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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Claus Peymann. Intendant und Geschäftsführer des Berliner Ensembles und nebenberuflich unantastbarer Gott der deutschen Theaterszene. Mir bricht der kalte Schweiß aus. Nicht auszudenken, wenn ich jetzt gerade vor seinen Augen als billiger Theaterkantinenschnorrer enttarnt worden wäre. Meine Schauspielerkarriere wäre im Arsch gewesen, bevor sie überhaupt begonnen hätte.
    Ich tippe Tobi und Gonzo an.
    »Kommt, wir gehen. Schnell.«
    Noch bevor sich die beiden aber aus ihrer Schockstarre gelöst haben, ist Claus Peymann schon wieder zurück. Er wendet sich an uns.
    »Meine Herren, die Zusammenarbeit des Berliner Ensembles mit Bushido ist ab sofort beendet. Ich entschuldige mich ausdrücklich für das, was Sie und Ihre Kollegen in den letzten Wochen erleben mussten. Nehmen Sie sich für heute frei. Ab morgen wird weitergeprobt. Die künstlerische Leitung übernehme ich.«
    Das Grüppchen im Auditorium verstärkt sein Klatschen noch einmal um das Doppelte, die Schauspieler atmen durch, wir tun es auch, vor allem, um nicht aufzufallen, und machen, dass wir wegkommen.

Pilzkernstifte
     
    »Hey, kein Scheiß, ich glaube, wir haben da gerade einen Moment erlebt, der in die Theatergeschichte eingehen wird.«
    »Echt? Wieso?«
    »Na, hör mal, Peymann schmeißt Bushido raus.«
    »Wer ist Peymann? Ist der berühmt?«
    »Ihr seid solche Ignoranten.«
    »Du hast übrigens noch grüne Farbe hinter dem Ohr.«
    Die Luft in unserer Küche steht still. Wir schwitzen aus allen Poren, teils wegen der Hitze, teils wegen der Aufregung, die immer noch nicht ganz abgeklungen ist. Schräg gegenüber aus Francescos Zimmer hören wir die Bauarbeiten. Ab und zu kommt ein schweißüberströmter Arbeiter über den Flur und schleppt Schutt weg oder Material an.
    »Wir sollten einfach schwimmen gehen.«
    »Bis wir am See angekommen sind, sind wir längst tot.«
    »Lass mal die Küchentür zumachen. Wenn die Bauarbeiter uns hier weiter gemütlich Bier trinken sehen, gehen die uns noch irgendwann an die Gurgel. Ich hätte das an ihrer Stelle schon längst getan.«
    »Ich glaube, ich sollte jetzt sowieso zur Abwechslung lieber mal Wasser trinken. Ist ja immerhin erst drei, und ich muss nachher noch mal weg.«
    »Tja, da haben wir nur ein Problem.«
    »Was? Sind die Eimer etwa schon wieder leer?«
    »Und im Kühlschrank?«
    »Eine angebrochene Coke Zero von Amelie.«
    »Alles klar. Wer ist dran?«
    »Gonzo.«
    »Ächz. Na gut. Aber ich trag keine vier Eimer wie Reto. Höchstens zwei.«
    Er stemmt sich von seinem Sitz hoch und verschwindet grummelnd.
    »Ein Glück, dass ich nicht muss. Der Hackbraten war doch bisschen viel.«
    »Willst ja nicht hören.«
    »Börps. Tschuldigung.«
    »Hm, sag mal Tobi, noch mal eine Frage wegen Amelie und so. Also, du hast gesagt, wenn sie einem eine Lasagne macht, ist sie verliebt, oder?«
    »Ja. Halte ich für eine wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis.«
    »Und was ist, wenn, also nur mal angenommen, sie dich zum Duschen einlädt?«
    »Zum Duschen?«
    Tobi zieht eine Augebrauen hoch.
    »Ja, also nur mal angenommen, wie gesagt, nicht wahr…«
    »Also das heißt, dass sie findet, du müffelst.«
    »Ah. Danke…«
    Gonzo kommt zurück.
    »Es gibt kein Wasser. Der Kerl ist nicht da.«
    »Kann nicht sein. Der ist doch immer da.«
    »Macht aber keiner auf.«
    »Musst schon richtig auf die Klingel drücken. Der hat noch den alten DDR-Drücker.«
    »Kannst ja gerne noch mal selber probieren.«
    »Börps. Na gut, aber dann gehen wir am besten doch gleich alle. Dann haben wir sechs Eimer auf einen Schlag.«
    »Also, ich fress nen Besen, wenn der doch da ist.«
    Noch während wir uns die drei Treppen hochschleppen, bekomme ich schon wieder so viel Durst wie vor dem letzten Bier. Hoffentlich hat Tobi recht.
    Wir legen das Ohr an die Tür, während er klingelt.
    Nööööööööööööt.
    »Genau so hat es vorhin bei mir auch getönt. Ich sag doch, der ist nicht da.«
    »Warum hat er eigentlich ein so ein schönes Nöööt und wir ein NÄÄÄT?«
    »Weil Wohlgemuth uns am meisten hasst.«
    »Pst, ich glaub, ich hör was.«
    …
    »Hm, doch nichts. Hab ich mich wohl getäuscht.«
    »Also, er ist nicht da.«
    »Dreck.«
    »Um was hatten wir noch mal gewettet?«
    »Also wenn Tobi nicht so störrisch wär, könnte er wie gesagt einfach das Schloss im Keller…«
    »Blablabla, ich – mach – es – nicht – Krach.«
    Gonzo ist schon wieder halb die Treppe runter, aber Tobis Blick ist irgendwie am Türschloss der

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