimmt nicht daran, dass er unser Vertrauen gespürt hat, sondern dass er im Moment alle Kraft in die Bewegung seiner Stimmbänder steckt. Und nicht einmal das reicht aus. Die Scheitelkokser interpretieren seine Lippenbewegungen als Getränkebestellungen. Gonzo bekommt bereits den dritten Plastikbecher mit irgendeinem hochprozentigen Mördergemisch ausgehändigt. So kommen wir nicht weiter. Ich nicke Tobi zu. Wir bahnen uns einen Weg durch die Menge und schlüpfen ebenfalls hinter die Bar. Dort haken wir einen der Scheitelkokser an beiden Armen unter und schleifen ihn auf seinen Hacken zum Klo. Gonzo kommt uns mit seinen Plastikbechern hinterher.
    Auf dem Klo umzzt es immer noch höllisch laut, aber wenn man sich direkt ins Ohr schreit, kann man durchaus einfache Konversation betreiben.
    »WAS

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