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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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könnte heute das Riesenloch zumauern. Irgendwie ist meine ganze Kraft mit einem Schlag weggeblasen.
    NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄT!
    Sie kommt wieder! Wir stürzen alle gleichzeitig zur Tür. Weil wir uns beim Rennen gegenseitig mit allen Tricks und Kniffen bearbeiten, die wir in hunderten Toilettenwettläufen gelernt haben, dauert es eine Weile. Als die Tür aufgeht, liegen wir drei ineinander verkeilt auf dem Boden.
    Vor der Tür stehen fünf Männer in T-Shirts, Arbeitshosen, Bauhelmen und mit unzähmbarer Gier nach schwerer körperlicher Arbeit in den Augen.
    »Firma Brombach. Wenn Sie so freundlich wären, den Weg frei zu machen, können wir sofort anfangen.«
    »He, Moment mal, hier wird nichts rumgebaut.«
    »Genau. Hier wird nämlich noch gewohnt.«
    »Aber Ihr Hausbesitzer, Herr Wohlgemuth, hat uns beauftragt, hier einen Schaden zu beheben.«
    »Äh, sagten Sie Schaden beheben?«
    »Ja, eine eingestürzte Decke.«
    »Ach so, ja, das ist bei unserem Mitbewohner.«
    »Vierte Tür rechts.«
    »Was ist denn mit Ihnen los? Warum gucken Sie so komisch?«
    »Nun, es ist so…«
    »Herr Wohlgemuth hat hier noch nie etwas beheben lassen…«
    »Seit wir hier wohnen nicht…«
    »Und wir wohnen schon ziemlich lange…«
    »Na, diesmal hat er es sogar richtig eilig. Wir kriegen eine Prämie, wenn wir heute noch fertig werden. Hat wohl einen guten Rechtsanwalt, euer Mitbewohner?«
    »Sieht so aus.«
     
    *
     
    Während die Brombach-Jungs ihre Ausrüstung reinschleppten, haben wir unsere Biere ausgetrunken und dabei beschlossen, erst mal in der Berliner-Ensemble-Kantine Mittag zu machen. Die grünen Gesichter malen wir uns wieder erst kurz vor dem Ziel in einem schattigen Hauseingang auf, damit die Schminke in der Hitze nicht zerläuft. »Nächstes Mal brauchen wir aber wirklich was anderes.«
    »Stimmt. Schon allein, weil die grüne Schminke zu Ende geht.«
    »Ich hole uns Mintgrün, und Korallenrot als Akzentfarbe.«
    »Oder vielleicht besser mal was mit Hüten? So mit buschigen Federn dran und so?«
    »Besprechen wir noch in aller Ruhe. So, jetzt Haltung. Wir sind Schauspieler.«
    Beim Essenholen klappt zum Glück wieder alles so wie immer. Erstaunlich. Das Kantinenpersonal scheint sich die Theaterstücke jedenfalls nicht anzusehen. Keiner fragt sich, was die Grüngesichter hier immer wollen.
    »Tobi mal wieder. Hackbraten mit Rahmsoße, Gemüse und Extra-Kartoffeln. Bei der Hitze.«
    »Na und? Hat auch nicht mehr Kalorien als deine durchschnittliche tägliche Bierration. Außerdem habe ich, wie du siehst, heute nur einen Nachtisch genommen.«
    »Früchtequark. Allein davon wird man doch schon pappsatt.«
    »Sagt mal, anderes Thema, seht ihr den Tisch da hinten?«
    »Wo?… Oh, krass.«
    »Vielleicht eine Spiegelung?«
    Nein, kein Zweifel, die drei Jungs mit den grün geschminkten Gesichtern in der anderen Ecke sind echt.
    »Und wer hat hier die ganze Zeit rumgemeckert, von wegen einfach nur grüne Gesichter reicht nicht?«
    »Glaubst du, das sind wirklich Schauspieler?«
    »Nein, bestimmt auch nur Betrüger wie wir. Die haben sich das von uns abgeschaut.«
    »Vielleicht haben wir einen stadtweiten Modetrend losgetreten.«
    Grüne Gesichter, grüne Gesichter, irgendwas beunruhigt mich, aber noch bevor ich richtig darüber nachdenken kann, überschlagen sich auch schon die Ereignisse. Ein kleiner dicker Mann mit Halbglatze betritt den Raum und steuert direkt auf uns zu.
    »Sagen Sie mal meine Herren, sitzen Sie eigentlich auf Ihren Ohren? Wir haben Sie schon dreimal ausgerufen. Jetzt aber ganz flott auf die Probenbühne!«
    Kein Zweifel, er meint uns. Wir erstarren vor Schreck. Nur Tobi steckt sich noch in Zeitlupe ein riesiges Stück Hackbraten in den Mund.
    Ich höre die Stimme des Kassenmädchens aus dem Hintergrund.
    »Die können nichts dafür, Herr Weidinger. Der Lautsprecher ist seit heute Morgen kaputt.«
    »Warum sagt mir das denn keiner? Als ob wir nicht schon genug Probleme hätten. Beeilung, meine Herren! Essen können Sie nachher. Geht meinetwegen aufs Haus.«
    »Äh…«
    »Was denn noch?«
    Gonzo zeigt einfach nur auf den Tisch mit den anderen Grüngesichtern.
    »Ach so, proben wir heute schon mit sechs grünköpfigen Gemüsehändlern? Na umso besser. Los jetzt!«
    Gemüsehändler! Natürlich, jetzt weiß ich es! Im Arturo Ui gibt es Gemüsehändler. Soweit ich weiß, keine große Rolle, aber auf jeden Fall mit Text. Jetzt haben wir wirklich ein Problem.
    Wir trotten im Gänsemarsch hinter

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